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Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition)

Titel: Inside Anonymous: Aus dem Innenleben des globalen Cyber-Aufstands (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parmy Olson
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zurück. »Ich habe einfach die LOIC-Befehle so geändert, dass es aussah, als seien 512 Computer daran beteiligt.« Das hieß, dass Ryan nicht nur die wahre Feuerkraft stellte, sondern auch andere Anons absichtlich täuschte, um sie glauben zu machen, sie selbst hätten den Schaden angerichtet. Das war nicht weiter schwierig. Wenn man das LOIC-Netzwerk kontrollierte, konnte man die Anzahl der angeschlossenen Rechner verfälschen, indem man zum Beispiel +500 oder auch +1000 in den betreffenden IRC-Chatroom eingab. Diese Möglichkeit war in #command ein offenes Geheimnis, aber das Thema wurde nicht weiter beachtet, wenn es einmal aufkam. Anonymous war schließlich »Legion«.
    »Das wirkte nicht gerade zufällig«, sagte ein Informant, der über die Unterstützung von AnonOps im Dezember 2010 und Januar 2011 Bescheid wusste. »Wahrscheinlich sollte es auch eine witzige List sein.« Die Organisatoren und Botmaster wollten ihr Vorgehen allerdings nicht als Betrug an den Freiwilligen verstanden wissen. Das lag teilweise daran, dass sie einfach die Bot-Rechner nicht von denen der Freiwilligen unterschieden. Letztlich ging es ihnen nur um die Anzahl, meinte der Informant. Wenn es nicht genug Freiwillige mit LOIC gab, dann wurden eben mehr dazugenommen – ob nun Zombie-Computer oder begeisterte LOIC-Schützen.
    Botnets, nicht angebliche Massen von Freiwilligen waren der Grund, warum Anonymous zweimal erfolgreich die PayPal-Webseite abschießen und am 8. Dezember dann erst zwölf Stunden lang MasterCard.com und danach für über zwölf Stunden Visa.com lahmlegen konnte. Laut einer Quelle wurde AnonOps vor dem 30. November von höchstens zwei Botnets unterstützt, im Zeitraum bis Februar dann von bis zu fünf und danach nur wieder von einem oder zwei. Eine Handvoll Leute hatte die Aktionen in der Hand. Meistens ging es ihnen nicht um Geld. »Die boten sich an, weil sie an die Sache glaubten«, meinte der Informant. Und vor allem demonstrierten sie natürlich gerne ihre Macht.
    Weil das Ego der Beteiligten eine so große Rolle bei den Attacken Anfang Dezember gespielt hatte, brachen die Diskussionen in #command natürlich bald zusammen. Nachdem Civil, Switch und neunhundert nutzlose LOIC-Freiwillige MasterCard.com lahmgelegt hatten, entschloss sich die kleine Organisatorengruppe in #command spontan und etwas größenwahnsinnig, am folgenden Tag, dem 9. Dezember, um 10 Uhr vormittags Ostküstenzeit Amazon.com anzugreifen. Dann fiel ihnen auf, dass Civil und Switch verschwunden waren.
    Die Organisatoren verschoben den Angriff zunächst auf 14 Uhr und hofften, dass die Botmaster sich bis dahin zurückgemeldet haben würden. Um halb zwei Uhr brach das gesamte AnonOps-IRC-Netzwerk zusammen. Wie sich herausstellte, waren Civil und Switch mit einigen der Moderatoren in #command in Streit geraten und schlugen jetzt mit ihren Botnets aus Rache gegen AnonOps zu. Als das IRC-Netzwerk etwa eine Stunde später mit einigen Hundert Teilnehmern wieder funktionierte, hatte niemand mehr Lust auf einen Schlag gegen Amazon. Die Bots fehlten, und irgendwie war es auch sinnlos.
    Topiary schätzte, dass etwa fünf bis zehn Prozent des Erfolges gegen Seiten wie PayPal, MasterCard und Visa Anfang Dezember 2010 auf freiwillige LOIC-User zurückgingen; in den Monaten danach, da die Freiwilligen weniger wurden, war es nur noch etwa ein Prozent. Ein anderer Informant, der den Organisatoren nahestand, schätzt den Anteil der LOIC-Freiwilligen an der Wirkung der Attacken im Dezember und Januar gutwillig auf etwa zwanzig Prozent. Diese Tatsache war besonders bitter zu akzeptieren, nachdem das FBI sieben Monate später vierzehn Menschen festnahm, die an den Angriffen auf PayPal beteiligt gewesen waren, weil sie die LOIC-Software heruntergeladen und eingesetzt hatten. Zu den Festgenommenen gehörten auch Collegestudenten und eine Frau mittleren Alters.
    »Menschen, die an das glauben, wofür sie kämpfen, sollte man nicht sagen, dass sie umsonst gekämpft haben«, erklärte die Quelle, die den Organisatoren nahestand. In einer Hinsicht war die LOIC tatsächlich eine Hilfe: Sie gab den Teilnehmern nicht nur das Gefühl, einen wichtigen Beitrag zu leisten, sondern Civil, Switch und die anderen Botmaster wären vielleicht gar nicht dazugekommen, wenn sie die breite Strömung der Unterstützung für WikiLeaks nicht schon vorgefunden hätten.
    Topiary entschloss sich jedenfalls, sozusagen der Parteilinie treu zu bleiben, als er am 10. Dezember im russischen

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