Inside Polizei
konzentriert mit der Einsatzleitung, um so viele Einzelheiten wie möglich darüber zu erfahren. Im Vorbeigehen raunte er Toni zu, dass er die Männer für eine erste grobe Lageeinweisung zusammentrommeln solle. Frühzeitige Informationen waren für das Einsatzteam unerlässlich. Erstens, um sich gedanklich auf die bevorstehende Aufgabe vorzubereiten, aber hauptsächlich, um abzuschätzen, ob noch zusätzliche Spezialausrüstung benötigt wurde.
Der Einsatzort lag in der Nachbarschaft der Großstadt, einem kleinen Kaff nur 44 Kilometer entfernt von ihrer Dienststelle. Das SEK war auf Anforderung der örtlichen Polizeiführung alarmiert worden, da die dortigen Polizeibeamten nicht weiterkamen und eine Eigen- und Fremdgefährdung nicht mehr ausschließen konnten.
»So, jetzt kommt’s«, der Kommandoführer kam zu den wesentlichen Punkten, »bei unserem Gegenspieler handelt es sich um einen psychisch kranken serbischen Staatsbürger, der unter amtliche Betreuung gestellt wurde. Er ist ein ganz schöner Brocken von 110 Kilogramm bei 1,83 Meter Größe. Er ist polizeilich als gewalttätig bekannt und eingestuft. Aufgrund seiner psychischen Erkrankung muss er regelmäßig Medikamente nehmen, die ihn ruhig stellen. Er wurde bereits vor einigen Jahren vom SEK festgenommen und verbrachte danach einige Zeit in einer psychiatrischen Klinik. Näheres dazu ist noch nicht bekannt. Er soll ehemaliger Angehöriger der serbischen Armee sein, aber auch das ist noch nicht bestätigt.
Sascha K. ist 32 Jahre alt. Heute Morgen sollte er durch seinen Betreuer wieder in die geschlossene psychiatrische Klinik gebracht werden, da er sich seit geraumer Zeit weigerte, seine Medikamente einzunehmen. Beim Erscheinen des amtlich bestellten Betreuers drehte er durch und bewaffnete sich mit einem Messer. Der Betreuer alarmierte daraufhin die Polizei. Die Aussagen zu dem Messer sind noch nicht eindeutig und pendeln zwischen einem großen Küchenmesser oder Klappmesser hin und her. Ob er noch über weitere Waffen in seiner Wohnung verfügt, ist nicht bekannt, kann aber nicht ausgeschlossen werden. Sascha K. hat sich in seinem Haus verschanzt. Die örtlichen Kollegen sind seit mehreren Stunden dort, haben aber noch keinen Kontakt herstellen können. Es besteht nicht einmal Sichtkontakt. Das ist im Moment alles. Toni, überprüf das Auto, damit wir sicher sind, dass wir alles für einen Messertäter dabeihaben, vor allem den Taser und die Langstöcke. Abmarsch in zwei Minuten.«
Toni nickte und lief zum Wagen.
»Bewaffneter Täter, Messer, ehemaliger serbischer Armeeangehöriger, gewalttätig, polizeibekannt, Psycho – na super«, dachte sich Toni, »genau die richtige Beschäftigung kurz vor Feierabend.«
Andererseits waren solche Gegner das tägliche Geschäft eines Spezialeinsatzkommandos, aus diesem Grund waren sie trainiert und ausgerüstet worden.
Der Kommandoführer erreichte als Letzter die beiden schweren Limousinen, nahm seinen Platz auf dem Beifahrersitz des Führungsfahrzeuges ein, dann rasten sie los. Der Fahrzeugpark der Einheit variierte ständig, um kriminellen Widersachern eine frühzeitige Entdeckung so schwer wie möglich zu machen. Weitere Einsatzmittel mussten nicht erst eingeladen werden, da beide Alarmfahrzeuge 24 Stunden am Tag mit allem ausgerüstet waren, was ein Spezialeinsatzkommando für seine Arbeit benötigte. Wenn diese Ausrüstung im Einzelfall nicht ausreichen sollte, dann würde das benötigte Spezialequipment mit einem weiteren Fahrzeug oder in dringenden Fällen per Hubschrauber zum Einsatzort gebracht werden.
Ein Großteil der Ausrüstung sollte das Eindringen in Wohnungen ermöglichen, ein äußerst gefährliches Vorgehen. Zum Equipment gehörten eine Motorsäge zum Aufsägen von Holztüren, eine zehn Kilogramm schwere Ein-Mann-Eisenramme und ihre größere Schwester, die 40-Kilogramm-Ramme, die zu zweit bedient werden musste. Sollte eine schwere Eisentür den Zutritt verwehren, sodass die Rammen wirkungslos blieben, war es an Thorsten, die Tür zu öffnen. Thorsten war der Sprengmeister im Team, und für ihn war der mitgeführte Koffer mit Sprengstoffen und Sprengschnüren unterschiedlichster Art vorgesehen. Er benötigte keine fünf Minuten, um eine Sprengung vorzubereiten. Das SEK verwendete dafür meistens Sprengrahmen, die mit den erforderlichen Sprengschnüren gefüllt wurden. Diese Rahmen wurden dann mit robustem Panzertape-Klebeband in der unmittelbaren Nähe des Schlosses fixiert und zur
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