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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Verbindung von alten Medien und Internet-Subkultur. »Das verfickte Wall Street Journal hatte einen Twitter-Namen und eine verfickte Katze im Weltall gedruckt«, stellte Topiary fassungslos fest.
    Meistens plauderte die Gruppe einfach nur über die technischen Feinheiten von Internetbrowsern, während Topiary sie über den aktuellen Stand ihrer Bitcoin-Spenden auf dem Laufenden hielt. Teilnehmer berichteten über geheime Daten, die ihnen von Hackern außerhalb der Gruppe angeboten wurden, und zunehmend über die Aktivitäten der Gegner von LulzSec. Die Gegenspieler bestanden aus den Internetkollegen von Backtrace und Hackern wie The Jester. Beide Lager chatteten oft miteinander im IRC-Netzwerk von 2600. Man musste keine bestimmte Voraussetzung erfüllen, um in den #pure-elite-Raum eingeladen zu werden, und es gab nur die eine Regel: Alles, was im Raum gesprochen wurde, war geheim zu halten. Das Thema des Kanals, das Sabu vorgegeben hatte, erinnerte immer daran: »Nichts darf durchsickern – gegenseitiger Respekt – Recherche und Projektentwicklung!« Grundsätzlich galt für #pure-elite, dass niemand Chatlogs aus dem Kanal abspeichern durfte.
    Die Hilfsmannschaft kannte in der Regel ihre Rolle. Ihnen war klar, dass die Anweisungen von Sabu, Topiary und Kayla kamen und dass sie ihnen zu folgen hatten. Insgesamt machte es einfach Spaß, dabei zu sein, aber ein paar wenige waren erschrocken über die Gegenreaktionen, die LulzSec bekam. »Mal nebenbei gefragt«, sagte Storm eines Abends. »FailSec? Was soll die Scheiße?« Er meinte damit einen Twitter-Account mit wenigen Hundert Followers, der eingerichtet worden war, um LulzSec öffentlich mit Nachrichten wie »Ladet die Versagerkanonen« zu verspotten und in düsterer Vorahnung zu verkünden, dass das Team bald im Gefängnis landen würde. »Storm, mit solchen Stalkern haben wir es seit Monaten zu tun«, stellte Topiary fest. »Sie folgen uns überallhin. Sie beobachten alles, was wir tun. Sie parodieren unsere Accounts.« Er überlegte einen Moment, bevor er hinzufügte: »Wir sind wie eine Rockband.« Der Ruhm hatte eben seine Schattenseiten. Einige Kritiker waren so besessen davon, LulzSec fertigzumachen, dass sie, wenn ihr Twitter-Account von Topiary gesperrt wurde, zwei oder drei neue erstellte, um weiter Nachrichten schreiben zu können.
    Kayla wies darauf hin, dass Adrian Lamo, der Hacker, der behauptete, er habe den Soldaten Bradley Manning als den mutmaßlichen WikiLeaks-Spion entlarvt, sich sogar die Webadresse LulzSec.com hatte reservieren lassen, damit das Team unter der Adresse keine Website einrichten konnte. Lamo war 30 Jahre alt und litt am Asperger-Syndrom. Die Weitergabe der Informationen über Manning an den militärischen Nachrichtendienst hatte ihm den Titel »meistgehasster Hacker der Welt« eingebracht.
    Storm bot an, nach einer anderen URL zu suchen, aber Topiary lehnte ab. Er und Tflow arbeiteten in ihrer freien Zeit bereits an einer einfach wirkenden offiziellen Website für LulzSec. Den Hintergrund würde natürlich die durchs Weltall fliegende Nyan Cat bilden, als Designvorlage diente HBGary.com.
    »Nacht, Leute«, sagte M_nerva plötzlich. »Nacht«, kam es dreifach zurück. M_nerva meldete sich ab. In den USA war es Nacht, aber LulzSec und ihre Unterstützer langweilten sich und suchten nach einer Beschäftigung. »Sollen wir uns ein neues Ziel suchen?«, fragte Topiary den Raum. »Klar«, antwortete Storm. »Es gibt da diese scheißcoole Seite, FBI.gov«, schlug Topiary scherzhaft vor. Kurzes Schweigen. »Bist du echt so scharf drauf, ins Gefängnis zu wandern?«, erkundigte sich Storm. »Wir könnten aus Lulz irgendeinen IRC aufmischen«, stellte Topiary ein weniger riskantes Ziel zur Diskussion. »Klar«, meinte Storm.
    Topiary und Kayla schwebten noch auf dem Hochgefühl ihres Sieges gegen PBS und beschlossen, es sei an der Zeit, gegen ihren größten Gegner vorzugehen, The Jester. Sie würden nicht nur seinen Kanal #Jester mit Spam überschwemmen und seine sogenannten Jesterfags rausschmeißen, sondern das ganze Chatnetzwerk von 2600 mit Junk-Traffic bombardieren und komplett lahmlegen. Davon waren zwar Hunderte von Teilnehmern betroffen, aber es war eben der Unterschlupf von Jester. Topiary hoffte, dass der Ärger der 2600-Administratoren über den Angriff sich nicht gegen LulzSec richten würde, sondern gegen The Jester, weil er ihn provoziert hatte.
    Er war überzeugt, dass Leute wie Emick und Byun von Backtrace zu den

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