Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Rowe, wohl wissend, daß Jim Hatchley gerade seinen sonntäglichen Frühschoppen im Oak genoß und es Banks große Genugtuung bereiten würde, ihn bei diesem Vergnügen zu stören.
      «Der Super ist doch wohl informiert, wie ich annehme?»
      «Genau, Sir. Er hat mir ja gesagt, daß ich Sie anrufen soll.»
      «Sehr passend», beschwerte sich Banks. «Bestimmt ist er gar nicht erst auf die Idee gekommen, daß er selbst seinen Sonntagsbraten verpassen könnte», fügte er hinzu, allerdings mit einem humorvollen und herzlichen Unterton. In seinem neuen Kollegenkreis war es vor allem Superintendent Gristhorpe gewesen, der ihn bei dem schwierigen Wechsel von der Stadt aufs Land unterstützt und ermutigt hatte.
      Banks legte auf und schlüpfte in das abgetragene braune Jackett mit den Lederflicken am Ellbogen. Er war ein mittelgroßer, dunkelhaariger Mann, dessen schlankes Erscheinungsbild eher an die keltischen Ahnen des klassischen Walisers erinnerte und jedenfalls keine Rückschlüsse auf seinen Beruf zuließ.
      Während er sich anschickte, das Haus zu verlassen, trat Sandra, seine Frau, aus der Küchentür. «Was gibt's?» erkundigte sie sich.
      «Sieht nach einem Mord aus.»
      Sie trocknete sich die Hände an der blaukarierten Schürze ab. «Dann wirst du also nicht mit uns essen?»
      «Wohl kaum. Tut mir leid, Liebes.»
      «Und es macht vermutlich auch keinen Sinn, dir was warmzuhalten?»
      «Ich denke, nein. Ich werd mir irgendwo ein Sandwich besorgen.» Er gab ihr einen flüchtigen Kuß auf die Lippen. «Mach dir keine Sorgen, ich ruf dich an, sobald ich weiß, was los ist.»
      Er lenkte seinen weißen Cortina nach Westen und folgte der Straße, die sich am Flußufer durch das Tal zog. Seinem Rang nach hatte er Anspruch auf einen Dienstwagen mit Chauffeur, aber er saß gerne selbst am Steuer und zog es vor, mit sich allein zu sein, wenn er zu einem Fall unterwegs war. Was die Kosten betraf, so wurden sie durch ein großzügiges Kilometergeld mehr als reichlich gedeckt.
      Ein Auge auf dem Verkehr und eine Hand am Steuer, durchforstete er mit der freien Hand den wirren Haufen von Kassetten auf dem Beifahrersitz, wählte eine aus und steckte sie in den Schlitz des Tapedecks.
      Obwohl er immer noch heilige Eide schwor, daß seine Vorliebe für Opern im Lauf des Winters keineswegs geschwunden war, mußte er doch zugeben, daß er mehr und mehr abschwenkte in die Welt des englischen Liedguts - eine Wandlung, die Sandra aus vollem Herzen begrüßte. Sie hatte Opern ohnehin nie gemocht, und Wagner hatte ihr den Rest gegeben. Am Ende war sie sogar so weit gegangen, sich mit einem Magneten auf eine seiner Aufzeichnungen zu stürzen - ausgerechnet auf ein Band von Siegfrieds Begräbnismarsch, wie sich Banks leidvoll erinnerte. An diesem Punkt war ihm einiges klargeworden, und nun fuhr er am Flußufer entlang unter den Klängen von Dowlands «I saw my Lady weep», gesungen von Jan Partridge.
      Ähnlich wie die größeren und bekannteren Yorkshire Dales zieht sich auch das Swainsdale mehr oder weniger gradlinig - mit einer leichten Neigung in südliche Richtung - von West nach Ost, bis sich der schmale Flußlauf endgültig im Ouse verliert. An seiner Quelle bei Swainshead, hoch oben in den Penninischen Bergen, besteht der Swain nur aus einem dünnen Rinnsal sprudelnden klaren Wassers, aber auf seinem langen Weg nach unten in die Nordsee hat er sich tiefer und tiefer durch die Gletscher und die geologischen Schichten gegraben und mit deren Hilfe ein langgestrecktes malerisches Tal entstehen lassen, das sich zum Vale of York hin immer weiter öffnet. Im Osten, am äußersten Ende, thront die Hauptstadt Eastvale mit ihrem normannischen Burgfried über dem Dale und blickt hinaus auf eine üppige, fruchtbare Ebene. Und bei klarem Wetter sind in der Ferne die Hambleton Hills und die Hochmoore von North York zu erkennen.
      Am nördlichen Flußufer, in der Nähe der düsteren Ruinen der Abtei von Devraulx, tauchte Lyndgarth auf, während Banks langsam durch das friedliche Fortford fuhr, wo man auf einem Hügel jenseits der Gemeindeanlagen immer noch an der Freilegung der Überreste eines römischen Forts arbeitete. Weiter vorn zu seiner Rechten sah er bereits das helle Weiß der Kalkklippen von Crow Star aufragen, und im Näherkommen bemerkte er ein halbes Dutzend Polizisten, die ein von unregelmäßigen Steinwällen gesäumtes Feld absuchten. Das Weiß der Felswand schimmerte im Sonnenlicht,

Weitere Kostenlose Bücher