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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
Vom Netzwerk:
gewohnt, sich in fünfundzwanzig IRC-Netzwerken gleichzeitig zu bewegen.
    Als 2600 wieder online ging, hörten sich Topiary, Joepie91 und andere unter den Teilnehmern im dortigen Netzwerk um, bevor sie über den neuesten Tratsch berichteten. Dann richteten sie frech ihren eigenen #LulzSec-Kanal im 2600-Netzwerk ein. Bald darauf wimmelte es dort von erst Dutzenden, dann über hundert Leuten. Zunächst war es unmöglich festzustellen, wer alles dort war, aber ein wenig Beobachtung ergab, dass es sich um eine Mischung aus Anons, Script Kiddies, normalen Fans, die über die Medien von LulzSec erfahren hatten, und White-Hat-Hackern handelte. Im Lauf der Zeit gelangte das LulzSec-Team zu der Überzeugung, dass die Teilnehmer in diesem für alle zugänglichen Kanal sich etwa zur Hälfte aus Spionen verschiedener feindlicher Gruppen, Jesters Leuten oder Bundesagenten zusammensetzten. In ihrem neuen, öffentlichen #LulzSec-Chatroom auf 2600 verbarg sich das LulzSec-Team hinter Namen, die alle mit Wasser zu tun hatten: Whirlpool für Topiary, Kraken für Kayla und Seabed für Sabu.
    Sabu beobachtete die Entwicklungen und begann sich Sorgen zu machen, das Team könne zu viel Spaß auf dem 2600-Netzwerk haben. Immerhin hatten sie dort nicht nur ihren eigenen öffentlichen Konferenzraum eingerichtet, sondern das Netzwerk vorher erst einmal angegriffen. Es war unmöglich, die echten Fans von den Spitzeln zu unterscheiden, die über das Team an Informationen herankommen oder gar Zugang zum Team bekommen wollten. Einmal sah es so aus, als habe Kayla wieder in ihren Weihnachtsmann-Modus gewechselt und verteile gestohlene Gutscheincodes von Amazon an jemanden außerhalb des Teams. Als Sabu von dieser Unterhaltung erfuhr, erklärte Kayla, sie habe jemandem nur ein paar Gutscheine zu Testzwecken gegeben, damit sie später auf dem Schwarzmarkt verkauft werden konnten. Sabu, ohnehin misstrauisch wegen Kaylas Verbindung zu Laurelai, war beunruhigt.
    »Okay, Leute«, sagte er plötzlich. »Ich hoffe, ich muss das nicht noch mal sagen. Aber die Typen bei 2600 sind nicht eure Freunde. 95 Prozent von denen wollen euch nur ausquetschen. Sie analysieren, wie ihr redet, und stellen Verbindungen her. Also fangt gar nicht erst an, euch mit denen anzufreunden.« Es war ihm egal, dass seine Ermahnung die lockere Atmosphäre zerstört hatte. Vier Mitglieder der Unterstützercrew erzählten, sie sprächen zur Tarnung gebrochenes Englisch, um wie Ausländer zu wirken. Aber Sabu ermahnte sie, alle vertraulichen Informationen, die ihnen gezeigt wurden, aufzuzeichnen und dem Team zu zeigen. Wenn man ihnen einen Link schickte, sollten sie diesen nur über eine sichere Verbindung ansehen. »Passt einfach bei jedem Scheiß auf«, schloss er. »Wenn jemand einen von euch drankriegt, dann schmeiß ich mich weg.«
    Dann meldete sich Kayla zu Wort, als wolle sie zeigen, dass sie Sabus Ansichten teilte. »Noch ein Tipp vom Profi«, sagte sie. »Auch wenn ihr Amerikaner seid, schreibt nicht das amerikanische ›color‹ für Farbe, sondern ›colour‹, wie der Rest der Welt. Wenn ihr ›color‹ schreibt, seid ihr sofort als Amerikaner zu erkennen.« Sabu schien gar nicht hinzuhören und gab Kayla eine neue Anweisung. Sie sollte im Thema des öffentlichen #LulzSec-Kanals schreiben, dass alle mit Zero-Day-Exploits oder Leaks sich bei ihrem neuen Pseudonym im Kanal melden sollten. »Das sollten wir unbedingt nutzen«, sagte er. »Mal sehen, wo die Nigger so rankommen.«
    Kayla meldete sich ab. Sabu genoss das Geplänkel, das auf #pure-elite zwischen den organisatorischen Gesprächen stattfand, aber er erinnerte die Gruppe immer wieder daran, dass sich alle darauf konzentrieren sollten, neue Ziele aufzuspüren und die Gruppe so eng wie möglich zusammenzuhalten. Es sorgte für eine angespannte Atmosphäre, aber es war notwendig.
    Der Bekanntheitsgrad des Teams stieg schneller, als sie es erwartet hatten. Bei einer Google-Suche am 1. Juni hatte der Name LulzSec 25.000 Treffer ergeben. Weniger als vierundzwanzig Stunden später hatte sich diese Zahl auf 200.000 erhöht.

Kapitel 20: Mehr Sony, mehr Hacker
    Am 1. Juni hatten das LulzSec-Team und seine Verbündeten eine lange Liste von Sicherheitslücken zusammengestellt, aufgespürt von Mitgliedern des Teams wie Kayla, Pwnsauce und Sabu. Es wäre zu riskant gewesen, diese Daten in einem zentralen Gruppendokument zu speichern. Stattdessen speicherte jeder, der eine Sicherheitslücke fand, die Daten auf dem eigenen

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