Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:

    Ich betrat mein Zimmer. Der
Mann, der es sich in einem meiner weißen Ledersessel bequem gemacht hatte,
blickte aus schmutzigbraunen Augen zu mir auf. Er entsprach genau Frans
Beschreibung — ein Zuhälter niedrigster Klasse.
    »Wollen Sie etwas ?« fuhr ich ihn an.
    »Immer«, gab er gleichgültig
zurück.
    »Hören Sie mal zu«, sagte ich
kurz. »Ich bin ein beschäftigter Mann. Machen Sie also schnell .«
    »Sie sind Boyd«, stellte er
fest. »Mein Name ist Jennings — Pete Jennings .« Er
kramte in seiner Brieftasche und reichte mir eine fleckige Visitenkarte.
    P. Jennings, Ermittlungen.
Spezialität: Scheidungsfälle stand darauf.
    »Wir sind Kollegen, Boyd .« Er nahm mir die Karte aus der Hand und steckte sie wieder
in seine Brieftasche.
    »Es würde mir riesige Freude
machen, mich jetzt mit einem Kollegen über das Berufsethos zu unterhalten«,
erklärte ich sarkastisch, »aber, wie gesagt, im Moment habe ich keine Zeit .«
    »Sie fahren nach Australien,
was ?« Er zog eine dünne schwarze Zigarre aus seiner
Brusttasche und klemmte sie behutsam zwischen große gelbe Zähne. »Na,
vielleicht ist der Gedanke gar nicht so übel. Wer kann schon der Versuchung
widerstehen, zehntausend Dollar für einen einzigen, lächerlichen Auftrag zu
kassieren ?«
    Plötzlich war ich gar nicht
mehr so beschäftigt. Ich ging um meinen Schreibtisch herum, ließ mich in den
Sessel fallen und steckte mir eine Zigarette an.
    »Nicht einmal ein
verschwiegener Schlüssellochgucker wie Sie kann so große Ohren haben«, meinte
ich.
    »Wir haben denselben
Auftraggeber, Boyd .« Er lächelte, aber deswegen sah er
auch nicht angenehmer aus. »Komisches Gefühl, für eine Leiche zu arbeiten,
was?«
    »Wie wär’s, wenn Sie sich näher
erklären würden ?«
    »Ich hab’ ein paar Aufträge für
ihren Alten erledigt .« Er zündete sich seine Zigarre
an und blies eine Wolke beißenden schwarzen Rauches in meine Richtung. »Vor
ungefähr fünf Wochen platzte sie plötzlich in mein Büro. Sie sah genauso aus
wie immer — wie eine Fünfzig-Dollar-Hure, die automatisch ihren Preis in die
Höhe schraubt, sobald ich neunundvierzigfünfzig gespart habe .«
    Einen Moment lang lag ein
Ausdruck der Sehnsucht auf seinem abstoßenden Gesicht »Na ja. >Heben Sie das
auf<, sagte sie und warf ein Paket auf meinen Schreibtisch. >Lesen Sie
immer die Zeitungen. Früher oder später wird ein Riesenartikel den Tod von
Leila Gilbert melden .< Ich hielt das Ganze für eine
Marotte, aber das ließ ich mir nicht anmerken. Dann gab sie mir Ihren Namen und
Ihre Adresse .«
    »Und als Sie lasen, daß sie tot
ist, haben Sie Ihren Feldstecher gepackt und mich nicht mehr aus den Augen
gelassen«, vermutete ich. »Bis Sie wußten, daß ich James Barth aufgesucht
hatte. Dann schickten Sie das Paket in mein Büro .«
    »Richtig.« Er kaute ein paar
Sekunden nachdenklich auf seiner Zigarre. »Fünfhundert hat sie mir dafür
gezahlt. Leicht verdientes Geld. So leicht läßt es sich für mich nur selten
verdienen. Alle zwanzig Jahre einmal, würde ich sagen .«
    »Und?« Allmählich wurde ich
ungeduldig.
    »Und — vorhin haben Sie doch
das Berufsethos erwähnt, wenn ich nicht irre ?« Er
breitete die Hände aus. »Woher sollte ich wissen, wofür sie in Wirklichkeit so
einen Haufen Geld zahlte? Vielleicht befanden sich in dem Paket zweihundert
Gramm Heroin — und ich war in meiner Arglosigkeit dazu ausgesucht worden, es an
den richtigen Mann zu bringen ?«
    »Reden Sie nicht weiter, Pete«,
warf ich nachdenklich ein. »Lassen Sie mich raten. Sie haben das Paket
aufgemacht ?«
    »Hm«, machte er gemütlich.
»Glauben Sie, daß was dahintersteckt? Daß wirklich einer von den fünf Leuten,
deren Namen sie auf dem Band erwähnt, ihren Alten und sie um die Ecke gebracht
hat ?«
    »Ich glaube, daß man der Sache
immerhin nachgehen sollte«, erklärte ich unfreundlich.
    »Ja.« Er nickte langsam. »Mit
den fünftausend, die Sie bereits von Barth erhielten, und ihrem Versprechen,
Ihnen weitere zehntausend zu zahlen, wenn Sie einem von denen den Mord
aufhängen können, würde ich zu dem gleichen Schluß kommen.«
    »Freut mich, daß wir uns einig
sind«, sagte ich. »Es war wirklich nett, mit Ihnen zu reden, Pete. Auf
Wiedersehen.«
    »Wir müssen Leila Gilberts
Wünschen Rechnung tragen, jetzt, da sie tot ist und wir beide in die Sache
verwickelt sind«, erklärte er feierlich. »Ich könnte kein Auge mehr zutun, wenn
ich Ihnen jetzt nicht zur Seite stünde, Danny-Boy

Weitere Kostenlose Bücher