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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hamann
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hab ich den Hahn wieder aufgedreht. Zwischen hundertdreißig und hundertfünfzig schätz ich. Auf dem Ring musste ich dann ein bisschen langsamer fahren. Ja, und den Rest bin ich, wie Sie so schön sagten, sportlich ambitioniert gefahren.« Sein Grinsen machte sich wieder breit. »War eine schöne Tour.«
    »Wohl eher ein Rennen für einen Kamikazefahrer«, entgegnete Martin trocken.
    »Aber es war mitten in der Nacht.«
    »Eben! Gerade bei Dunkelheit ist so schnelles Fahren extrem leichtsinnig.«
    »Da war nobody on tour. Die Straße war mir.«
    »Eine Straße, für die du deine eigenen Regeln gemacht hast.«
    »Beziehungsweise keine Regeln«, ergänzte Michael.
    »Ich bin zwar schnell gefahren, aber sicher. Und an roten Ampeln hab ich angehalten.«
    »Na, das will ich hoffen. Wie viele rote Ampeln hattest du?«
    »Zwei, glaub ich.«
    »Und warum bist du so einen Umweg gefahren? Am schnellsten wär’s doch über die Autobahn gegangen?«
    »Sie kennen doch die hessische Polizei. Geschwindigkeitsbegrenzungen und Blitzer überall. Ich wollt ja mit Führerschein und ohne Geldstrafe nach Hause kommen.«
    »Und woher willst du wissen, ob auf deiner Strecke keine Blitzer stehen?«
    »Alles gecheckt. An den Straßen ist es immer clean.« Er winkte lässig ab. »Wenn Sie wollen, kann ich die Strecke nochmal fahren und die Zeit stoppen.«
    »Nein, das kannst du leider nicht, weil du dich in Zukunft, auch nachts, an die Verkehrsregeln hältst, insbesondere an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Ist das klar?«
    »Ja«, sagte er gedehnt. »War ja nur ein Angebot.«
    »Kannst du über den Wagen oder den Fahrer noch was sagen?«
    »Es war ein dunkler Kombi. Die Marke weiß ich nicht. Aber auf der Motorhaube war so ein rundes Logo. Das hatte irgendwas Rotes drin und weiße Schrift. Ich hab das nur ganz kurz wahrgenommen, als ich den Schlenker um die Haube gemacht habe. Wer am Steuer saß, kann ich überhaupt nicht sagen. Die Seitenscheiben waren getönt und wie gesagt, ich hatte damit zu tun, meinen Bock nicht abzulegen. Das ging auch alles ganz schön schnell.«
    »Was ist mit dem Kennzeichen?«
    »Keine Ahnung. Der ist ja ohne Licht gefahren. Ich hab zwar sofort nach der Aktion angehalten und mich umgedreht, aber da war der schon fast weg.« Er runzelte die Stirn und überlegte einen Moment. »Aber mir sind die Felgen aufgefallen. Die sahen aus wie diese Schaufelräder in Flugzeugtriebwerken.«
    »Glaubst du, du würdest den Wagen oder zumindest den Typ wiedererkennen, wenn du ihn siehst?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Ich danke dir. Du kannst jetzt zu Mama futtern gehen. Wir melden uns bei dir.«
    »Wie checken Sie denn jetzt die genaue Zeit?«
    »Wir fahren die Strecke ab, wenn kaum noch Verkehr ist.«
    »In meinem Tempo?«
    »Sicher.«
    »Na, sicher ist das aber nicht, Herr Kommissar«, sagte Simon altklug.
    »Mach, dass du reinkommst.«
    Damit drehte Simon sich um und verschwand lachend im Haus, während Martin und Michael die Kollegen suchten und sie über die geplante Spritztour informierten.

20
     
    Martin bog in die Wilhelmstraße ein, wo man sofort daran erinnert wurde, dass Weihnachten vor der Tür stand. Ganz im Zeichen des Wiesbadener Stadtwappens hatte man hier die Laternen zu riesigen illuminierten Lilienblüten umfunktioniert. Ein wunderbarer Anblick. Wer geriet da nicht in weihnachtliche Stimmung? Martin nahm sich vor, am Wochenende mit Karla den Wiesbadener Weihnachtsmarkt, den sogenannten Sternschnuppenmarkt, zu besuchen. Bei dem Gedanken an seine Frau entspannte er sich und lächelte vor sich hin. Er war froh, dass Dieter und Michael sich sofort bereit erklärt hatten, das kleine Rennen heute Nacht zu übernehmen. Die beiden hatten sich förmlich darum gerissen. Wie kleine Jungs, die endlich mal über die Stränge schlagen durften. Das wunderte Martin überhaupt nicht. Michael liebte das Autofahren, je schneller desto besser. Grundsätzlich fuhr er, wenn sie mit Blaulicht unterwegs waren. Er war ein sehr sicherer, versierter Fahrer. Dieter war ebenso fasziniert von Autos wie sein Kollege. Das Fahren an sich war ihm nicht so wichtig. Ihn interessierten viel mehr die technischen Daten und Details. So hatten die beiden eine gemeinsame Leidenschaft. An den beliebten Gesprächen über Autos beteiligte sich auch Paul gerne. Heute Nacht wäre er liebend gern mitgefahren, hatte aber den Abend bereits verplant. Man sah ihm an, dass er das bedauerte. Gefrustet war er aus dem Büro gegangen, nachdem Michael ihn

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