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Inselkoller

Inselkoller

Titel: Inselkoller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Norderstraße
ein, dort haben wir nur ein paar Wohnungen.«
    In Wennigstedt bogen sie auf die Hauptstraße
und dann links ab Richtung Kampen.
    »In Kampen haben wir nichts zur Vermietung.
Das Haus der Chefin ist hier das einzige Objekt, das ich betreut habe. Jetzt nicht
mehr, aber das wissen Sie schon.«
    »Fahren Sie doch gleich auf die Wattseite.
Ich habe von Frau Mendel die Erlaubnis, das Grundstück von dort zu betreten.«
    »Vielleicht sollten wir aber läuten und uns
vergewissern, ob sie nicht doch da sind.«
    »Recht haben Sie. Das sollten wir.«
    Sie waren angekommen. Die Parkbucht war leer.
Auf ihr Läuten meldete sich niemand.
    »Ich führe Sie auf den rückseitigen Zugangsweg.
So kriegen Sie einen Eindruck von dem Anwesen.«
    Clausen parkte das Auto in der Einfahrt. Sie
machten sich auf den Weg über eine unbefestigte Straße zu dem Wirtschaftsweg, der
sie an die rückwärtige, weiße Holzpforte führte. Ein Schild mit der Aufschrift ›Der
Hund beißt‹ war daran geschraubt. Ein Friesenwall, bepflanzt mit Wildrosen und Hagebutten,
friedete das Grundstück ein. Clausen zog den Riegel aus der Arretierung der Gartenpforte.
Sie betraten den Rasen, der sich von hier bis zum Haus erstreckte.
    »Er hat alles gemacht, was im Garten so anfällt.
Rasen mähen, Unkraut jäten. Sie sehen ja, viele Beete gibt’s hier nicht. Das Stutzen
und Ausschneiden der Hecken und Büsche ist ganz schön arbeitsaufwendig.«
    »Das kenn ich.«
    »Er hatte eine bequeme Möglichkeit, die Gartenabfälle
zu entsorgen. Hier links, hinter dem Gartenschuppen, ist die Deponie.«
    »Hatte er einen Hänger?«
    »Nein. Dafür hatte er blaue Plastiksäcke, die
er im Kasten abfahren konnte. Aber sehen Sie mal, da unten in der Deponie sehe ich
was Blaues. Sieht aus wie ein Stück von diesen Säcken. Das gehört da nicht hin.
Ist schließlich Bioabfall.«
    Clausen trat vor, fasste das Stück und wollte
es unter dem Gartenabfall hervorziehen. Es ließ sich nicht bewegen. Er zog fester,
ohne Erfolg.
    »Das werden wir gleich haben.«
    Er packte den Zipfel mit beiden Händen weiter
unten und brach jäh ab.
    »Da stimmt was nicht. Fühlt sich sehr komisch
an. Der Sack lässt sich nicht bewegen.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich weiß es nicht. Sehr merkwürdiges Gefühl.
Nicht wie Gartenabfälle. Ich schneide den Sack mal auf.«
    Er zog ein Schweizer Messer aus der Hosentasche,
schob das Grüngut zur Seite und schlitzte den Sackzipfel auf. Dann zuckte er zurück.
    »Was ist das? Sehen Sie mal.«
    Jung beugte sich näher heran. In seine Nase
stieg ein bestialischer Gestank. Er hielt sie sich zu und versuchte zu deuten, was
er sah. Mit Heckenschnitt hatte das nichts zu tun. Er richtete sich auf. Dann handelte
er instinktiv und schnell. Er wies Clausen an, die Polizei in Westerland zu verständigen.
Ebenso die Mendels. Sie sollten sich auf den Weg hierher machen. Er selbst alarmierte
die Spurensicherung und die Gerichtsmedizin in Flensburg und veranlasste einen Einsatz
von absoluter Dringlichkeit.
    »Was ist das?«, ließ sich Clausen vernehmen.
    »Ich weiß es nicht. Aber es ist nichts Gutes.
Machen Sie bitte, worum ich Sie gebeten habe. Stellen Sie den Wagen in der Strandallee
ab. Schließen Sie ihn ab und rühren Sie nichts weiter an. Halten Sie sich zur Verfügung.
Wir werden von uns hören lassen. Alles verstanden?«
    »Ja, verstanden. Wird gemacht.«
    Clausen verschwand mit raschen Schritten, und
Jung blieb allein mit seinen Gedanken zurück. Was war hier passiert? Er glaubte,
ein Handgerippe in einer breiigen Masse ausgemacht zu haben. Hoffentlich hatte er
sich nicht getäuscht und war einer Einbildung aufgesessen.
    Er wartete im Freien neben dem Schuppen. Er
war gespannt auf das, was auf ihn zukam. Die Spannung war so intensiv, dass er den
böigen Nordwestwind ignorierte, der an seinen Haaren zerrte und seine Kopfhaut abkühlte.
Er bemühte sich, keine Spuren zu hinterlassen, und tastete nur mit den Augen die
Umgebung des Fundortes ab. Er musste sich eingestehen – entgegen einer allein in
der Angst vor einer Blamage begründeten Hoffnung –, dass er nichts sah, was ihm
verdächtig vorkam. Der Frieden des Ortes am Rande des weiten, ruhigen Wattenmeeres
wurde durch nichts gestört, außer durch sein Wissen über den grässlichen Fund. Er
stellte sich in den Windschatten des Gartenschuppens.
    Hier stand er noch immer in Gedanken versunken,
als er endlich das entfernte Rotorklopfen des herannahenden Polizeihubschraubers
vernahm. Der Helikopter

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