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Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe

Titel: Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Stimmung hitzig. Gitarren, Schlagzeug und Bass donnerten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch simple Songs aus drei Akkorden, die nur gelegentlich von dem Gejaule einer ungewollten Rückkoppelung unterbrochen wurden. Heute Abend spielte die Albion-Liga persönlich, eine improvisierte Naziband, zu der jeder gehörte, der gerade Lust hatte, auf ein Instrument einzudreschen. In diesem Moment grölte der Sänger gerade:
      Wir sind weiß. Sie sind schwarz. Wir wollen sie nicht. Schmeißt sie raus.
      Sehr subtil. Craig wünschte, er könnte Ohrenstöpsel tragen. Von seinem Tisch aus beobachtete er, wie Motcombe den Raum bearbeitete. Er war gut, keine Frage. Smart. In dem Laden mussten mehrere hundert Leute sein, schätzte Craig, und Nev ging durch die Tische, klopfte hier auf eine Schulter und beugte sich dort für ein Lächeln und ein aufmunterndes Wort hinab.
      Es war ein Wunder, wie er es schaffte, sich bei dem gottverdammten Lärm, den die Band machte, Gehör zu verschaffen. Einige der älteren Mitglieder, chronisch arbeitslose Fabrikarbeiter und alternde Skins, hatten sich in die hinterste Ecke gehockt, so weit weg von der Lärmquelle wie möglich. Was hatten sie wohl erwartet, fragte sich Craig. Die Black Dyke Mills Band mit »Deutschland, Deutschland über alles« oder Wagners Ring? Nur die Rockbands zogen die Kids an, und durch schiere Lautstärke und Wiederholung brachten sie auch noch die Botschaft rüber.
      Das echte Problem bei diesem Gig war, dachte Craig, als er sich umschaute, dass es überhaupt nichts zum Ficken gab. Aus irgendeinem Grund hatten Mädchen nicht viel mit Nazis am Hut und im Gegenzug schienen die Kids mit einem enthaltsamen Leben zufrieden zu sein. Der pure Rassenhass geilte sie anscheinend genug auf.
      Die einzigen Weiber, die Craig heute Abend sehen konnte, waren ein paar wasserstoffgefärbte Schlampen, die aussahen wie Rockerbräute auf Rente und die mit den Älteren abhingen. Sonst gab es an einem Tisch nur noch ein paar dürre Weiber mit rasierten Schädeln und Ringen durch die Nasen. Er seufzte und trank einen Schluck Bier. Man kann nicht alles haben. Arbeit ist Arbeit.
      Die Musik verstummte und der Sänger sagte, sie würden eine kleine Pause machen. Gott sei gedankt, dachte Craig. Während er versuchte, Motcombe mit einem Auge im Blick zu behalten, wandte er sich an die drei Skins, die mit ihm am Tisch saßen.
      Himmel, dachte er, die sind doch nicht älter als sechzehn. Einer der Zellenführer aus Leeds hatte sie dabei gesichtet, wie sie auf dem Heimweg von einem Fußballspiel ein bisschen in einer Telefonzelle randaliert hatten. Erst hatte er ihnen bei der Randale geholfen, dann hatte er sie zu der Show eingeladen. Dämlich wie ein Stück Holz, alle drei.
      »Und, was haltet ihr davon?«, fragte Craig und zündete sich eine Zigarette an.
      »Nicht übel«, meinte der Pickelige, der auf den Namen Billy hörte. »Habe aber schon bessere Gitarristen gehört, sorry.«
      »Ja, okay«, sagte Craig achselzuckend. »Die sind noch ziemlich neu, brauchen noch ein bisschen Übung, stimmt schon. Aber bei denen kommt es hauptsächlich auf die Texte an. Das Problem ist, dass es den meisten Rockbands egal ist, was sie sagen, verstehst du? Ich spreche von der Message.«
      »Welche Message?«, wollte der mit dem fliehenden Kinn wissen.
      »Wenn du zugehört hättest«, erklärte Craig, »hättest du gehört, dass sie sagen, wir sollten alle Pakis und Nigger zurück nach Hause schicken und dieses Land wieder auf die Beine stellen.«
      »Ach, ja«, sagte Billy. »>Wir sind weiß, sie sind schwarz, wir wollen sie nicht, schmeißt sie raus.<«
      »Genau.« Craig lächelte. »Du hast also zugehört. Großartig. Das ist genau das, was ich meine, Billy. Der größte Teil der Rockmusik ist dekadenter Scheiß, aber das hier ist echte Musik, Musik mit einer Aussage. Das ist Musik, die die Wahrheit sagt. Sie sagt, wie es ist.«
      »Ja«, stimmte Fliehkinn zu. »Ich glaube, ich verstehe, was du meinst.«
      Aber nur in deinen blöden Träumen, dachte Craig.
      Aus dem Augenwinkel sah er, wie Motcombe ungefähr fünf Tische entfernt jemandem etwas ins Ohr flüsterte. Er konnte nicht erkennen, wer es war. Wie viele Eisen hatte dieser Kerl im Feuer? Die Band hatte zwar aufgehört zu spielen, doch aus den Boxen plärrte immer noch Musik und der Geräuschpegel war hoch.
      »Was haltet ihr davon?«, fragte er. »Von der Message?«
      »Ja, gut«, sagte der

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