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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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Geschenk.
    Behutsam nahm die Richterin Nadia an den Schultern und drehte sie zu der schimmernden Landschaft hin. »Siehst du, was du vor dir hast, mein Schatz?«
    »Ich weiß nicht«, wisperte Nadia und kniff die Augen zusammen.
    »Schau«, befahl die Richterin. »Schau, was vor dir liegt.«
    Nadia schnappte nach Luft und fing an zu weinen.
    Mit einem Blick über die Schulter lächelte mich die Richterin an. »Na schön, Lela. Ich will dein Angebot annehmen. Nadia wird entlassen. Sozusagen auf Bewährung. Und du …«
    Da wurde krachend die Tür aufgestoßen und mit einem Schlag brach ein Höllenlärm los.
    »Wartet!«
    Ich drehte mich um und sah Malachi, wie er seinen Stab schwingend die ersten vier Wächter am Eingang niedermachte. Er bewegte sich mit tödlicher Präzision, Verzweiflung und Entschlossenheitstanden ihm ins Gesicht geschrieben. Ich schlug mir die Hand vor den Mund, damit ich nicht seinen Namen rief, und spannte jeden Muskel an, um nicht zu ihm zu laufen.
    »Malachi«, flüsterte die Richterin unwirsch und stemmte die Hände in die Hüften. Offenbar war sie ziemlich unbeeindruckt.
    »Malachi, Malachi«, murmelten die Wächter und sahen sich beunruhigt um. Die der Tür am nächsten standen, wichen zurück wie ein Mann, die uns näher waren, versuchten ebenfalls, sich den vernichtenden Hieben seines Stabs zu entziehen.
    Als er merkte, dass niemand Anstalten machte, ihn aufzuhalten, warf er, ohne stehenzubleiben, seinen Stab weg, den Blick fest auf die Richterin gerichtet. »Hör auf! Bitte! Ich beantrage, gehört zu werden«, rief er im Laufen. Wenige Meter von mir entfernt warf er sich auf die Knie und hob waffenlos die Hände.
    Die Richterin musterte ihn lachend. »Du hast dich verändert seit unserer ersten Begegnung, aber nach wie vor hast du ein Talent für dramatische Auftritte.«
    Schwer atmend senkte Malachi den Kopf und legte die Hände auf seine Schenkel. »Es tut mir leid. Bitte, hör mich an.«
    »Auch in dieser Hinsicht bist du noch der Alte. Immer noch arrogant. Du hast eine Verhandlung gestört.
Schon wieder.
« Die Stimme der Richterin hallte schmerzhaft von allen Wänden wider, so als spräche sie mit tausend Stimmen zugleich. Entsetzt hielt ich mir die Ohren zu.
    Malachi zuckte zusammen und ließ immer noch den Kopf hängen. »Ich bitte um Verzeihung für meinen Hochmut. Bitte, ich habe etwas zu sagen.«
    Die Richterin winkte ab. »Du kannst warten, bis ich mein Urteil über diese beiden gesprochen habe.« Aber hinter ihrem Lächeln verbarg sich etwas anderes.
    Erwartung.
    O nein. Er will sich …
    »Ich biete mich an.«
    Die Richterin lächelte hochzufrieden. Ihre Zähne schimmerten so weiß wie die Wände. »Ich höre.«
    Malachi hob den Kopf und sah sie an. »Ich biete meine Dienste im Tausch gegen die Freiheit dieses Mädchens.« Er deutete auf Nadia.
    »Für das Mädchen wurde schon bezahlt, mein Junge.«
    Malachi machte große Augen. »Nein.
Nein!
« Zum ersten Mal wandte er sich mir zu. »Lela, bitte nicht. Du hast keine Ahnung, was du tust. Du weißt nicht, wie es ist, bei der Wache durchzuhalten. Es ist gefährlich. Zermürbend. Einsam.« Sein Gesicht war schmerzverzerrt. »Bitte, tu das nicht.«
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte ihn traurig an. »Ich muss.«
    Wieder wandte sich Malachi mit entschlossener Miene an die Richterin. »Mazikin haben eine Bresche in die Mauer geschlagen. Du brauchst mich, damit ich mich darum kümmere, zumal Ana fort ist. Lela schafft das nicht. Sie ist ein Neuling. Sie würde Training brauchen –«
    »Ach, ich weiß nicht«, meinte die Richterin in schleppendem Ton, während sie zu mir schwebte und mir die Hand auf den Kopf legte. »Lela hat viele Talente. Du traust ihr nicht genug zu.«
    Malachi schloss die Augen und nickte. »Ich weiß, wozu sie fähig ist. Aber du kannst mich dafür haben. Ich habe dir fast siebzig Jahre lang gedient. Jetzt ist eine kritische Zeit.«
    »Ach, du hast keine Ahnung«, säuselte sie und streichelte gedankenverloren mein Haar. »Sag mir, Malachi, was hat dich bewogen, meinen Gerichtssaal ein
zweites
Mal zu stürmen? Das hat noch keiner gewagt. Was führt dich her?«
    »Du weißt es.«
    Die Richterin hielt in ihrem Streicheln inne, griff sich ein Büschel meiner Haare und obwohl sie nicht daran zog, wagte ich nicht, mich zu bewegen. »Natürlich weiß ich es. Aber ich möchte hören, wie du es aussprichst, mein Lieber. Kopf hoch! Das ist deine Chance zu sagen, was du auf dem Herzen hast, ohne dass sie dir

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