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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Unterstützern von Jester gehörten. Er hatte sogar schon in Erwägung gezogen, Spione in seinen Kanal zu entsenden, um herauszufinden, was sie planten, und vielleicht sogar Informationen über einige Mitglieder zu bekommen. Wenn Jesters Leute sie hatten provozieren wollen, dann hatten sie ihr Ziel erreicht. Topiary und die anderen hatten sich in den vergangenen Tagen immer mehr über The Jester geärgert und griffen ihn jetzt aus Spaß an, aber auch aus Rache.
    »Das beste Mittel gegen Langeweile«, sagte Kayla in #pure-elite, »in den 2600-IRC gehen und in dem Laden für ein bisschen Aufregung sorgen :D.« »Sollen wir einfach zu 2600 rübergehen, ein bisschen rumpöbeln und es wieder packen?«, fragte Topiary, während er die ersten Vorbereitungen traf. Er verband sich mit dem 2600-Netzwerk, um dessen Niedergang aus der ersten Reihe zu erleben.
    Storm sollte eine Denial-of-Service-Attacke (DoS) gegen das 2600-Netzwerk starten. Das war wie ein DDoS-Angriff (verteilte Dienstblockade), nur ohne das zusätzliche D (das für »distributed«, also »verteilt« stand), da Storm die Datenpakete von einem einzelnen Computer oder Server aus verschickte, nicht von mehreren Rechnern. (Der Ausdruck war ohnehin nur ungenau definiert. Wenn auf einem Computer eine virtuelle Maschine, eine VM, aufgesetzt war und man von dem Rechner einen DoS-Angriff ausführte, konnte das als ein Angriff von mehreren Computern und somit als DDoS-Angriff gelten.) Um mit nur einem Computer einen DoS-Angriff gegen ein IRC-Netzwerk zu starten, brauchte man nur ein oder zwei Server, die den Datentransfer verstärkten. Sabu hatte bei seinem Angriff auf die tunesische Regierung eine ähnliche Methode angewendet, allerdings in deutlich größerem Umfang, mithilfe eines Broadcast-Servers, den er angeblich von einer Webhosting-Firma in London gekapert hatte.
    Storm mietete einen einfachen Server, wodurch sein Angriff zwar nicht so schlagkräftig war, aber ausreichte, um ein kleines IRC-Netzwerk lahmzulegen. Viele bei Anonymous und in Hackerkreisen, insbesondere die Operatoren im AnonOps-IRC, mieteten oder besaßen eigene Server. Es kontrollierten mehr Leute einen Server als ein Botnet. Es war, als besäße man ein tolles Auto, das sowohl Statussymbol als auch nützliches Werkzeug war. Man legte gutes Geld dafür hin, aber man ließ auch gern andere Leute mal mitfahren.
    Storm konnte mit seinem Server 100 Megabyte Junk-Traffic auf ein Ziel abfeuern. Der Vorgang unterschied sich nicht sehr vom Hochladen eines Bildes oder eines Films bei Facebook oder bei einer Datentauschbörse. In diesen Fällen lud man etwas Sinnvolles mit vielleicht 4 Megabyte pro Sekunde hoch. Storms zusätzlicher Server wirkte wie ein elektrischer Gitarrenverstärker, nur dass er die Übertragungsgeschwindigkeit der Daten erhöhte statt die Lautstärke eines Tons.
    Storm richtete mit seinem Server die Junkpakete gegen einen bestimmten Bereich des 2600-Chatnetzwerks, Serverknoten des Netzwerks, die auch als Blattknoten bezeichnet werden. Wenn man Junkpakete schickt statt nützlicher Daten, kann das den Server überlasten, sodass er offline geht. Ein IRC-Netzwerk hat eine baumähnliche Struktur, und 2600 hatte drei Blattknoten. Statt das ganze Netzwerk auf einmal anzugreifen, überschwemmte Storm die einzelnen Blattknoten. Auf diese Weise brachte er Hunderte von Teilnehmern dazu, sich von Blattknoten zu Blattknoten zu hangeln, statt sich komplett abzumelden und darauf zu warten, dass das Netzwerk wieder normal funktionierte. Das eigentliche Ziel war es, sie so sehr zu ärgern wie möglich.
    Durch den IRC-Befehl map konnte die LulzSec-Gruppe beobachten, wie viele User sich auf jedem Blattknoten des feindlichen Netzwerks befanden. Vor Storms Angriff waren es auf allen Blattknoten etwa sechshundert Leute gewesen, bevor die Zahlen zurückgingen. Knapp zehn Minuten später war ein Blattknoten nicht mehr erreichbar. »Ziel zerstört«, verkündete Storm. »Haha«, sagte Kayla.
    Die User wechselten von Blattknoten zu Blattknoten, um die Verbindungen aufrechtzuerhalten, als Storm wenig später einen zweiten Blattknoten für fünfzehn Minuten lahmlegte. Er ließ sie zwanzig Minuten wieder ans Netz, damit die Teilnehmer dachten, alles sei wieder in Ordnung, und legte sie dann erneut lahm. »Ich kriege nicht einmal eine Verbindung zu 2600«, berichtete Kayla. Storm lachte. »Das macht so Spaß, diese Typen zu ficken«, meinte Topiary. »Wartet :D lasst uns erst noch mal richtig den Troll rauslassen

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