Insel der glühenden Sonne
unter Bewachung von der Kutschenstation an der Kreuzung von Bosney abgeholt und zu ihren Angehörigen geführt zu werden.
Harris war dort einmal mit seiner Frau zusammengetroffen.
»Wir hatten Geschäfte zu besprechen«, knurrte er, als ihn seine Mitgefangenen mit den üblichen obszönen Bemerkungen empfingen, und schwieg danach.
Nach drei Monaten in der Hulk, in denen Angus nichts von seinen Eltern gehört hatte, näherten sich mehrere Beiboote der Earl of Mar.
»Auf geht’s, ihr Süßen!«, flötete der Aufseher, als die Namen verlesen wurden. Über hundert Männer drängten sich auf dem welligen, unebenen Deck. »Die Veritas wartet schon darauf, euch ans Ende der Welt zu bringen, wo braune Mädchen mit Baströckchen singend in der Sonne sitzen und auf geile Engländer hoffen.«
»Was ist mit den Schotten?«, brüllte einer. »Wir sind die bessere Wahl.«
»Meinst du, das mit den Mädchen stimmt?«, wollte Freddy Hines von Angus wissen. Er war ein drahtiges Kerlchen, der an Land mit ihm gearbeitet hatte.
»Höchstens eiserne Jungfrauen«, meinte Angus.
»Auf dem Schiff könnten auch Frauen sein«, erwiderte Freddy hoffnungsvoll. »Es heißt, die schicken auch weibliche Gefangene dorthin.«
Plötzlich erhob sich Geschrei unter den Gefangenen. Einige warfen sich aufs Deck, weinten um ihre Familien, brüllten in Panik, sie könnten nicht schwimmen, und widersetzten sich den Aufsehern. Andere weigerten sich, die Beiboote zu besteigen. Manche versuchten, in den Fluss zu springen, und ein Mann brüllte mit Schaum vor dem Mund, man wolle sie im fernen Ozean ertränken, womit er allen gründlich Angst einjagte.
Bis dahin hatte Angus sich nicht vor der Reise gefürchtet, doch selbst er hatte ein ungutes Gefühl, als er neben einem Ruderer ins Beiboot springen sollte. Allerdings war die Angst nichts im Vergleich zu dem Schmerz, seine geliebten Eltern ohne ihren Segen verlassen zu müssen. Sein Herz war so schwer, dass er gegen die Tränen ankämpfte. Als die Seeleute sich mit ihren Rudern gegen den Wind stemmten und das Gewicht ihrer menschlichen Fracht verfluchten, wandte Angus sich an den nächsten Ruderer.
»Aye, natürlich sind wir schwer. Ich würde euch gern die Last erleichtern. Werft mich ruhig über Bord«, sagte er bitter.
Sobald sie an Bord taumelten und wie gestrandete Fische auf dem schlüpfrigen Deck der Veritas zappelten, griffen kräftige Hände nach ihnen und rissen ihnen die Kleider vom Leib, worauf trotz der Kälte eine Flut von Salzwasser aus Schläuchen auf sie niederprasselte.
»Schrubbt euch, aber gründlich«, brüllte ein Offizier, als man ihnen Seifenstücke zuwarf. »Wir wollen euren Dreck und eure Läuse nicht auf der Veritas haben.«
Er sprang beiseite, als die Schläuche über das Deck fegten. Manche Gefangenen klammerten sich an die Reling, um sich dort zu reinigen, sie wollten dem Gewirr aus nackten Körpern entkommen.
Man warf ihnen dünne Tücher zum Abtrocknen hin, und sie standen zitternd auf der trockenen Deckseite, während die nächsten Gefangenen die gewaltsame Reinigung erfuhren. Danach erhielten sie neue Kleidung – Hemd, Hose, Weste und Segeltuchschuhe. Als sie angekleidet waren, mussten sie sich in Reih und Glied aufstellen, und die Schiffsbarbiere machten mit Rasiermesser und Schere die Runde.
Freddy Hines sah sich verwundert um. »Hey, Shanahan. Wie soll ich euch jetzt noch unterscheiden? Mit Glatze seht ihr alle gleich aus.«
George Smith grinste. »Na ja, bei dir hat er noch ein paar Büschel stehen lassen.«
Sean Shanahan rückte von ihnen ab und sah sich suchend um. Freddy, der den Zorn des Iren spürte, schwieg lieber.
Danach mussten sie sich nacheinander bei einem Offizier melden, der ihre Namen auf einer Passagierliste abhakte. Es fielen bissige Bemerkungen über ihren Status als »Passagiere«, und der Offizier brüllte, die Matrosen sollten gefälligst die Beinfesseln holen. Hinter dem improvisierten Pult des Offiziers stand ein weißbärtiger Priester, der die Männer sanft ansprach und ihnen versicherte, er werde für sie beten. Für jene, die es interessierte, hielt er eine kurze Predigt über Glaube und Hoffnung, doch die meisten
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