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Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Schwester
verstehe ich nicht«, wandte ich ein. »Sie hätte doch zur Polizei gehen können .«
    »An einem Sonntagabend lud
Gilbert Parker zum Essen ein«, berichtete Jennings. »Er ließ ihn von ein paar
Schlägern bearbeiten, und seine Schwester mußte zusehen. Gilbert erklärte, wenn
sie jemals verraten würde, was ihr an jenem Wochenende geschehen war, würde er
ihren Bruder so zusammenschlagen lassen, daß er den Rest seines Lebens im
Krankenhaus verbringen könnte. Das hat gewirkt. Ich nehme an, sie hat viel von
ihrem Bruder gehalten, was ?«
    »Wenn ich Sie so reden höre,
erscheint mir Gilbert wie ein gemeingefährlicher Verrückter, den man längst
hinter Schloß und Riegel hätte setzen müssen«, brummte ich.
    »Habe ich vielleicht das
Gegenteil behauptet ?« fragte Jennings beleidigt.
    »Aber es hat Ihnen nichts
ausgemacht, seine schmutzigen Aufträge zu erledigen. Hauptsache, er zahlte
gut.«
    »Man muß leben .« Er zuckte die Schultern. »Kann man es sich vielleicht
aussuchen, wie man seine Brötchen verdienen will ?«
    »Glauben Sie, daß Gilbert
ermordet wurde ?«
    »Ich glaube überhaupt nichts,
weil da für mich nichts zu holen war, mein Freund«, versetzte er. »Leilas Fall
liegt anders. Da können wir beide uns einen ganzen Batzen verdienen. Stimmt’s ?«
    »Ich kann verstehen, daß jemand
Gilbert ermorden würde«, meinte ich. »Warum aber wollte jemand Leila umbringen ?«
    »Danny« — Jennings stand
langsam auf und wischte sich die Asche vom Revers seines Jacketts — , »das ist eine ausgezeichnete Frage. Wir wollen hoffen,
daß die Lösung in Australien liegt .«
    »Im Augenblick haben Sie keine
Ahnung ?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Er
dachte einen Moment nach. »Aber bekanntlich fällt der Apfel nicht weit vom
Stamm. Vielleicht war das hinreichend Grund ?« Er
schritt zur Tür und drehte sich dann mit einem selbstsicheren Lächeln um. »Viel
Glück, Partner.«
    Ich wartete ein paar Minuten,
dann ging ich hinaus.
    »Ihr Flugschein kommt gleich«,
berichtete Fran mit geschäftsmäßiger Sachlichkeit. »Flug Nr. 601, morgen früh um
acht. Vergessen Sie’s nicht .«
    »Danke«, sagte ich. »Wann geht
der Flug von San Francisco ab ?«
    Sie blickte auf ihren Block. » Morgen nachmittag um halb drei.«
    »Das ist kalifornische Zeit«,
meinte ich. »Rufen Sie morgen gegen Mittag die Fluggesellschaft an und
erkundigen Sie sich, ob die Maschine pünktlich gestartet ist .«
    »Wie Sie meinen .« Fran maß mich mit einem verwirrten Blick. »Soll ich das
tun, damit ich mir um Ihr Profil keine Sorge zu machen brauche, Danny ?«
    »Wenn Sie sicher sind, daß das
Profil ungehindert über dem weiten Pazifischen Ozean schwebt, dann rufen Sie
die Bank an und lassen den Scheck sperren, den ich für Jennings ausgestellt
habe .«
    »Es wird mir ein Vergnügen
sein«, erklärte sie erfreut. »Sie haben also doch keinen Harem gekauft, der
Ihnen im Flugzeug Gesellschaft leisten sollte ?« Fran
sah mich fragend an.
    »Sie haben Jennings sofort
richtig eingeschätzt, mein Schatz«, sagte ich. »Und ich hasse es, mit Zuhältern
Geschäfte zu machen .«
     
     
     

4
     
    Für einen Menschen wie mich, den
schon im ersten Rang eines Theaters panische Höhenangst packt, ist es eine
Tortur, in einer Höhe von zehntausend Metern durch die Luft zu fliegen,
rundherum von ungeheuren weißen Wolken und blauem Himmel umgeben.
    Meine Erinnerung an den Ablauf
der letzten vierundzwanzig Stunden war verwischt und verschwommen. New York lag
etwa zwölftausend Kilometer entfernt, und mir schien es, als hätte ich es schon
vor Monaten verlassen. Nur düster konnte ich mich an die Zwischenlandungen in
San Francisco und Honolulu erinnern. Mir war noch immer nicht klar, was zum
Teufel mit dem Mittwoch geschehen war. Am Dienstag hatten wir Hawaii verlassen,
und kaum waren wir eine Stunde unterwegs, als der Pilot uns irgendein Gewäsch
über die Datumsgrenze auftischte, und — zack! — war es Donnerstag.
    Eine der Stewardessen hatte
ausgesehen wie eine mollige, leicht verfettete Blondine, als sie in Honolulu an
Bord kam, doch als wir die Fiji -Inseln erreichten,
wirkte sie wie eine Schönheitskönigin. Jetzt, fünfzehn Minuten vor der Landung
in Sydney, hatte sie sich zu einem ungeheuer verführerischen Mädchen gemausert,
und ich glaube, wenn wir noch weiter geflogen wären, hätten wir über der
Antarktis den Bund der Ehe geschlossen.
    Als die Boeing plötzlich die
Geschwindigkeit drosselte und rasch an Höhe verlor, hatte ich

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