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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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ziemlich einschüchternde Aufgabe, jedoch ersparte ich mir einen mentalen Ausrutscher: Es hätte keinen ehrlicheren und aufrechteren Gentleman treffen können.
    Großer Gott!, dachte ich angewidert, als ich in das altersschwache Fahrzeug stieg; meine Hose wurde augenblicklich von dem Vorkommen an Zalens Blut durchtränkt, das sich hier bei dessen Ausweidung und Zerstückelung gebildet hatte. Ich saß einen Augenblick lang still da, begutachtete bedächtig die unmittelbare Umgebung durch die Windschutzscheibe und sah nichts – absolut nichts – Ungewöhnliches. Wenn mich diese Vollblütigen jagen, dann geben sie sich dabei bisher aber keine große Mühe. Doch dann überfiel mich eine düstere Erinnerung: Zalens frühere Besorgnis über den Zündmechanismus des Wagens. Ich war Antiquar und Philanthrop, kein Autodieb. Wenn der Wagen ein Zündschloss hat, dann habe ich keine andere Wahl, als Onderdonks halb garen Körper aus dem Räucherfass zu holen und in seinen Taschen nach dem Schlüssel zu suchen … Ich holte meine Taschenlampe heraus, schloss mein Zielauge, um dessen Nachtsicht zu bewahren, dann, bloß für einen Sekundenbruchteil, schaltete ich vor dem Armaturenbrett die Lampe ein.
    Mir rutschte das Herz in die Hose.
    Die Lampe beleuchtete den Schlitz eines Zylinderschlosses, das in das Armaturenbrett eingebaut war.
    »Hier ist der Schlüssel, Mr. Morley«, sagte auf einmal eine leise Stimme direkt neben dem offenen Wagenfenster. War mein Herz eben noch in tiefster Verzweiflung versunken, hüpfte es mir nun vor Schreck beinahe aus dem Mund.
    Es war Klein Walter, der neben dem Wagen stand.
    »In Himmels Namen, Junge!«, flüsterte ich zurück. »Deinetwegen wäre mein Herz fast stehen geblieben!« Doch dann wanderte mein Blick zu seiner jugendlichen Hand, und ich stellte fest, dass seine Behauptung zutraf. »Wie … Wie in aller Welt hast du …«
    Ein leicht stolzes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. »Mr. Onderdonk hat den Schlüssel immer unter dem Fußabtreter aufbewahrt; ich habe ihn den oft dort hinlegen sehen, Sir, während meiner Wanderungen durch den Wald.«
    »Du hast nicht nur gute Manieren«, lobte ich ihn, »sondern bist auch noch tüchtig.« Ich blinzelte. »Aber du hast doch eben noch geschlafen.«
    »Ich bin aufgewacht und habe Sie und meine Mom reden gehört, deshalb bin ich auf eigene Faust hierher gekommen, um den Schlüssel für Sie zu holen.«
    Das war freilich ein Geschenk, mit dem ich niemals hätte rechnen können. »Du bist ein guter Junge, Walter, und ein sehr tapferer noch dazu. Doch hier draußen ist es über die Maßen gefährlich. Weißt du über …« Ich wusste nicht, wie ich es sagen sollte.
    »Ich weiß alles über die Vollblütigen, Sir. Ich habe sie ein paar Mal gesehen, aber heute Nacht habe ich eine ganze Menge von ihnen gesehen.«
    Und das ist meine Schuld, rief ich mir ins Gedächtnis. Walters Mut war lobenswert, aber er brachte ihn durchaus in große Gefahr. »Steig in den Wagen zu mir, Walter. Wir holen jetzt deine Mutter ab, dann nehme ich euch beide mit und ihr könnt bei mir leben.«
    »Aber Sie werden Hilfe brauchen, Sir«, entgegnete er. »Es wäre am besten, wenn ich auf der Ladefläche sitze. Ich bekomme kein gutes Ziel, wenn ich mit Ihnen im Wagen sitze.«
    »Kein gutes Ziel ? Walter, wovon redest du?«
    Er hob seinen selbst gebauten Bogen hoch. »Sie könnten versuchen, die Straße zum Haus zu versperren, aber ich bin ein ziemlich guter Schütze.«
    Unwillkürlich musste ich grinsen. »Bursche, du bist bestimmt der mutigste Junge, der mir je begegnet ist, aber ich befürchte, Pfeile mit Saugnäpfen werden gegen die Vollblütigen nicht viel ausrichten können.«
    Dann zeigte er mir eine Handvoll echter Pfeile.
    »Sehen Sie, Mr. Morley? Wir sollten lieber losfahren, bevor sie kommen.«
    Was konnte ich solch jugendlichem Genie und bereitwilligem Wagemut entgegenhalten? »Gut, Walter, steig hinten ein und sei wachsam … Und drück uns die Daumen, dass diese alte Kiste anspringt.«
    Der Junge sprang hinten auf. Mit geweiteten Augen und zitternden Lippen steckte ich den Schlüssel ins Schloss, sprach ein Gebet, das jedoch deprimierend kraftlos schien, und drehte den Schlüssel herum.
    Der verrostete Koloss ruckelte und stieß ein lautes, metallisches Jaulen aus, bei dem mir die Nackenstränge rausstanden, sprang dann aber rumpelnd an. Es knirschte bei meinem Versuch, den ersten Gang einzulegen, und ich biss die Zähne zusammen, dann setzten wir uns endlich

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