Inside Girl
ihr sowieso keine Adresse sagen können, wo man ihre Leiche suchen könnte, sollte sie an den Falschen geraten sein. Ach Quatsch, schalt sie sich. Nicht gleich so negativ denken. Es war ein Abenteuer, oder etwa nicht? Sie liebte Abenteuer und neue Geschichten. Sie war süchtig nach Neuem. Vielleicht wusste der Typ das?
Sie strich sich über die Stirn, wie um die nagenden Gedanken wegzuwischen.
Fertig angezogen, mit Jeans und T-Shirt, schnappte sie sich ihre Tasche und die Schlüssel und fuhr mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage. Dort stand ihr Audi TT Cabrio, den sie sich erst vor kurzem geleistet hatte. Sie wollte in den Costco Supermarkt nach Glendale fahren. Das lag zwar östlich von Hollywood, aber dort bekam sie eine super Auswahl an tollen Steaks, die sie heute auf den Grill werfen wollte. Natürlich wäre Marcus der Grillmeister. Sie würde noch ein paar Zucchini und Auberginen mitgrillen und einen knackigen Salat beisteuern. Und es ging nichts über ihre selbstgemachte Grillmarinade.
Als sie eingekauft hatte, fuhr sie noch spontan an ihrer Lieblingsboutique vorbei. Sie hatte Lust auf ein neues Kleid, vielleicht für Mister Anonym? Sie konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Er war sicher ein alter, fetter, hässlicher Typ, der sonst keine Frauen abbekam. Aber irgendwie fühlte sich sein Schreibstil nicht danach an.
Beschwingt von dem Kauf eines schwarzen eng angliegenden Kleides mit silber besticktem Ausschnitt fuhr sie nach Hause. Dort machte sie ihre Marinade aus Gewürzen und Olivenöl und legte das Fleisch im Kühlfach darin ein.
Dann checkte sie nochmals die E-Mail von Sandy wegen der vorgeschlagenen Termine. Dann rief sie sie an.
„Hey Babe“, meldete sie sich.
„Hey Süße, was machst du gerade?“
„Ich putze, stöhn. Muss mal wieder sein. Ich war nachlässig.“
„Ach ja? Dein Appartement kommt mir immer blitzeblank vor, wenn ich dich besuche.“
„Ja, da putze ich ja immer wie die Wahnsinnige vorher“, lachte sie.
„Ich habe deine Nachricht gelesen. Also Donnerstag nächste Woche passt mir sehr gut. Wo wollen wir hingehen?“
„Ich hätte mal wieder Lust auf das Ivy.“
„Tolle Idee, ich kann gleich online reservieren.“
„Passt hervorragend, sagen wir um 19 Uhr?“
„Ist gebongt. Was treibst du sonst so, wie gehen die Geschäfte?“
„Kann nicht klagen, es läuft sprichwörtlich wie geschmiert.“ Sie lachte schmutzig.
„Oh Mann, du wieder. Hast du neue Kunden auch?“
„Ja, zwei Geschäftsleute aus New York. Sie wollten einen flotten Dreier. Ich war live dabei. Wir haben’s genossen kann ich nur sagen.“
„Das kann ich mir vorstellen. Ich war gestern mit Russell bei einem Geschäftsessen und danach, na du weißt ja.“
„Der liebe Russel l, warum steht er nur nicht auf mich. Ich würde ihn mir zu gerne mal ausleihen, so toll wie der aussieht.“
„Ja, ich weiß, und er vögelt wie ein Weltmeister.“
„Mmmmhhhh“, schwärmte sie.
„Ich hab vielleicht auch einen neuen Kunden.“
„Ach ja? Wer ist es denn?“
„Nun ja, das ist ziemlich geheimnisvoll. Ich hab eine E-Mail bekommen. Er nennt sich ‚C‘ und will anonym bleiben. Er möchte mich übermorgen treffen. Und jetzt kommt’s, ich muss eine Augenbinde tragen.“
„Echt? Kling t verrucht!“
„Na ja, oder gefährlich. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich davon halten soll. Andererseits, er meinte, dass er mich von einem gemeinsamen Bekannten kennt. Und, wo sollte er sonst meine E -Mail-Adresse herhaben. Die ist nicht öffentlich. Ich glaube kaum, dass mir jemand von meinen Stammkunden einen Scheißkerl vermitteln würde.“
„Nein, sicher nicht. Und wie ich dich kenne, bist du ganz versessen drauf, Mister Geheimnisvoll kennenzulernen!“
„Du sagst es, Sandy. Ich kann eigentlich gar nicht anders.“
„Na dann, drauf los. Und berichte mir am Donnerstag.“
„Werde ich machen. Also, wir sehen uns.“
„Bis dann.“ Sie legten auf.
Marcus traf um 19 Uhr bei Jade ein. Wie immer kam er lässig gekleidet in Jeans und weißem T-Shirt an. Seine hellblonden Haare standen i hm wuschelig vom Kopf. Er war ein gutaussehender junger Kerl von 23 Jahren. Jade liebte ihn, obwohl sie ihn manchmal überhaupt nicht ausstehen konnte.
„Hallo Schwesterlein“, begrüßte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Hi Marcus. Komm rein.“ Er reichte ihr die Papiertüten mit zwei Baguettes darin.
„Eine kleine Spende.“
„Mmh, Baguettes von meinem Lieblingsbäcker.“ Marcus wohnte
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