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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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akoranischen Kriegers ungewöhnlich attraktiv. Dank dieser Kleidung unterschied er sich kaum von den anderen Männern an Bord, von seinem goldblonden Haar abgesehen.
    »Oh ja«, stimmte sie zu.
    »Leios …« So hieß die Insel, auf die sie Kurs nahmen. »Das bedeutet ›Ort der Ebenen‹, nicht wahr?«
    Kassandra nickte. »In der Größe gleicht Leios der Insel Kallimos, an der wir soeben vorbeigesegelt sind, ist aber zumeist flach – im Gegensatz zu den Bergen von Kallimos.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, waren diese Inseln vor dem Vulkanausbruch ein Teil des ursprünglichen Akora.«
    »Das stimmt. Durch diesen Ausbruch haben beide Inseln erheblich gelitten. Soweit wir es feststellen konnten, floss ein Großteil des Magmas in die Richtung von Leios und darüber hinweg. Später wurden im verhärteten Gestein nur wenige Ruinen und Kunstwerke gefunden.«
    »Ist das Land fruchtbar?«
    »Sogar sehr. Dort bauen wir Weizen, Roggen und Gerste an. Aber Leios ist vor allem für seine Pferde berühmt.«
    Royces Augen strahlten. »Auch auf Hawkforte züchten wir Pferde.«
    »Das hat mir Joanna erzählt.« In sanftem Ton fügte sie hinzu: »Du vermisst dein Zuhause, nicht wahr?«
    »Gewiss. Wann immer ich in London bin, das nicht allzu weit von meinem Landgut entfernt liegt, vermisse ich es. Nur wenn ich Hawkforte sehe , fehlt es mir nicht.« Der Wind zerzauste sein Haar, und er strich es geistesabwesend aus der Stirn. »So ähnliche Gefühle muss Akora in dir wecken.«
    Nur mit halbem Ohr hörte sie ihm zu, starrte die dichten goldenen Strähnen an, die sie letzte Nacht gestreichelt hatte. Wie seidig sie sich anfühlten, ganz anders als seine unrasierte Wange an ihren Brüsten, an ihren Schenkeln … »Was? Ja, natürlich. Aber um die Wahrheit zu gestehen – ich habe immer davon geträumt, Akora zu verlassen.«
    »Was du ja auch getan hast.«
    »Nein, ich meine – ich wollte weitere Reisen unternehmen, für längere Zeit. Nicht, dass es eine Rolle spielen würde …« Wie albern, daran zu denken! Durch ihr Blut und ihr Schicksal war sie an Akora gebunden. Für sie würde es niemals eine größere Welt geben.»Das bewundere ich an den Frauen.«
    »Was?«
    »Dass sie die innere Kraft haben, alles zu verlassen, was ihnen lieb und vertraut ist, und woanders ein neues Leben zu beginnen. Wenn man es recht bedenkt – das haben die Frauen viel öfter als die Männer getan. Normalerweise ist es die Frau, die ihrem Ehemann zu seinem Clan hinter dem nächsten Berg oder in viel weitere Ferne folgt.« Royce betrachtete das Wasser und blinzelte ins grelle Sonnenlicht. »Was sagte Ruth? ›Dein Volk ist mein Volk.‹ Um so zu denken, muss man seinen ganzen Mut zusammennehmen.«
    »Die biblische Ruth? Diese rührende Geschichte habe ich gelesen.«
    »In der Bibel kommen viele starke Frauen vor.«
    Er ließ die Muskeln seiner Schultern spielen und beobachtete die Delphine, die dem Kielwasser gefolgt und jetzt neben dem Schiff aufgetaucht waren. Immer wieder schnellten sie übermütig empor. Kleinere Fische mit flügelartigen Flossen glitten zwischen ihnen dahin. Manchmal erhoben
    sie sich über dem Wasser, als würden sie fliegen.
    »Fliegende Fische?«, fragte Royce lächelnd.
    »Nur eines von Akoras Wundern. Schau da hinüber, nach Steuerbord. Siehst du, wie die tiefblaue Farbe des Wassers in helles Grün übergeht?«
    »Oh ja.«
    »Wenn du hier tauchst, würdest du dicht unter der Oberfläche ein Riff und die Ruine eines großen Hauses finden. Irgendwie ist es der völligen Zerstörung entronnen, obwohl es von gewaltigen Wellen überspült wurde. Unsere Forscher fanden einige Gegenstände darin – Statuen, Tonscherben, Mosaikfragmente.«
    »Keine Spur von den einstigen Bewohnern?«
    »Nein. Vielleicht konnten sie sich retten.«
    Wie sie beide wussten, war das unwahrscheinlich. Damals hatten die meisten Akoraner ein unausweichliches Schicksal erlitten.
    »Glaubst du, sie wurden vorgewarnt?«
    »Die Überlebenden hinterließen mehrere Berichte«, antwortete Kassandra. »Daraus geht hervor, dass die Erde vor dem Vulkanausbruch bebte. Eine Zeit lang quoll Dampf aus den Felsenritzen. So etwas hatten sie schon öfter beobachtet, und deshalb machten sie sich keine Sorgen.«
    »Also wiegten sie sich in Sicherheit?«
    »Vermutlich. Aber die Menschen bilden sich meistens ein, ihnen würde nichts zustoßen. Sie wollen ihr alltägliches Leben führen, ihre gewohnten kleinen Schwierigkeiten bewältigen und nur in die unmittelbare Zukunft

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