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Insel der Freibeuter

Insel der Freibeuter

Titel: Insel der Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa
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»Unternehmer« des neuen Konti-
    nents nur Schäume blieben.
    Den Bewohnern von Margarita ging es von nun an
    auch nicht anders. Bald saßen die Perlentaucher nur noch am Strand und blickten müßig auf den ruhigen unerschöpflichen Ozean hinaus, in dessen Tiefen
    märchenhafte Schätze schlummerten.
    Als die Perlentaucher geschlagene drei Monate
    lang die Hände in den Schoß gelegt hatten, traf Don Hernando Pedrárias eine folgenschwere Entscheidung, die seinem Charakter und seinem Gerechtig-
    keitssinn voll entsprach: Wenn die Fischer die Perlen nicht freiwillig suchen wollten, dann mußte man sie eben dazu zwingen. Flugs unterzeichnete Don
    Hernando den Erlaß, der jede Stadt und jedes Dorf, ja jede Hütte an der Küste dazu verpflichtete, eine Steuer zu bezahlen, und zwar in Perlen. Säumigen
    Zahlern würde die Casa de Contratación das Land
    konfiszieren. Dieses gehörte letzten Endes ja der Krone, und deren Besitz verwaltete nun einmal niemand anderer als die Casa selbst.
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Empörung
    auf der Insel. Und selbst Hauptmann Sancho Men-
    dana, Festungskommandant von La Galera, den an-
    sonsten nichts aus der Ruhe bringen konnte, geriet in Rage und schwor, diesem kapitalen »Hurensohn«
    irgendwann die Ohren abzuschneiden, der die Laster der verfluchten Casa geradezu zu verkörpern schien, dieser »Casa de Castración«, wie man in ganz Westindien die allmächtige Behörde beschimpfte, die sich vom Schweiß und dem Blut so vieler ausgebeuteter
    Kolonisten ernährte.
    Tatsächlich hatten viele Soldaten, die meisten
    Dorfpfarrer und so gut wie alle Siedler die Nase gestrichen voll, daß sich wahre Heerscharen unfähiger Beamte ständig in alle nur denkbaren Angelegenhei-ten einmischten. Da die Casa de Contratación jedoch schon immer alle Briefe aus der Neuen Welt öffnete, las und zensieren durfte, wenn sie in ihnen »aufrüh-rerischen Inhalt« vermutete, gab es nur wenige, die ihr Mißfallen offen zum Ausdruck brachten.
    Schließlich konnte der Zensor unbequeme Brie-
    feschreiber mit einem einzigen Federstrich ins hungrige Europa zurückschicken.
    Um die Wahrheit zu sagen, aus der Organisation
    des seligen Kanonikers Rodriguez de Fonseca war
    ein feines Spinnennetz geworden, in dem keiner
    wagte, einen Mucks zu machen, um nur ja keinen
    Blutsauger anzulocken. In gewissem Sinne hatte sich die Casa de Contratación zu einer weltlichen Inquisition entwickelt.
    Drei Wochen nach Verkündigung des ungerechten
    Erlasses beschloß Don Hernando Pedrárias Gotarre-
    dona, Juan Griego ohne Vorwarnung höchstpersön-
    lich mit seinem Besuch zu beehren, um die Steuer
    einzufordern, die er nach eigenem Gutdünken für die Einwohner festgelegt hatte.
    An einem heißen Nachmittag rollte seine prunkvol-
    le vergoldete Kutsche, von zwei stolzen Hengsten
    gezogen, in Juan Griego ein. Angesichts der vielen bewaffneten Reiter, die Don Hernando bewachten,
    hätte man glauben können, statt eines einfachen
    Handelsgesandten der Casa den Vizekönig höchst-
    persönlich vor sich zu haben.
    Sechs Stunden zuvor waren schon zwei schwer be-
    ladene Kutschen nach Juan Griego gekommen. Eine
    Heerschar von Lakaien hatte ein riesiges Zelt abgeladen und am Strand unter den Palmen aufgebaut:
    mit Tischen, Stühlen und einem luxuriösen Himmel-
    bett. Sprachlos schauten die Dorfbewohner dieser
    verschwenderischen Demonstration von Reichtum
    zu, die einen arabischen Scheich vor Neid hätte
    erblassen lassen.
    Sebastián Heredia Matamoros, der sich an die Hand seines Vaters klammerte, wollte seinen Augen nicht trauen. Endgültig die Fassung verlor er, als er entdeckte, daß sogar ein schlichtes Handwaschbecken
    aus Silber gefertigt war.
    »Wie kann jemand nur so reich sein?« wollte er
    wissen.
    »Er raubt es sich zusammen«, entgegnete sein Va-
    ter bitter, drehte sich um und verschwand am Horizont des Strandes. Ein gemurmeltes »Verdammter
    Hurensohn« war das letzte, was man von ihm hören
    konnte.
    Bei Anbruch der Nacht ließ sich Don Pedrárias Go-
    tarredona, ein blonder Mann von kräftiger, unter-
    setzter Statur, mit strengen, sehr grünen Augen, in einem ausladenden Sessel nieder, um den berühmten Sonnenuntergang von Juan Griego zu genießen. Anschließend nahm er im flackernden Schein der Fak-
    keln sein Abendessen auf goldenen Tabletts ein und lauschte abwesend bis gleichgültig einem kurzen
    Konzert, das ihm die drei einzigen einheimischen
    »Musiker« darbrachten.
    Schließlich zog er sich zur

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