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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton
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zu der feurig roten Stoffbahn mit dem vergoldeten Symbol der Stierhörner hinauf, dem Emblem des königlichen Hauses der Atreiden. Fast ihr ganzes Leben lang, Tag für Tag, hatte sie diese Flagge gesehen. Seit das verwaiste Kind von einem gewaltigen Sturm aus einem Schiffswrack zu den mythischen Küsten Akoras getrieben worden war... Angeblich regierten Krieger das verborgene Königreich jenseits der Herkulessäulen, und die Frauen dienten ihnen. In all den Jahren hatte Brianna das Inselreich für ihre Heimat gehalten. Jetzt hegte sie wachsende Zweifel. War sie eine Akoranerin? Oder eine Engländerin? Weder noch?
    In den nächsten Tagen und Wochen würde sie eine Antwort auf diese Fragen finden. Das spürte sie in der Tiefe ihrer Seele.
    »Ein guter Anfang«, meinte Alex, nachdem sich die Salontür hinter Lord Liverpool geschlossen hatte. Etwa zwanzig Minuten lang war der Premierminister im Haus geblieben. Außer den Höflichkeitsfloskeln nahm er eine eindeutige Absichtserklärung des Vanax mit. Als souveräne, unabhängige Nation würde Akora ernsthafte diplomatische Beziehungen mit Großbritannien begrüßen, aber seine Gewässer, sein Land, sein Volk und seine Schiffe weiterhin gegen unwillkommene Eindringlinge verteidigen. Weder von Großbritannien noch von anderer Seite würden die Akoraner eine unrechtmäßige Einmischung dulden. Falls das irgendjemand bezweifelte, würden ihn die legendären akoranischen Krieger eines Besseren belehren. Immerhin genossen sie den Ruf unbesiegbarer Kampfkraft.
    »Gut genug«, stimmte Atreus zu. »Ist Liverpool so fantasielos, wie ich ihn einschätze?«
    »Allerdings. Was du ihm mitgeteilt hast, wird er in dem Gespräch mit dem Prinzregenten wortgetreu wiederholen. Aber erwarte keine Interpretation diverser Andeutungen. Darum musst du dich selber kümmern.«
    »Das werde ich tun. Habe ich heute Abend frei?«
    »Ja – für lange Zeit deine letzte Gelegenheit, ein bisschen Freiheit zu genießen... Nach dem Empfang im Carlton House findet dir zu Ehren ein Ball in unserem Haus statt. Und dann wird die gesamte Londoner Oberschicht deine Gesellschaft beanspruchen.«
    »Nimm nur die Einladungen an, die dir unabdingbar erscheinen. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, ich wäre stets verfügbar. Wenigstens teilweise soll das Geheimnis Akoras gewahrt bleiben.«
    »Ich dachte mir bereits, dass du dies vorziehen würdest.«
    »Einerseits lässt sich der englische Adel zu gewissen Zwecken nutzen, andererseits geht er einem ganz gewaltig auf die Nerven.«
    Nachdem Royce den Premierminister hinausbegleitet hatte, kehrte er rechtzeitig zurück, um die letzten Worte zu hören. »In einer Woche feiern wir Weihnachten. Dieses Fest würden wir gern auf Hawkforte verbringen. Falls du damit einverstanden bist, Atreus.«
    »Dort ist es wohl kaum etwas wärmer?«, fragte der Vanax grinsend.
    »Leider nicht«, erwiderte Royce belustigt. »Wahrscheinlich wird es sogar schneien.«
    »Oh, das interessiert mich. Natürlich habe ich schon viel über das alte Schloss Hawkforte gehört, und ich begleite euch sehr gern auf den Landsitz.«
    Royce nickte. »Wunderbar...«
    »Fährt Brianna auch hin?«
    Ohne eine Miene zu verziehen, wechselte Alex einen kurzen Blick mit Royce und wiederholte: »Brianna?«
    Darauf ging Atreus nicht ein. Stattdessen rückte er seinen Sessel etwas näher zum Kaminfeuer. Während der harten Ausbildung zum akoranischen Krieger hatte er sich an körperliches Unbehagen gewöhnt. Aber diese feuchte Kälte war ihm neu. »Sicher wird mir eine Woche genügen, um meine Geschäfte in London abzuschließen. Diese Zeit muss ganz einfach reichen, denn ich habe nicht vor, danach noch länger hier zu bleiben. Auf Akora gibt es so viele ungelöste Probleme.«
    Was er damit meinte, wussten beide Männer. Seinem Entschluss, das befestigte Königreich zu modernisieren, widersetzten sich zwei Fraktionen – die Mitglieder von Helios, die sich zügigere Reformen wünschten, und die konservativen Getreuen des Verräters Deilos, eines entschiedenen Gegners aller Neuerungen. Um die Traditionen zu retten, hatte er den Vanax sogar zu töten versucht.
    Nun wiesen beunruhigende Anzeichen auf ein Bündnis zwischen den zwei Gruppen hin. Zumindest hatten sich einige Anhänger beider Parteien vor einem halben Jahr zusammengeschlossen und einen Mordanschlag auf Atreus unternommen. Während seiner Genesung hatte er die Gerichtsprozesse gegen Deilos und die Helios-Mitglieder verschoben, weil die Empörung der

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