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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sei nicht an seinem Platz auf dem Sims. Er habe natürlich seinen eigenen Schlüssel, doch als er ihn benutzen wollte, ließ er sich nicht weit genug in das Schlüsselloch stecken, um sich drehen zu lassen. Bei einem Blick durch das Schlüsselloch habe er von innen einen anderen Schlüssel gesehen.
    Partridge und mein Vater begleiteten Mickledore zur Waffenkammer, um zu sehen, was los war. Mickledore hatte recht. Der Schlüssel war deutlich sichtbar. Am hinteren Ende des Korridors tauchte Jessica Partridge auf und fragte, was denn der ganze Lärm solle. Sie sprach so laut, daß meine Mutter aufwachte. Scott Rampling, der auf dem Weg ins Bett war, tauchte ebenfalls auf. Schon bald waren alle um die Waffenkammer versammelt. Mit Ausnahme der Westropps. Mickledore ging zu ihrem Zimmer und hämmerte an die Tür, doch er mußte durch die Ankleide ins Schlafzimmer gehen, bevor es ihm gelang, Westropp zu wecken. Es dauerte eine Weile, bis dieser in seiner alkoholischen Benebelung begriff, was los war. Als ihm aufging, daß bis auf seine Frau alle anwesend waren, warf er sich gegen die Tür der Waffenkammer. Vergeblich. Doch er muß den Schlüssel auf der Innenseite gelockert haben, denn als er nun Mickledores Schlüssel packte und in das Loch steckte, konnte er ihn umdrehen. Die Tür schwang langsam auf …
     
    Das Telefon heulte auf wie eine Eule in einem Turm, in dem es spukt. Pascoe fuhr zusammen, als hätte man auch ihn aus dem Tiefschlaf gerissen, griff nach dem Hörer und sagte: »Hallo, hier …« und konnte sich nicht mehr an seine eigene Nummer erinnern.
    »Peter, ist alles in Ordnung?« Es war Ellies Stimme, ganz nahe und besorgt.
    »Ja, alles bestens. Warte einen Moment.« Er stellte die Kassette ab. »Tut mir leid, ich habe mir gerade eine Kassette angehört. Wie sieht es aus? Wie geht es deiner Mutter? Deinem Vater? Rosie?«
    »Rosie geht es gut. Ich hatte versucht, dich früher zu erreichen, damit sie mit dir reden konnte, aber ich hatte keine Lust auf den verdammten Anrufbeantworter. Jetzt schläft sie. Wenn du mal früh genug nach Hause kommst, könntest du vielleicht anrufen …«
    Er spürte, daß sie versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen.
    Er sagte: »Natürlich, mach ich. Versprochen. Und deine Mutter? Wie geht es der?«
    Schweigen. Er sagte: »Hallo? Bist du noch dran?«
    »Ja. Sie ist … Oh, Peter. Ich mache mir solche Sorgen …«
    »Warum? Was ist passiert?«
    »Eigentlich nichts … nur … Peter. Ich habe eine Riesenangst, daß sich alles wiederholt. Ich dachte, es sei nur körperlich, die ganze Anstrengung von Vaters Pflege, und dann hatte sie schon immer Kreislaufprobleme und Arthritis, und ich dachte, wenn sich die Dinge erst einmal beruhigt hätten … Körperlich scheint sie gar nicht so schlecht dran zu sein … aber sie fängt an, Dinge zu vergessen … Sie hatte ganz vergessen, daß wir kommen, obwohl wir morgens noch miteinander telefoniert hatten … Und heute morgen habe ich gehört, wie sie rufen wollte und Ellie sagte …«
    »Das kann jedem passieren«, sagte Peter Pascoe zuversichtlich. »Das ist mir auch schon passiert. Und was das Vergessen von Anrufen betrifft, wenn ich mir nicht sofort eine Notiz mache, dann ist es weg, für immer.«
    Wieder Schweigen.
    Dann: »Ich hoffe, daß du recht behältst. Vielleicht bin ich wegen Paps überempfindlich.«
    »Richtig. Hast du ihn gesehen?«
    »Ich war heute dort. Ich hatte vergessen, wie schrecklich es ist, ein Gesicht zu sehen, das man kennt, und von Augen angeblickt zu werden, die dich nicht erkennen … Ich kam raus mit dem Gefühl, als … ich weiß nicht … als sei es alles irgendwie meine Schuld …«
    »Herr im Himmel! Wie kommst du denn auf so was?« fragte Pascoe, bestürzt wegen der Zerbrechlichkeit und Unsicherheit in ihrer Stimme.
    »Ich weiß nicht … weil ich meine Eltern als Ausrede benutzt habe, vielleicht … denn das habe ich doch getan, oder? Ich habe gesagt, es wäre sinnvoll, wenn ich für ein paar Tage hinfahre, um sicherzugehen, daß Mama es schafft … weil ich die besorgte Tochter spiele, während ich in Wirklichkeit nichts weiter als ein Plätzchen suche, wo ich eine Auszeit nehmen kann … wie wenn man sich vor etwas drückt und behauptet, Grippe zu haben, und dann tatsächlich Grippe bekommt, als wäre es ein Gottesurteil, nur noch viel schlimmer … da man in Wirklichkeit gar nicht an sie denkt …«
    »Nun, dann denken wir eben jetzt an sie«, sagte Pascoe scharf.
    Wieder Schweigen,

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