Inside Polizei
Wohnungsinnere gelangen würden. Die Tür aus Presspappe dürfte keine großen Schwierigkeiten bereiten, zumal die Hälfte aus einer einfachen Glasscheibe bestand, die eingeschlagen werden sollte. Der Krach der berstenden Scheiben und das schlagartige Eindringen von sieben vermummten und martialisch aussehenden Elitekämpfern müssten ausreichen, um Sascha K. zunächst einmal einzuschüchtern und so einige Sekunden Zeit zu gewinnen, um ihre Maßnahmen zu treffen. Ein fataler Irrtum!
Die Aufgabe des ersten Mannes an der Tür war es, die Tür aufzubrechen und die Glasscheibe einzuschlagen, dann musste er blitzartig seinen Kameraden Platz machen und erst als Vierter die Wohnung stürmen. Sein weiteres Handeln würde er dann lageabhängig selbst bestimmen. Entweder würde er die Kollegen bei der Festnahme unterstützen oder mit seiner Pistole als Sicherungsschütze fungieren.
Der Mann, der als Erster in die Wohnung stürmen würde, musste darauf achten, dass sich niemand zwischen ihm und Sascha befand, denn er benötigte immer eine freie Schussbahn. Er war der Sicherungsschütze, der mit der Pistole in Schusshaltung in die Wohnung eindrang. Falls sich ein Schusswechsel entwickeln würde, musste er schießen, und er würde schießen, um zu töten.
Der ihm folgende zweite Mann war mit dem Taser bewaffnet und würde bei der ersten sich bietenden Gelegenheit die 50 000-Volt-Waffe abfeuern. Die daraus resultierende Lähmung musste dann ausgenutzt werden, um den Serben zu entwaffnen und zu überwältigen. Beim Vorgehen würde der Taser-Mann darauf achten, dass er sich niemals zwischen dem Sicherungsschützen und Sascha bewegte – sein Leben könnte davon abhängen.
Der dritte Mann sollte mit einem Langstock ausgerüstet sein. Angriffe mit dem Langstock werden in der Kampfkunst Wing Chun gelehrt, einer über 300 Jahre alten traditionellen Kampftechnik aus China, die in einem Shaolin-Kloster entwickelt wurde. Viele Spezialeinsatzkommandos werden in dieser Kampfkunst ausgebildet, und oft besuchen die Männer zusätzlich privat eine dieser Kampfakademien, um ihre Fähigkeiten weiter zu trainieren und zu verbessern. Der Langstock bietet die Möglichkeit, einen mit einem Messer bewaffneten Täter aus größerer Distanz zu bekämpfen. Mit ihm kann gleichzeitig geblockt und geschlagen werden, und er ermöglicht es, einen Messerangreifer ohne Schusswaffengebrauch, allerdings mit erhöhter eigener Gefährdung, unschädlich zu machen.
Die Einteilung am Fenster war schnell vorgenommen. Mann Nummer eins sollte die große Fensterscheibe schnell und gründlich zertrümmern. Dabei musste er besonders darauf achten, dass im unteren Rahmen keine großen Glasssplitter stecken blieben, da diese sonst ein großes Verletzungsrisiko für die nachrückenden Kräfte darstellten. Danach würde er sein weiteres Vorgehen lageabhängig anpassen.
Mann Nummer zwei sollte mit seiner Sig Sauer im Anschlag die vordringenden Kameraden absichern, obwohl er wahrscheinlich selbst bei einer eskalierenden Situation nicht zum Schuss kommen würde. Denn die durch die Tür ins Haus stürmenden Jungs würden sich in seiner unmittelbaren Schussbahn befinden. Eine riskante Position, aber dies war den Örtlichkeiten geschuldet und ließ sich nicht ändern. Ein SEKler war zudem Improvisation gewöhnt, denn oft kam es anders als ursprünglich gedacht.
Mann Nummer drei, Toni, erhielt den Befehl, als Erster durch das Fenster in die Wohnung einzudringen und den Überraschungseffekt auszunutzen, um Sascha zu überwältigen, wenn dieser von den Eindringlingen in seinem Haus überrumpelt und abgelenkt war. Dazu sollte er, unmittelbar nachdem der Taser-Schütze seine Projektile abgefeuert hatte, den ehemaligen serbischen Armeeangehörigen unschädlich machen. Toni ging den Ablauf im Kopf noch einmal durch und wusste genau, dass er einige Sekunden lang in großer Gefahr schweben würde. Denn er musste nah an seinen Gegner heran und würde sich in der direkten Schussbahn des Taser- und des Sicherungsschützen bewegen. Ein weiteres Problem war, wie er am besten in die Wohnung gelangen sollte. Zuerst einen Fuß auf die Fensterbank setzen und dann kontrolliert in das Zimmer springen, wobei er sicherlich ein, zwei Sekunden verlieren würde, oder mit einem schnellen Satz das Hindernis überwinden, um Sascha möglichst sofort anzugreifen?
Toni entschied sich für letztere Variante. Die falsche Entscheidung ...
Toni schaute auf die Uhr, 15.25 Uhr, das SEK-Kommando war noch keine
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