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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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verstohlen auf ihre Uhr.
    Sie registrierte es. »Nein danke, nett von dir, aber ich hab es etwas eilig, lan kommt bald. Lass es dir gut gehen. Wir sehen uns sicher bald.«
    »Ganz bestimmt!« Ingrid gab ihr links und rechts ein Luftküsschen. »Ganz bestimmt!«
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    Mittwochabend, den 8. November 1989 -in Hamburg Die Haustür wurde aufgeschlossen. »Liebling«, riss lans Stimme sie aus der Vergangenheit, »wo bist du?«
    Verwirrt zuckte sie zusammen, für Momente völlig desorientiert. Erst jetzt bemerkte sie, dass es schon stockdunkel war, sah den Schnee, der als Matsch die Fensterscheiben hinunterleckte, begriff sie, dass sie sich in Hamburg befand. Rasch schlüpfte sie durch die Tür aus ihrer Traumwelt in die, die sie für die wirkliche hielt, und lief ihm durch das Esszimmer in die Diele entgegen. Er stand da, eins-neunzig groß und breit wie ein Schrank. Fest und unverrückbar. Der Fels in der Brandung ihres Leben.
    Sie warf sich in seine Arme und legte den Kopf in seine Halsgrube. Hier war sie sicher, hier konnte sie nichts berühren, keiner verletzen, und hier fand sie sich wieder, wenn sie einmal mehr die Kluft zwischen der Wirklichkeit und der geheimen Welt in ihrer Seele nicht überbrücken konnte. Flüchtig meinte sie den narkotisch süßen Duft der weißen Datura wahrzunehmen - der Duft ihrer ersten Nacht vor siebenundzwanzig Jahren, der bis ans Ende ihres Lebens Liebe und Geborgenheit für sie bedeuten würde. Sie wusste, dass es eine Illusion war, aber es half ihr in das Jetzt zurück. »Riechst du die Datura?«
    Er lachte leise. »Hast du wieder mit den Monstern gekämpft?« Es war ihr Kode für ihr Heimweh. »Hm«, murmelte sie und küsste seinen festen Mund, der lächelnd über ihr schwebte. Er konnte in ihr 'esen wie in einem Buch. Sie würde ihre innere Tür noch fester verschließen müssen, damit er nicht merkte, wie es um sie stand. Er
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    hatte sich hier eingelebt, und der Erfolg seines Patentes, irgendeines hochkomplizierten Verfahrens im Verstärken von Glasfaserbauteilen speziell für den Bootsbau, hatte ihm ein inneres Gleichgewicht gegeben, das sie um keinen Preis zerstören wollte. Sie erzählte ihm von Kraskes. Er lief ins Wohnzimmer, schaltete die Außenbeleuchtung ein und starrte ungläubig auf die Fichtenhecke.
    Für einen kurzen Moment stand er reglos, dann ging er ganz ruhig, ohne etwas zu sagen, durch den Garten zu ihrem Gartengerätehaus, holte die Heckenschere heraus und ein Maßband, schulterte die kleine Leiter und stellte sie am Zaun auf. Im Scheinwerferlicht maß er die Höhe von zwei Metern an der ersten Fichte und markierte sie mit einem geknickten Zweig. Dann warf er die Heckenschere an, stieg auf die Leiter und rasierte all Fichten auf diese Höhe herunter.
    Fassungslos lief sie in den Garten. In der grellen Halogenbeleuchtung war ihr Blick nun frei auf Herrn Kraske, der, blaurot im Gesicht und am Hals, an Worten würgte.
    lan grinste ihn zähnefletschend an. »Sie haben eine Hecke gepflanzt. Eine Hecke darf nicht höher sein als zwei Meter.« »Wir verklagen Sie!«, kreischte Frau Kraske, die hinter ihrem Mann aufgetaucht war.
    Das Grinsen lans wurde unangenehmer. »Das, liebe Frau Kraske, wäre mir ein Vergnügen! Unser Anwalt ist sehr gut und ein ziemlich scharfer Hund!«
    Frau Kraske starrte ihm mit offenem Mund nach, während er die Geräte wieder ins Gartenhäuschen trug. »Das hätten wir«, bemerkte er trocken zu Henrietta, als er zurückkam.
    »Aber die wachsen doch wieder!« rief sie, »in spätestens einem oder zwei Jahren werden wir keinen Sonnenstrahl mehr auf unserem Grundstück haben! Du kannst doch nicht alle drei Monate die Bäume abrasieren.«
    Das ernüchterte ihn schnell. »Wir werden ihnen Manning auf den Hals hetzen.
    Wozu haben wir einen so guten Anwalt.« »Das hat keinen Sinn, kostet zu viel, dauert zu lange, und das Ergeb-' nis ist mehr als unsicher.«
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    »Sagt Jan, ohne Zweifel.« Sein Ton machte deutlich, dass er Jans Ansichten gelegentlich für reichlich pessimistisch hielt. »Das werden wir ja sehen!« Er sah auf die Uhr. »Manning ist immer länger in der Kanzlei, den erwisch ich jetzt noch.« Nach einigen Minuten legte er auf seine tiefblauen Augen stürmisch. »Jan hat Recht. Verdammt!« Er trat gegen ein Sesselbein.
    »Verdammt!«, brüllte er noch mal und hielt sich den Fuß. »Keine Angst, Honey«, stöhnte er, »der schafft uns nicht, die Fichten werden nicht weiterwachsen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das halte ich nicht

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