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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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Dollar wert. Drei Monate früher war der Wert noch gleich dem Dollar gewesen. »Tut mir wirklich leid, dass ihr nicht da seid«, schrieb AVunit, »weil ich gerade eine edle Flasche Whiskey aufmache. Aus dem schottischen Hochland.« Topiary achtete nicht weiter auf die Anspielung auf den Wohnort. »Und jetzt sollten wir alle Sex haben«, meinte Tflow. Alle strahlten innerlich, dachten nicht an die Feinde und den Druck. Sabu nutzte die Gelegenheit, sich bei der ganzen Mannschaft zu bedanken. »Danke, Team«, sagte er. »Wir haben alle großartige Arbeit geleistet. Wir haben das verdient.« Viel Zeit zum Feiern sollte ihnen nicht bleiben. Am nächsten Tag klopfte das FBI tatsächlich bei Hector »Sabu« Monsegur an die Tür.
    Spätabends am Dienstag, dem 7. Juni, hatten zwei Agenten des Federal Bureau of Investigation das Jacob-Riis-Apartmentgebäude betreten und waren auf dem Weg in den fünften Stock, wo Hector Monsegur wohnte und häufig mit Familie und Freunden feierte. Seit Monaten hatte das FBI versucht, Sabu festzunageln, und wenige Wochen zuvor war es endlich gelungen, Backtrace’ früheren Hinweis zu bestätigen: Sabu hatte sich versehentlich in einen IRC-Kanal eingeloggt, ohne seine IP-Adresse zu verschleiern. Und dieses eine Mal hatte genügt. Um sich seiner Zusammenarbeit zu versichern, brauchte die Bundespolizei Beweise dafür, dass Monsegur Gesetze gebrochen hatte. Also besorgten sie sich per gerichtlicher Anordnung bei Facebook Einzelheiten zu seinem Account und stießen dabei auf gestohlene Kreditkartennummern, die er anderen Hackern weiterverkauft hatte. Das allein reichte für eine zweijährige Gefängnisstrafe. Da er zwei Töchter und Familie hatte, wusste das FBI, dass man Druck auf ihn ausüben konnte.
    Das FBI hatte eine Weile zugesehen und den passenden Augenblick abgewartet. An jenem Dienstag erhielten die Agenten dann den Befehl zum Zugriff. Neben Backtrace versuchten viele kleine Gruppen, LulzSec zu doxen, und eine hatte den Namen Hector Monsegur und seine tatsächliche Adresse veröffentlicht. Sabu hatte bis zu diesem Zeitpunkt unverdrossen weitergehackt, möglicherweise in der Gewissheit, dass er ohnehin längst zu weit gegangen war und der Festnahme nicht mehr entgehen konnte. Das FBI indessen ging auf Nummer sicher. Sie wollten ihn haben.
    Die Agenten klopften an, Monsegurs rotbraune Wohnungstür schwang auf, und sie standen einem jungen, breitschultrigen Latino in weißem T-Shirt und Jeans gegenüber. »Ich bin Hector«, sagte er. Die Agenten, die vorsichtshalber kugelsichere Westen angelegt hatten, stellten sich vor. Einem Bericht von Fox News zufolge, in dem Zeugen des Vorgangs zitiert wurden, behauptete Hector zunächst, er sei nicht Sabu. »Ihr habt den Falschen«, sagte er. »Ich habe keinen Computer.« In der Wohnung stießen die Ermittler allerdings auf ein Ethernetkabel und ein DSL-Modem mit grün blinkenden Lämpchen.
    Sie fühlten Monsegur nach dem bewährten System guter Bulle/böser Bulle auf den Zahn und erklärten, sie bräuchten seine Mitarbeit als Zeuge, um auch die Identitäten der anderen Hacker von LulzSec aufzudecken. Zunächst weigerte sich Sabu, der sein Team nicht verpfeifen wollte.
    Dann erzählten sie ihm von den Beweisen, die sie von Facebook erhalten hatten – dass er gestohlene Kreditkarten verkauft hatte, was allein schon genügte, ihn für zwei Jahre ins Gefängnis zu stecken. Was würde dann mit seinen beiden Töchtern geschehen? Der nette Bulle meinte, bei guter Kooperation habe er Aussicht auf eine geringere Strafe; er müsse doch an seine Kinder denken. Als Monsegur noch immer nicht nachgab, trat der böse Bulle auf den Plan.
    »Das war’s. Keine Vereinbarung. Sie haben Ihre Chance gehabt«, brüllte er und stürmte aus der Wohnung. »Wir sperren Sie ein.« Da wurde Sabu schließlich weich. »Wegen der Kinder«, meinte einer der Agenten später gegenüber Fox. »Für die Kinder hätte er alles getan. Er wollte nicht ins Gefängnis und die Kinder zurücklassen. So haben wir ihn drangekriegt.«
    Am nächsten Morgen um 10 Uhr erschien Monsegur zusammen mit seiner neuen Anwältin Peggy Cross-Goldenberg im Southern District Court von New York und willigte ein, dass das FBI jede seiner Bewegungen überwachte – sowohl online als auch im wirklichen Leben. Bis zur offiziellen Anklage in einer Reihe von Punkten im Zusammenhang mit dem Hacken von Computern sollten noch ein paar Monate verstreichen, aber seine Strafe war bereits Teil der Vereinbarung. Ab

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