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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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zum Ende hin mit der Ansage raus, am Tatmorgen, auch noch zu einer relevanten Zeit, auf der Insel unterwegs gewesen zu sein. Aber da geht vorerst nichts … spurenmäßig sieht es mau aus.«
    »Ja, leider. Der käme sofort mit einem Anwalt daher und auf die Frage nach Zeugen und objektiven Beweisen könnten wir nur die weiße Fahne schwenken. Da macht kein Richter mit. Wir werden uns diesen Herrn Grohm ganz genau ansehen. Jasmin wird das übernehmen. Zumindest für eine Telefonüberwachung reicht das, was wir haben. Der Antrag ist schon raus.«
    Wenzel war zufrieden. Er deutete auf den leeren Bürostuhl.
    Schielin erklärte, dass Lydia nach München gefahren sei. Eine Kollegin der Münchner Kripo hatte einen Schlüssel für die Wohnung von Agnes Mahler organisiert. Vielleicht ergaben sich von dort neue Hinweise.
    *
    Den Rest des Tages verbrachten sie damit, den nötigsten Schriftverkehr zu erledigen, die spärlichen Spuren aufzuarbeiten und Namen und Adressen zu recherchieren. Später dann mischten sie sich in den wohligen Tumult auf der Insel, wo die letzten Stunden eines warmen Sommerwochenendes zu genießen waren. Über der Stadt hing ein Summen und Brummen, Zischen und Rauschen. Gierig sogen die Menschen die Unbefangenheit eines glücklichen Augenblicks auf. Von der Maximilianstraße zum Hafen hin wurde das Strömen und Quellen dichter. Schlangen bildeten sich vor Schaufenstern, am Eisverkauf des Cafés Schreier im Hafen und an den Landungsstegen, wo Menschen darauf warteten an Bord zu gehen. Andere verließen die Schiffe. Ermattet von Sommersonne, farbigen Eindrücken, Alkohol, Speisen, Spaziergängen und sanftem Schwanken.
    Schielin lehnte an der Wand des Hotels Helvetia und blätterte in seinen Notizen. Die Zimmernachbarschaft von Agnes Mahler hatte nicht das Geringste sagen können, was als Hinweis hätte bezeichnet werden können. Auch die anderen hatten wenig Erfolg mit ihren Fragen gehabt.
    Wie Fremde kamen sie sich vor, in all der Ausgelassenheit. Ein Gaukler hatte mitten in der Menge eine Runde um sich versammeln können und aus dem Geklirr und Gedröhn drang das ausgelassene Lachen, wenn er seine Späße machte. Sein Geldkasten war sicher gut gefüllt. Man konnte es nur ahnen. Geschickt war ein Lochtuch darübergelegt, sodass nur einige Münzen im Sonnenlicht schimmern.

    Es gab noch einige Hotelangestellte, die befragt werden mussten, doch viel Hoffnung auf zielführende Informationen hatte Schielin nicht. Sie brauchten endlich eine Spur, einen Hinweis – etwas, was ihnen die Richtung angab, in die sie ermitteln sollten. Schielin war müde. Sie trennten sich schon auf der Insel und verzichteten auf ein abschließendes Treffen auf der Dienststelle. Wenzel würde am Montag gleich in der Frühe bei der Obduktion zugegen sein. Lydia sollte Kimmel und die anderen über den Sachstand informieren und Schielin wollte erst am späten Vormittag auftauchen.
    Claire Wilms lief aufgebracht in ihrem Hotelzimmer auf und ab. Nur mit großer Mühe gelang es ihr, die Stimme im Zaum zu halten. Sie sprach gepresst. »So wird das nicht funktionieren. Sie werden es herausbekommen. Was soll ich dann tun? Du hättest mir sagen müssen, dass du abgereist bist. Was ist das für ein Verhalten … du kannst mich doch nicht so behandeln, mich doch jetzt nicht – einfach allein lassen und so tun als … was interessieren mich irgendwelche Gesetzmäßigkeiten und Codes. Alles Gequatsche. Was soll ich also tun?«
    Ihr Gesprächspartner legte auf. Fassungslos hielt sie ihr Handy weit von sich und starrte es an. Langsam drehte sie die Hand und ließ es auf den Boden fallen. Am liebsten hätte sie noch darauf herumgetreten vor Wut. Doch sie brauchte es noch. Für einen Moment sank sie auf das Bett. Ihr war flau geworden. Mit einer solchen Reaktion hatte sie nicht gerechnet.
    *
    Helmut Grohm war nach der Vernehmung zurück ins Hotel gegangen, hatte eine ausgedehnte Dusche genommen, wollte der Einsamkeit des Zimmers entfliehen und auf der Terrasse einen Kaffee nehmen, als sein Handy vibrierte. Beiläufig nahm er das Gespräch nach einem Blick auf das Display an, während er einen leichten Pullunder über die Schultern legte. Es war Melanie Schirr, die anrief.
    »Und?«, lautete ihre Frage.
    »Was willst du?«
    »Wissen, wie es dir ergangen ist bei diesen Polizisten. Es wäre durchaus im Bereich des Möglichen gewesen, dass sie dich dortbehalten hätten.«
    »Dafür gibt es keinen Grund.«
    »Oh. Sie werden sehr bald über deine

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