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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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das bisher längste. Ellies Stimme war ruhiger, als sie endlich sprach.
    »Du meinst also, daß ich es wieder mache? Mich ins Rampenlicht stelle, statt mich an meine kleine Rolle zu halten? Ja. Du könntest recht haben.«
    »Ob recht oder unrecht ist egal«, sagte Pascoe. »Nur in diesem Fall solltest du dir vielleicht einfach für eine Weile die beste Nebenrolle aussuchen. Warum versuchst du eigentlich nicht, deine Mutter für eine Weile zu uns zu holen? Oder ich könnte mir ein paar Tage Urlaub stehlen und zu euch kommen.«
    Sie überlegte eine Weile und sagte dann: »Nein, Mama würde nicht fahren, das weiß ich. Denk dran, wie ich versucht habe, sie zu einer Ortsveränderung zu bewegen, nachdem Papa ins Heim gekommen ist, und sie sich nicht vom Fleck gerührt hat. Sie weiß, daß es hoffnungslos ist, aber sie meint, sie müsse in der Nähe bleiben.«
    »Soll ich kommen?«
    »Peter, glaub mir, ich würde mich freuen, aber ich will nicht, daß alles durcheinanderkommt. Ich habe sie schon einmal als Vorwand benutzt, um mich abzusetzen, und ich will nicht eines Tages dastehen und feststellen, daß ich sie wieder als Vorwand benutzt habe … Ich weiß, daß ich das jetzt schlecht ausdrücke, aber wir wissen beide, daß wir am Abgrund stehen, okay, das ist gefährlich, aber wenigstens verstellt uns nichts die Sicht … Gott, selbst meine Bilder sind … was ist das Gegenteil von euphemistisch? Du, ich höre besser auf. Ich kann Rosie doch versprechen, daß du morgen so zeitig anrufst, daß sie mit dir reden kann?«
    »Hundertprozentig«, sagte Pascoe. »Paß auf dich auf. Deiner Mutter alles Liebe. Und auch an Rosie. Und an dich.«
    »Mein Gott, Peter, ich bin vielleicht eine selbstsüchtige Ziege. Nun haben wir nur über mich geredet, und ich habe nicht gefragt, wie du klarkommst, was du ißt, all die Sachen, nach denen eine Ehefrau fragt. Du ernährst dich doch nicht etwa von den entsetzlichen Pasteten, die es im Schwarzen Bullen gibt? Zu guter Letzt ergeht es dir wie dem dicken Andy. Übrigens haben sie die arme Frau freigelassen, die eure Kerle vor fast 30 Jahren eingebuchtet haben. Plus Va change und so weiter.«
    »Plus Va change«, wiederholte Pascoe. »Ich bereite für das nächste Mal Antworten vor, die deine ehefrauliche Neugier befriedigen. Gute Nacht, Liebes.«
    Er legte den Hörer auf. In seinem Kopf wanden sich die Gedanken wie die Würmer in der Köderdose eines Anglers. Er schenkte sich einen großen Scotch ein und trug ihn hinaus in den Garten, wo er Wolken mit Rändern aus mehreren Bogen über den Abendhimmel segeln sah. Gedankenblasen in einem himmlischen Cartoon, doch er konnte die Nachricht nicht entziffern.
    Alte Probleme, Probleme anderer Leute, waren besser als das.
    Er ging wieder ins Haus, spulte die Kassette ein wenig zurück und hörte aufs neue zu.

Sieben
    »Es ist außerordentlich … daß die Leute so wenig auf sich selbst und ihre Kinder achtgeben. Das eine oder das andere von euch ist einem immer im Weg.«
    D ie Tür schwang langsam auf.
    Westropp hatte eindeutig das Schlimmste befürchtet, und das Schlimmste fand er vor. Seine Frau lag ausgestreckt über einem umgefallenen Hocker und hatte eine klaffende Wunde im Brustkorb. Vor ihr auf dem Tisch lag eine Schrotflinte. Genaugenommen war dieser Tisch eine Werkbank und mit einem Schraubstock ausgestattet. Mickledore stellte gern seine eigenen Patronen her und reparierte auch seine Gewehre selbst. Die anderen hatten kaum Zeit wahrzunehmen, daß eine Schlinge durch den Entsicherungshebel gezogen worden war, deren Enden fest in die Backen des Schraubstocks geklemmt waren, da hatte Mickledore Westropp schon aus dem Raum geschoben.
    »Noddy, sorg dafür, daß die Frauen hier verschwinden. Scott, kümmere dich um James. Tom, du kommst mit mir.«
    Und er zog Partridge hinter sich her, ging zurück in die Waffenkammer und schloß die Tür.
    Wir haben einen Augenzeugenbericht von dem, was dann geschah, in Lord Partridges Memoiren
Im Birnbaum,
die im vergangenen Monat erschienen sind.
    Der herausgefallene Schlüssel lag auf dem Boden. Mickledore bückte sich, um ihn aufzuheben. Partridge trat an die Werkbank. Darauf lag ein Zettel mit einer Nachricht, unverkennbar in Pamela Westropps Schrift.
    Sie lautete: … es geht nicht – ich kann es nicht ertragen – eher zerstöre ich alles.
    Dann folgte der Dialog:
    PARTRIDGE : O Gott, was für eine schreckliche Geschichte.
    MICKLEDORE : Ja. Höchste Diskretion ist angesagt, glaube ich. Du

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