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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Blick auf die CDs. Im Gegensatz zu Tracy schien Deborah den raueren Stil der Popmusik, Grunge, vorgezogen zu haben: Hole, Pearl Jam, Nirvana. Neben einem kleineren Poster von River Phoenix war ein großes von Kurt Cobain an die Wand geheftet.
      Banks schloss die Tür hinter sich und ging die Stufen wieder hinab. In dem weißen Zimmer konnte er Sylvie weinen und Sir Geoffrey und Michael Clayton gedämpft sprechen hören. Was sie sagten, konnte er nicht verstehen, und als er näher kam, sahen sie ihn durch die geöffnete Tür und baten ihn herein.
      »Sir Geoffrey, ich habe nur noch eine Frage, wenn Sie erlauben«, sagte er.
      »Bitte.«
      »Hat Ihre Tochter ein Tagebuch geführt? Ich weiß, dass meine Tochter es tut. Das scheint unter jungen Mädchen ziemlich beliebt zu sein.«
      Sir Geoffrey dachte einen Moment nach. »Ja«, sagte er dann. »Ich glaube. Michael hat ihr letztes Jahr zu Weihnachten eines geschenkt.«
      Clayton nickte. »Stimmt. Ein in Leder gebundenes, mit einer Seite für jeden Tag.«
      Banks wandte sich wieder an Sir Geoffrey. »Wissen Sie, wo sie es aufbewahrt hat?«
      Er runzelte die Stirn. »Leider nein. - Sylvie?«
      Sylvie schüttelte den Kopf. »Sie hat mir erzählt, dass sie es verloren hat.«
      »Wann war das?«
      »Ungefähr zu Beginn des Schuljahres. Ich hatte es eine Weile nicht gesehen, deshalb habe ich sie gefragt, ob sie aufgehört hätte, es zu führen. Warum? Ist das wichtig?«
      »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Banks. »Nur ist es manchmal so, dass das, was wir nicht finden, ebenso wichtig ist wie das, was wir finden. Das Problem ist, dass wir das immer erst im Nachhinein wissen. Nun, wie auch immer, ich möchte Sie heute Abend nicht länger belästigen.«
      »Inspector Stott sagte, dass ich die Leiche identifizieren muss«, sagte Sir Geoffrey. »Arrangieren Sie das?«
      »Selbstverständlich. Noch einmal mein Beileid, Sir.«
      Sir Geoffrey nickte und wandte sich dann wieder seiner Frau zu. Und Banks war wie ein Butler entlassen.
     
    * VI
     
    Es war bereits nach zwei Uhr morgens, als Banks den dunkelblauen Cavalier, den er schließlich gekauft hatte, um seinen klapperigen Cortina zu ersetzen, vor seinem Haus parkte. Nach Hawthorn Close tat es ihm gut, wieder in der normalen Welt der Reihenhäuser mit den winzigen Gärten und den auf der Straße geparkten Fiestas und Astras zu sein.
      Als Erstes ging er auf Zehenspitzen nach oben, um nachzuschauen, ob Tracy da war. Er wusste, dass es dumm war, aber nachdem er vor Deborah Harrisons Leiche gestanden hatte, fühlte er das Bedürfnis, seine eigene Tochter lebendig vor sich zu sehen.
      Der bernsteinfarbene Schimmer der Straßenlaterne vor ihrem Fenster erleuchtete den schwachen Umriss der schlafenden Tracy. Hin und wieder drehte sie sich um und seufzte leise auf, als würde sie träumen. Sachte schloss Banks ihre Tür und ging zurück nach unten ins Wohnzimmer, sorgsam darauf bedacht, die knarrende dritte Stufe von oben zu umgehen. Trotz der späten Stunde war er überhaupt nicht müde.
      Er schaltete die abgedunkelte Tischlampe an und schenkte sich einen ordentlichen Laphroaig ein in der Hoffnung, damit das Bild der auf dem Friedhof liegenden Deborah Harrison zu verdrängen.
      Fünf Minuten später war es Banks noch immer nicht gelungen, sie aus seinem Kopf zu bekommen. Musik würde helfen. »Music alone with sudden charms can bind/The wand'ring sense, and calm the troubled mind«, wie Congreve gesagt hatte. Er würde doch wohl Sandra oder Tracy nicht aufwecken, wenn er eine Platte auflegte, oder?
      Er sah seine schnell anwachsende Sammlung durch - vermutlich vermehrten sich seine CDs über Nacht - und entschied sich schließlich für Vier letzte Lieder von Richard Strauss.
      In der Mitte des zweiten Liedes, »September«, als Gundula Janowitz' kristallklarer Sopran sich in die Höhen der Melodie aufschwang, schenkte er sich noch einen Laphroaig ein und steckte sich eine Zigarette an.
      Kaum hatte er drei, vier Züge geraucht, ging die Tür auf und Tracy schaute herein.
      »Warum bist du wach?«, flüsterte Banks.
      Tracy rieb sich die Augen und trat ins Zimmer. Sie trug ein langes, weites Nachthemd mit dem Bild eines riesigen Pandas auf der Vorderseite. Obwohl sie schon siebzehn war, sah sie darin wie ein kleines Mädchen aus.
      »Ich dachte, ich hätte jemanden in meinem Zimmer gehört«, murmelte Tracy. »Ich konnte nicht mehr einschlafen und wollte ein

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