Inside Aldi & Co.
da ist die völlig durchgedreht. Kurz darauf musste ich ständig in andere Filialen, und auch sonntags zum Einräumen eines neuen Marktes wurde ich eingeteilt. Das alles, ohne vorher gefragt zu werden. Das ist echt hart: Da arbeitest du locker 40 Stunden die Woche und hast deine 800 Euro netto. Ein riesengroßer Unterschied zwischen Ost und West, aber leider können sie dort so verfahren, da sägt ja ständig jemand an deinem Stuhl.
Regelmäßig gibt es Taschenkontrollen. Unser Bezirksleiter verließ vor einiger Zeit mit Burnout das Aldi-Unternehmen, und die Filialleiterin durfte auch gehen.»
Eine aktuell bei Aldi Nord beschäftigte Verkäuferin im Februar 2013
«Am Mittwoch, den 5 . 11 . 2008 reinigten Mitarbeiter der Firma T. die Fläche unter den Tiefkühltruhen. Der Filialleiter bemerkte noch vor Ladenöffnung, dass in einer Tiefkühltruhe eine offene Packung Eisfackeln lag. Als der Filialleiter diese Packung vernichten wollte, sagte ein Mitarbeiter der Reinigungsfirma, dass dies seine Packung sei, und meinte lächelnd: ‹Die gehen ja auf Kosten des Hauses.› Mindestens ein Eis aus dieser Verpackung fehlte bereits. Der Filialleiter forderte den Mitarbeiter der Firma T. auf, den Artikel zu bezahlen. Dieser Mitarbeiter bezahlte seine Packung Eisfackeln dann an der Kasse bei der Tagesvertretung. Dabei fiel der Tagesvertretung auf, dass ein weiterer Mitarbeiter der Firma T. eine bereits halb getrunkene Flasche Limonade bei ihr bezahlte.»
Aktenvermerk von Aldi an die Firma T. GmbH am 6 . 11 . 2008
«Wie telefonisch besprochen die Namen der am Vorfall Beteiligten. Seit dem 7 . 11 . 2008 sind sie nicht mehr in unserer Firma beschäftigt. Wir missbilligen das Verhalten unserer ehemaligen Mitarbeiter sehr und werden alles unternehmen, um derartige Vorfälle in Zukunft auszuschalten.»
Antwort des Geschäftsführers der Reinigungsfirma T. an Aldi am 7 . 11 . 2008
«Bei unserem ‹Abschlussgespräch› im Januar 2004 sagten Sie mir die Ausstellung eines ‹sehr guten Zeugnisses› zu. Ihre Bedingung war eine ordentliche Kündigung meinerseits. Auf die Art und Weise, wie ich von der Firma Aldi (ohne Grund oder gar Abmahnung!) zu dieser Kündigung genötigt wurde, will ich nicht weiter eingehen. Nach meinem heutigen Wissensstand war mein Zugeständnis voreilig und unüberlegt. Heute würde ich anders handeln …»
Auszug aus einem Brief eines Ex-Mitarbeiters von Aldi Süd an seine Personalvorgesetzte
«Im September 2012 brachte mein Regionalverkaufsleiter mich erfolgreich aus dem Gleichgewicht. Mein Versuch nach sieben Monaten einer Wiedereingliederung schien erst erfolgreich, doch dann ging es auch mir wie bereits meinen drei anderen Kollegen aus unserem Bereich: Wir wurden ‹entsorgt›. Ich finde es wirklich gut, dass Sie so an die Öffentlichkeit gehen. Schade ist nur, dass wir Idioten nicht vors Gericht ziehen, weil es ja nicht zu beweisen ist und es ja keiner glaubt, weil bisher niemand an die Öffentlichkeit damit gegangen ist.»
Ein Filialleiter im Januar 2013
«Als Bereichsleiter war ich an der osteuropäischen Expansion beteiligt. Ich erinnere mich noch, wie ich während der Einarbeitung in der ersten Filialzeit (quasi Aushilfe) von der Filialleiterin angewiesen wurde, die TK -Zelle im Lager von oben zu putzen und zu polieren!
Wie gesagt, ich verstehe Sie sehr gut! Nach zwei Jahren hatte ich die Nase auch voll.»
Ein ehemaliger Manager im August 2012
«Ich habe Ähnliches erlebt – doch war ich deutlich älter als Sie und insofern spielte mir meine Lebenserfahrung und meine fachliche Sicherheit in die Karten. Heute bin ich erfolgreicher Berater und sogar bei meinem früheren Arbeitgeber mit neuer Geschäftsführung wieder auf dem Zettel.
Es war mir im Grunde klar, dass ein System wie Aldi nur funktionieren kann, wenn mit harten Bandagen und Ellenbogen gekämpft wird. Ich gebe aber gerne zu, dass mich dennoch gewisse Passagen Ihres Buchs geschockt haben. Wie kann man so sein? Warum verkaufen Menschen ihre Seele, um selbst besser dazustehen? Ich weiß es nicht.
Denn die ganzen Geschäftsführer, Verkaufsleiter, Prokuristen, Bereichsleiter und vielleicht auch die Filialleiter verkaufen sich, um eigene Vorteile in den Fokus ihres Tuns zu stellen. Es ist ihnen egal, dass das ‹Fußvolk› dabei zwangsläufig auf der Strecke bleibt.»
Ein Leser im Juli 2012
«Im Frühjahr bekam ich einen Bereich mit vielen ‹Altlasten›. Ich hatte die Aufgabe, die
Weitere Kostenlose Bücher