Insel meiner Sehnsucht Roman
dass man es womöglich überhören würde, wenn sie um Hilfe rief. Natürlich könnte sie auch aus erfreulicherem Anlass schreien.
Entschlossen eilte er durch die Dämmerung, schob die Zeltklappe beiseite und trat ein.
Soeben beendete Kassandra ihr Bad.
Es war ein Luxus, die Wanne aus Segeltuch und Holz mitzunehmen, die mühsam mit mehreren Eimern gefüllt werden musste, während ein schlichter Zuber vollauf genügt hätte. Das gab sie unumwunden zu. Trotzdem genoss sie ihr Bad. Nach dem langen Tag und den anstrengenden Stunden zuvor brauchte sie die Entspannung im heißen Wasser, die beruhigende Stille.
Gern hätte sie noch länger in ihrer Wanne gesessen … Doch das Wasser kühlte ab. Und so stand sie auf und griff nach dem Tuch, das auf einem Stuhl bereitlag.
Bevor sie es berühren konnte, wurde es ihr von einer gebräunten Hand überreicht.
Atemlos wandte sie sich zu Royce, der sie bewundernd musterte. »Du warst viel zu weit weg von mir.«
»Keineswegs!«, erwiderte sie. Hastig ergriff sie das Badetuch und wickelte es um ihren Köper, obwohl sie sich lächerlich vorkam. Als hätte der Mann sie noch nie nackt gesehen – überall berührt, geküsst, liebkost… Doch daran wollte sie jetzt nicht denken. »Deine Schritte sind zu leise«, warf sie ihm vor.
»Welch eine schreckliche Unart …« Sichtlich zufrieden mit sich selbst, inspizierte er die Einrichtung ihres Zelts. »Sehr hübsch.«
»Sicher hast du's genauso gemütlich.«
Die Brauen hochgezogen, trieb er ihr mit einem bedeutungsvollen Blick das Blut in die Wangen. Sie war keine Heuchlerin. Vier Nächte lang hatte er ihr Bett geteilt. Wären sie im Palast geblieben, würde er erneut zu ihr kommen. Hier, vor den Augen der Öffentlichkeit, fehlte die Privatsphäre, die sie in Kassandras Suite genossen.
Aber sie war auch an Bord des Schiffs nicht vor ihm zurückgewichen. Und wie sie sich eingestand, wollte sie ihn jetzt ebenso wenig abwehren.
»Du bist gefangen«, sagte er. Als er ihre Verwirrung bemerkte, fügte er hinzu: »Im Zwang der Schicklichkeit. Hast du Bedenken?«
»Ich versuche nicht, etwas zu verbergen.«
»Das weiß ich. Andererseits möchtest du unsere intime Beziehung nicht an die große Glocke hängen. Sonst würdest du die Leute zwingen, sich damit auseinander zu setzen – zu einem Zeitpunkt, wo sie traurig sind und um das Leben des Vanax bangen.«
»Ja.« Erleichtert seufzte sie. Wie gut er ihre Gefühle verstand … »Genau.«
»Kassandra…« Er streckte eine Hand nach ihr aus und ließ sie wieder sinken. »Was immer uns die Zukunft bringen mag – im Augenblick sorge ich mich um deine Sicherheit.
Du bist allein in diesem Zelt. Und es steht abseits von den anderen. Wenn du es so willst, schlafe ich draußen. So oder so, ich werde dich beschützen.«
Daran hatte sie nicht gedacht und nicht für möglich gehalten, er könnte in dieser eher harmlosen Situation eine Gefahr fürchten. Wenn sie auch wusste, dass sich ihre grausige Vision vorerst nicht verwirklichen würde – Royce ahnte nichts davon.
Und er wollte sie schützen.
In ihre Augen stiegen Tränen, die sie mühsam zurückdrängte. Bevor sie zu ihm ging, ließ sie das Badetuch fallen.
Seine Lippen glitten über ihren Rücken, zu der empfindsamen Stelle am Ende der Wirbelsäule. Dort verweilten sie. Seine Zungenspitze liebkoste die zarte Haut, dann blies er behutsam darauf.
Leise schrie sie auf, wollte sich auf der Matratze umdrehen. Doch das ließ er nicht zu. Er hielt ihre Hüften fest, kniete über ihren Schenkeln, und sie konnte nur den Kopf zu ihm wenden, die Augen vom Feuer der Leidenschaft verschleiert.
»Genug«, flüsterte Kassandra halb flehend, halb gebieterisch.
»Noch nicht.« Royces Stimme klang in seinen eigenen Ohren heiser. Dagegen war er machtlos, denn seine Selbstbeherrschung erreichte ihre Grenzen. Sein Verlangen nach Kassandra drohte ihn zu überwältigen. Trotzdem siegte seine Willenskraft.
An diese Nacht sollte sie sich erinnern, wenn sie wieder einmal von jenen düsteren Gedanken heimgesucht wurde, die sie so oft zu peinigen schienen. Sie würde daran denken, wenn sie sich hin- und hergerissen fühlte zwischen den Wünschen einer Frau und den Pflichten einer Atreides. Auf jeden einzelnen Moment und jeden Herzschlag sollte sie sich besinnen, auf ihn und alles, was sie geteilt hatten. Dafür wollte er verdammt noch mal sorgen.
Während er sich an ihre Hinterbacken presste, wanderte seine Hand zwischen ihre Beine. Kassandra zuckte zusammen,
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