Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
Vom Netzwerk:
später. »Ich leitete ihn an, wie man eine Operation abgesichert in Angriff nimmt, anstatt gleich voll durchzustarten: Verrate nicht alles auf einmal. Servier die Sache häppchenweise.« Der Fall HBGary war hier beispielhaft: die Teaser-E-Mails, die Tweets, um die Presse aufmerksam zu machen. In den kommenden Monaten sollte hiervon noch deutlich mehr kommen.
    Innerhalb von zwei Wochen hatten sie sich gegenseitig davon überzeugt, im Spiel zu bleiben und das alte Team der HBGary-Hacker wieder zusammenzutrommeln. Mit ihrer kleinen Gruppe konnten sie die Massen vielleicht wieder in Bewegung bringen. Sie konnten Anonymous zu hundert Prozent unterstützen, ohne unter diesem Namen in Erscheinung treten zu müssen. »Das hieß, wenn wir uns mit einer Sicherheitsfirma anlegten, brauchten wir nicht gleich das Image der Anons zu ramponieren«, sagte Topiary in einem Interview im April 2011, während er und Sabu die Idee noch diskutierten. »Wir dachten, es würde zu weit gehen, wenn wir uns mit einem billigen Etikett als Hackerteam bezeichneten, also haben wir da nicht viel entschieden.«
    Kayla irrlichterte im Netz herum, deshalb richteten sie einen IRC-Kanal ein namens #Kayla_if_you_are here_come_in_this_channel. Als Kayla sich zurückmeldete, bekundete sie Interesse. Daraufhin warfen die drei Ideen in die Diskussion. Eine bestand darin, ein neues IRC-Netzwerk für Anonymous aufzubauen, da durch das Informationsleck, das Ryan im April aufgerissen hatte, Hunderte von Nutzern von ihren Kanälen abgeschnitten worden waren. Kritiker hatten das Netzwerk mit DDoS-Angriffen bombardiert, und während die Zahl der normalen Besucher abgenommen hatte, war die der Leute, die sich selbst als Operatoren bezeichneten, auf vierzig angestiegen. Jetzt, da AnonOps so führungslastig geworden waren, diskutierten in neun verschiedenen »Command«-Kanälen, Leader-of-Leader-Kanälen und privaten Kanälen Leute über andere Operatoren wild durcheinander. Das überlastete Netzwerk stand vor dem Zusammenbruch. Anonymous brauchte einen sicheren, organisierten Raum für Begegnungen. Anfang Mai hatten die Operatoren von AnonOps ihn eingerichtet. Sie hatten die Zahl ihrer Server von acht auf zwei und die ihrer Operatoren von vierzig auf acht verringert. Ein IRC-Netzwerk erschien jetzt weniger notwendig.
    »Ich wäre wahrscheinlich ausgestiegen, wenn wir nicht so viel miteinander geredet und Kayla zurückgewonnen hätten«, sagte Topiary viele Monate später. »Irgendwie wünschte ich, dass Sabu mir nicht so sehr vertraut hätte.« Nach ein paar Tagen kehrte AVunit aus seiner Auszeit zurück und stieß erneut zu der Gruppe. Jetzt waren wieder vier Mitglieder des alten Teams beieinander mit dem Wunsch, etwas Großes – was genau, wussten sie nicht – zu unternehmen und Anonymous erneut zu inspirieren. Es gab kein Zurück mehr.
    Einen Monat später, als die Mitglieder der Gruppe noch immer darüber nachgrübelten, was sie gemeinsam anstellen könnten, stieg Topiary aus dem Bett, nahm seinen Laptop und traf sich online mit Sabu und Kayla. In New York musste es ungefähr 5 Uhr morgens sein. »Leute, ich war die ganze Nacht auf und habe nach Websites gesucht, die wir uns vorknöpfen könnten«, sagte Sabu. »Und ich bin auf diese dicke FBI-Site gestoßen.« Topiarys Atem beschleunigte sich für einen Augenblick. »Ich habe Zugang dazu«, fügte Sabu hinzu.
    Sabu fügte eine lange Liste mit ungefähr neunzig Nutzernamen und verschlüsselten Hashes (die deren Passwörter entsprachen) von einer Website namens Infragard ein. Die Liste der Namen umfasste die Hälfte der Nutzerbasis der Site. Topiary und Kayla versuchten sofort, sie zu knacken – elektrisiert bei der Aussicht, »das FBI zu hacken«. Minuten später googelte Topiary nach »Infragard« und stellte fest, dass es sich um einen gemeinnützigen Ableger und nicht um das FBI selbst handelte. Er dachte kurz darüber nach, Sabu zu fragen, wie er die Sicherheitslücke gefunden hatte, oder darauf hinzuweisen, dass das ja eigentlich keine »dicke FBI-Site« war. Aber er wollte die Begeisterung des Teams nicht dämpfen.
    Alle Nutzer waren vom FBI mit Blick auf ihren Zugang überprüft worden. Alle arbeiteten im Sicherheitsbereich. Einige waren sogar FBI-Agenten. Ihre Passwörter waren allerdings, gelinde gesagt, bedenklich. Ein Nutzer hatte für alle Zugriffe im Netz »shithead«, ein anderer »security1« gewählt. Nur ein Viertel der Nutzer gebrauchte Passwörter, die das Team nicht knacken konnte. Als

Weitere Kostenlose Bücher