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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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schicken. Genau das erwartete Royce von ihr.
    Stattdessen drehte sie sich vollends zu ihm um und musterte ihn durch die Musselinvorhänge. Ihr Rock wehte immer noch hin und her, von ihrem Übermut bewegt, ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. Ohne Zögern ging sie zur Tür und öffnete sie.
    Normalerweise war Royce ein vernünftiger Mann. Aber nun schien ihn sein Verstand im Stich zu lassen. Im Hintergrund seines Bewusstseins speicherte er die Information, die Prinzessin von Akora würde nur selten tun, was man von ihr erwartete.
    »Guten Morgen, Hoheit«, begrüßte er Kassandra und betrat die Halle. »Verzeihen Sie die Störung zu so früher Stunde. Ich bin Lord Royce Hawkforte, Joannas Bruder.«
    Unbefangen reichte sie ihm ihre Hand, über die er sich höflich beugte. »Lassen wir die Etikette, Sir. Immerhin verbinden uns familiäre Bande. Bitte, nennen Sie mich Kassandra.«
    Als er sich aufrichtete, las sie unverhohlene Verblüffung in seinen hellbraunen Augen.
    »Ach, du meine Güte, benehme ich mich zu freimütig?«,
    fragte sie. »Hätte ich Ihnen nicht vorschlagen dürfen, mich mit meinem Vornamen anzureden? Es ist nur – in meiner Heimat halten wir nichts von solchen Förmlichkeiten.«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, versicherte er. »Und nennen Sie mich Royce. Nachdem ich mehrere Monate in Ihrem Inselreich verbracht habe …« Diskreterweise erwähnte er die unerfreulichen Umstände jenes Aufenthalts nicht. »… sind mir gewisse Aspekte der akoranischen Lebensart vertraut. Auch ich finde Formalitäten langweilig, und es freut mich, dass sie jenseits der Herkulessäulen nicht zur Tradition gehören.«
    Nur widerstrebend ließ er ihre schmalen Finger los und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken, als müsste er sich daran hindern, erneut nach ihr zu greifen.
    In Kassandras Brust regte sich ein prickelndes, angenehmes Gefühl. Was es bedeutete, wusste sie natürlich. In der sinnlichen Atmosphäre von Akora konnte kein Mädchen aufwachsen, ohne sich mit solchen Dingen zu befassen. Trotzdem war sie verwirrt, denn sie verspürte diese Emotionen zum ersten Mal. Nun schaute sie den Engländer etwas vorsichtiger an.
    Wenn sie nicht alles täuschte, sah sie in seinen Augen die gleiche Überraschung und Vorsicht. Schon jetzt, nach so kurzer Bekanntschaft, hatten sie etwas gemein.
    »Was amüsiert Sie?«, fragte er, als sie lächelte.
    Leicht verlegen lachte Kassandra – sie, die noch nie befangen gewesen war – und schüttelte den Kopf. »Nichts, ich freue mich einfach nur, weil ich hier bin.«
    »Joanna und Alex waren so glücklich über die Nachricht, Sie hätten die Erlaubnis erhalten, uns zu besuchen.«
    »Wohl kaum so glücklich wie ich selbst. Jahrelang habe ich davon geträumt, nach England zu fahren. Mein älterer Bruder Atreus ist ein guter und kluger Herrscher. Aber er neigt leider dazu, mich in übertriebenem Maße zu beschützen. Außerdem dürfen nur wenige Akoraner ihre Heimat verlassen.«
    »Ja, das habe ich gehört. Darf ich fragen, was den Vanax Atreus bewogen hat, Ihnen diese Reise zu gestatten?«
    »Er vertraut Alex und Joanna rückhaltlos. Und da die beiden ihr erstes Kind erwarten, versteht er, dass ich in dieser Zeit bei ihnen sein möchte. Außerdem ist die Situation auf Akora nicht mehr so bedrohlich wie vor einigen Monaten.«
    »So sieht es aus«, stimmte Royce zu. Aber sein Blick bekundete gewisse Zweifel.
    Besorgt hob sie die Brauen. »Sind Sie etwa so früh am Morgen hierher gekommen, um uns schlechte Neuigkeiten mitzuteilen? Hat Napoleon plötzlich eine Flotte zur englischen Küste geschickt? Wird sie uns angreifen? Nein, warten Sie – ich weiß es! Geht es um diesen Mann – wie heißt er doch gleich – Byron? Der das Gedicht geschrieben hat, von dem alle reden? Hat er nicht der Poesie abgeschworen und gelobt, nie wieder eine Zeile zu schreiben? Ist es das?«
    Verwundert über diesen Wortschwall ohne Punkt und Komma schüttelte Royce den Kopf. Genauso schnell schien ihr Gehirn zu arbeiten, und sie forderte ihn heraus, mit ihr Schritt zu halten.
    »Wieso wissen Sie Bescheid über Byron, Kassandra? Dieses Gedicht wurde vor ein paar Wochen veröffentlicht. Und Sie sind eben erst angekommen.«
    »Nun, Joanna hat mir eine Abschrift geschickt, mit der Garderobe, die sie freundlicherweise für mich zusammengestellt hat. Auf meiner Reise habe ich das Gedicht gelesen.«
    »Und was halten Sie davon?«
    »Wird Byron nicht als der Dichter des Jahrhunderts

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