Inside Polizei
verlagern, und riss in letzter Sekunde beide Arme schützend vor den Kopf. Das Messer kam wie ein Fallbeil auf ihn herabgeschossen, traf seinen Unterarm, zerteilte mühelos den Einsatzoverall und schnitt sich schmerzhaft durch sein Fleisch. Erst der Unterarmknochen stoppte das Vordringen des Messers. Durch die Wucht der Messerattacke glitt das Messer am Knochen entlang, sprang auf den anderen Arm über und verursachte auch dort eine tiefe Wunde. Toni schrie auf und realisierte gleichzeitig, dass er in Lebensgefahr schwebte. Was sollte er tun? Seine Gedanken rasten. Seine Arme schmerzten so sehr, dass er sich nicht sicher war, ob es ihm gelingen würde, einen weiteren Messerstoß abzuwehren.
Sascha drehte sein rechtes Schultergelenk nach hinten, nahm seinen Oberkörper mit, um ein weiteres Mal mit größtmöglicher Kraft zuzustechen. Dann wirbelte das Schultergelenk nach vorn, und Toni sah das Messer auf seinen Kopf zuschnellen. Plötzlich durchdrang ein ohrenbetäubender Lärm das Zimmer. Der Sicherungsschütze hatte eingegriffen, er schoss und traf. Toni registrierte das Aufbäumen von Sascha. Die Bewegungsenergie der Mannstopp-Munition entlud sich im Körper des Messermannes und stoppte seinen Angriff. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an, denn der ehemalige serbische Armeeangehörige steckte den Schuss offenbar einfach weg und fokussierte seine Aggressionen wieder auf den stark blutenden Toni.
Der Sicherungsschütze fluchte innerlich, denn er war sich bewusst, dass er sich in einer beschissenen Schussposition befand. Toni und Sascha bildeten ein verworrenes Knäuel im Bodenkampf, und es war viel zu gefährlich für seinen Kameraden, noch einen Schuss zu riskieren. Doch Saschas anhaltende Aggression wischte jegliche Bedenken und Zweifel weg. Sascha K. holte erneut aus und stach in Richtung von Tonis Kopf. Ob der Schütze nun wollte oder nicht, er musste schießen – und er schoss.
Schussexplosionen durchbrachen den Raum. Kampfgeschrei und -lärm drangen durch die Ohrenschützer des Schützen, seine Sturmhaube war leicht verschoben und engte sein Sichtfeld etwas ein. Er bemerkte die Verspannung in seiner Arm- und Schultermuskulatur und sah, dass Toni sich bei einem seiner Schüsse vor Schmerz aufbäumte. Er konnte nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, bei welchem, aber plötzlich durchzuckte ihn ein panikartiges Gefühl, es schien, als ob ... oh nein, Toni schrie. So ein Mist, sollte ihm das wirklich passiert sein, ausgerechnet ihm?
Toni spürte die Schmerzen und das Blut, das an seinen Armen herunterfloss, er atmete laut und stoßweise, um möglichst viel Sauerstoff in seine Lungen zu pumpen. Er hörte die Schüsse, die über ihn hereinbrachen, und hoffte inständig, dass es endlich vorbei sein möge, aber es war noch nicht vorbei, nicht für ihn. Als der Schuss Toni traf, durchzuckte der Schmerz wie ein Blitz seinen Körper. Das Deformationsgeschoss schlug in seinen Einsatzstiefel » GSG 9 « von Adidas ein und bohrte sich durch die Achillesferse in seinen Körper. Die Mannstopp-Munition unterschied nicht zwischen Gut und Böse, nicht zwischen Polizist und Angreifer, sie machte das, wofür sie konstruiert und produziert worden war. Sie richtete bei dem Getroffenen den größtmöglichen Schaden an. Beim Aufprall auf Tonis Ferse pilzte das Geschoss auseinander und bohrte sich durch das weiche Gewebe. Auch die Endsehne des dreiköpfigen Wadenmuskels, die stärkste Sehne im menschlichen Körper, war gegen dieses spezielle Produkt einer schweizerischen Waffenschmiede chancenlos. Das Deformationsgeschoss hinterließ eine Schneise der Verwüstung in Tonis Fuß. Es zerstörte die Sehnen, Muskeln, das Gewebe und die Blutbahnen – es verschonte nichts.
Schmerz, Panik und Adrenalin rasten durch Tonis Körper. »Scheiße, ich bin getroffen. Aber wie schwer war der Treffer? Und war es das jetzt, ist es jetzt endlich vorbei?«
Ja, es war vorbei. Saschas Attacken hörten auf, er war tot.
Die Kameraden vom SEK sicherten das Messer, zogen den Leichnam von Toni weg und alarmierten den Notarzt. Nach kurzer Zeit, die ihm endlos erschien, versorgte ihn der Arzt, und die Schmerzen wichen.
Der Einsatz war damit beendet. Das Spezialeinsatzkommando hatte seinen Job erledigt und die gefährliche Situation bereinigt, doch zu welch hohem Preis!? Der 32-jährige Sascha war tot und ein Kollege durch den Schuss eines Kameraden und eine Messerattacke schwer verletzt.
Schweigsam und bedrückt sammelten die Elitepolizisten ihre
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