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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Anfragen gleichzeitig: »Es ist ein Hackerangriff, kein Bericht von PBS, entschuldigen Sie.«
    In derselben Stunde erhielt @LulzSec einhundertfünfzig Tweets und Retweets. »Leute! Natürlich ist Tupac am Leben«, twitterte der LulzSec-Account. »Habt ihr den offiziellen @PBS-Artikel nicht gesehen? Warum sollten sie ihre 750.000 Followers anlügen? Wohl verrückt, Frontline?«, fügte er hinzu.
    Nach drei Stunden hatten viertausend Nutzer den an Facebook erinnernden »Gefällt-mir«-Knopf neben Topiarys gefälschtem Artikel angeklickt. Das Publishing-System von PBS war so veraltet, dass die Hacker über die Verbindung zu einem Server Updates von Inhalten machen konnten, die auf 30 verschiedenen Servern abgespeichert waren. Das Ergebnis: Als die IT-Administratoren die Meldung zu Tupac löschten, löschte LulzSec sämtliche Blogs auf der Website von News Hour von PBS. Zum Glück für PBS hatten die Admins zu den Blog-Inhalten anderswo Backups erstellt und konnten die gelöschten Posts in einigen Stunden wieder aufspielen. Bis dahin stieß jeder, der eine andere Meldung anklickte, auf den Hinweis »403 error«, während die Tupac-Story noch immer auf der PBS-Homepage prangte. Die Hacker hatten sämtliche Nutzer- und Admin-Zugangsdaten der Site gelöscht und sich selbst zu Administratoren erklärt. Das machte es den echten Zuständigen schier unmöglich, die Kontrolle zurückzugewinnen. Kaum hatten sie eine Änderung vorgenommen, machten die Hacker sie wieder rückgängig. Und als PBS Frontline eine offizielle Erklärung zu dem Hack auf seiner Website postete, ersetzte LulzSec sie durch eine leere Seite mit nichts als der Bemerkung: »FRONTLINE LUTSCHT SCHWÄNZE LOL.«
    Am Labor Day, an dem Nachrichten eher spärlich fließen, beschäftigten sich etablierte Printmedien wie die New York Times und das Wall Street Journal erstmals mit der Falschmeldung um Tupac und mit der Hackergruppe LulzSec. Am Montagmorgen um 10.30 Uhr wies Google News in London eine Liste von dreiundfünfzig Artikeln zu dem Hackerangriff aus. Zu dem Zeitpunkt war der offizielle Name der Gruppe noch unklar, und manche Reporter bezeichneten sie als Lulz Boat sowie später, aufgrund eines Lesefehlers am Teleprompter in Rupert Murdochs Sky News im Fernsehen, auch als Louise Boat. Als ein Nachrichtenmedium meldete, bei der Hackergruppe handele es sich um Anonymous, twitterte Topiary: »Wir sind nicht Anonymous, du nicht auf die Lösung kommender Kuhfurzkacker.«
    Ungefähr eine Stunde später wurde allein dieser Tweet zur Nachricht. Die angesehene Website VentureBeat, die Fachnachrichten verbreitet, postete einen Artikel mit der Überschrift: »PBS-Hack nicht durch Anonymous.« Zu Sabus Verwunderung waren die Angehörigen der Presse gar nicht so sehr daran interessiert, dass Nutzerdaten nach außen gelangt oder dass der Hack eine Vergeltungsaktion für die Dokumentation zu Assange gewesen war. Am meisten elektrisierte sie die gefälschte Story um Tupac Shakur.
    Nach dem Angriff gab LulzSec ein einziges Interview für Forbes mit der Erklärung, dass sie es aus zwei Gründen auf PBS abgesehen hatten: »Lulz und Gerechtigkeit. Unser Hauptziel ist eigentlich die Verbreitung von Unterhaltung, aber wir wünschen uns sehr, dass Bradley Manning davon hört und zumindest schmunzelt.« »Manche meinen, Sie seien mit dem Angriff auf ein Medienunternehmen – noch dazu auf eine öffentliche Sendeanstalt – zu weit gegangen«, sagte der Interviewpartner von Forbes zu Topiary, der seine Fragen unter dem Nicknamen Whirlpool beantwortete. »Was antworten Sie darauf?« »Wohl verrückt geworden, Bruder.« In einem offenherzigen Moment sagte Topiary, LulzSec sei weniger am Ruhm interessiert als vielmehr daran, Leute zum Lachen zu bringen.
    Er nahm auf Twitter Bitten zu Seiten entgegen, die an die PBS-Website angehängt werden sollten, so wie er in jener feuchtfröhlichen Nacht auf TinyChat von Leuten zufällig ausgewählte Nummern angenommen hatte. Ein Twitter-Nutzer bat um eine Seite mit Einhörnern, Drachen und Mädchen mit Schwertern. Alles war möglich: Die Gruppe hatte ja noch immer vollen Zugang. »Aber klar doch«, lautete der LulzSec-Feed. »Warte ein Sekunde.« Topiary und Tflow bastelten ein Bild zusammen und posteten eine halbe Stunde später den Link zu der schrillen neuen Webseite pbs.org/unicorns-dragons-and-chix-with-swords.
    Topiary wollte Kritikern begegnen, die der Gruppe vorgeworfen hatten, sie habe einfache SQL-Injection-Techniken genutzt, um in das

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