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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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und Topiary schleuse Geld von der chinesischen Regierung zur Gruppe durch.
    »Wenn er das veröffentlicht, dann ist der alte Mistkerl komplett ruiniert«, sagte Topiary. Man wollte die Geschichte fünf Tage lang kursieren lassen, sie dann auf Twitter abstreiten und einen Link zu den Logs der Unterhaltungen mit dem Journalisten dazusetzen. Chen veröffentlichte allerdings nichts. Genau wie Hijazi hatte er bei der Geschichte von LulzSec in der Hoffnung auf eine echte Enthüllung mitgespielt, aber dann begriffen, dass nichts daraus wurde. Für die Leute von LulzSec war das natürlich eine Enttäuschung, aber immerhin gelang es ihnen, sich Eindringlinge vom Leib zu halten; bislang jedenfalls.
    Mitte Juni waren alle bei LulzSec neben anderen Projekten mit mehreren Falschinformationskampagnen beschäftigt und versuchten, nicht an den von M_nerva möglicherweise angerichteten Schaden zu denken. Dass sie über Bitcoin-Spenden 500 Dollar eingenommen hatten, war da schon ein Lichtblick. Topiary führte diesen Account und gab etwas Geld weiter an Sabu, der davon bei Virtual Private Networks wie HideMyAss Accounts kaufte, um den Ring der Unterstützer besser zu verschleiern. Außerdem kaufte er mehr Platz auf den Servern.
    Die Spenden zu Bargeld zu machen, das sich nicht nachverfolgen ließ, war zwar langwierig, aber vergleichsweise einfach. Mit den Bitcoins kaufte man bei Visa virtuelle Prepaid-Karten; dazu waren falsche Namen, Adressen, Personendaten und Arbeitsstellen bei falschen Firmen nötig, was sich auf der Website fakenamegenerator.com in Sekunden erledigen ließ. Solange die Kontaktadresse zur Rechnungsadresse passte, zweifelte kein Online-Händler an der Echtheit. Mit dem Visa-Account gelangte man in die virtuelle Online-Welt Second Life, wo man Lindens, die dortige Internwährung, kaufte. Dieses Geld wurde mithilfe der (von Kayla empfohlenen) Währungstransfer-Website VirWoX in Dollar getauscht und diese dann auf ein Konto bei Moneybookers eingezahlt. Von dort konnte das Geld dann auf ein persönliches Bankkonto überwiesen werden.
    Dies war aber nur eine mögliche Methode. Topiary benutzte häufig einen direkteren Weg. Dazu wurde Geld einfach zwischen verschiedenen Bitcoin-Adressen verschoben: Bitcoin-Adresse 1 → Bitcoin-Adresse 2 → Bitcoin-Adresse 3 → Konto der Liberty Reserve (ein Zahlungsabwickler in Costa Rica) → Bitcoin-Adresse 4 → Bitcoin-Adresse 5 → Zweites Konto der Liberty Reserve → PayPal-Konto → Bankkonto. Wenn er nur den leisesten Zweifel hegte, es könnten nicht genügend Transferschritte sein, dann fügte er einfach noch mehr Umwege ein.
    Auch am Montag, dem 6. Juni, prüfte Topiary das Bitcoin-Konto von LulzSec. Ach du Scheiße, dachte er. Da war eine einzige anonyme Spende in Höhe von 400 Bitcoins verzeichnet – umgerechnet etwa 7.800 Dollar. So viel Geld hatte Topiary im ganzen Leben noch nicht besessen. Er ging schnurstracks in den gesicherten Chatroom der Kerntruppe. »WAS ZUM TEUFEL Leute?!«, meinte er und gab dann die Details von Bitcoin durch. »UNMÖGLICH«, sagte AVunit. »LOL. Da ist was schiefgegangen.« »Nee«, sagte Topiary und gab die Einzelheiten noch einmal durch.
    Dann ließen sie alles stehen und liegen und besprachen, wie sie das Geld aufteilen sollten: 1.000 Dollar für jeden und den Rest in neue Server investieren. Über Private Messaging gab jeder Topiary seine eigene Bitcoin-Adresse durch, damit der ihnen die Anteile zustellen konnte. Topiary dachte gar nicht daran, über den warmen Regen Stillschweigen zu bewahren oder für sich einen größeren Anteil herauszuholen. Jeder ließ sein Geld über verschiedene Stationen laufen, damit es nicht nachverfolgt werden konnte. Es war ja nicht ausgeschlossen, dass es von der Bundespolizei oder von opportunistischen White Hats vom Militär gekommen war.
    »Leute, seid bloß vorsichtig mit den Bitcoins«, meinte AVunit. »Lasst es über mehrere Gateways laufen … Holt euch mit einem Teil aus den ärgsten Finanznöten heraus und bleibt auf dem Rest erst mal hocken.« »Okay, ich schicke es los«, sagte Topiary. »Ihr seid jetzt alle 1.000 Dollar reicher.« »Entschuldigt mich, während ich mir eine Siegerzigarre anzünde«, sagte Pwnsauce. »Ich werde es einfach bloß anstarren«, meinte Kayla. »Und lasse es zusammen mit Bitcoin anwachsen.«
    Die Bitcoin-Kryptowährung war so populär und volatil, dass eine Bitcoin schon am nächsten Tag auf einen Wert von 26 Dollar gestiegen war – die große Spende war damit 11.000

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