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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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den Bus erwischen, bevor die Schule aus ist. Terry ist Lehrer, wissen Sie.«
      Jetzt war es Maggie, die Lucys Arm umklammerte und sie davon abhielt, überstürzt aufzubrechen. »Was ist, Lucy?«, fragte sie.
      Lucy wandte den Blick ab.
      »Lucy?«
      »Nichts. Nur was Sie eben erzählt haben.« Sie senkte die Stimme und schaute sich um, bevor sie weitersprach. »Ich weiß, was Sie denken, aber ich kann jetzt nicht darüber reden.«
      »Terry schlägt Sie?«
      »Nein. Nicht wie ... ich meine ... er ist sehr streng. Aber nur zu meinem Besten.« Sie sah Maggie in die Augen. »Sie kennen mich nicht. Ich bin ein ungezogenes Kind. Terry muss mich erziehen.«
      Ungezogen, dachte Maggie. Erziehen. Ein sonderbarer, alarmierender Wortgebrauch. »Er muss also auf Sie aufpassen? Sie überwachen?«
      »Ja.« Lucy stand wieder auf. »Bitte, ich muss jetzt gehen. Es war toll, mit Ihnen zu sprechen. Vielleicht können wir Freundinnen werden.«
      »Ja«, entgegnete Maggie. »Wir müssen uns wirklich wieder treffen. Es gibt Hilfe, wissen Sie.«
      Lucy warf ihr ein schwaches Lächeln zu und eilte Richtung Vicar Lane.
      Als Lucy fort war, saß Maggie wie betäubt da. Mit zitternder Hand leerte sie ihre Tasse. Der milchige Schaum war trocken und kalt.
      Auch Lucy ein Opfer? Maggie konnte es nicht glauben. Diese starke, gesunde, schöne Frau sollte ein Opfer sein, so wie die schmächtige, schwache, elfenhafte Maggie? Das war doch nicht möglich. Aber hatte sie nicht dieses Gefühl gehabt? Hatte sie nicht Verwandtschaft, Gemeinsamkeit gespürt? Das musste es sein. Das war es, worüber sie am Morgen mit der Polizei nicht hatte sprechen wollen. Maggie wusste, dass sie irgendwann damit herausrücken musste, je nach Ernst der Lage, aber sie wollte es so lange wie möglich hinauszögern.
      Bei dem Gedanken an Lucy rief sich Maggie den einzigen Grundsatz in Erinnerung, den sie bisher über Gewalt in der Ehe gelernt hatte: Es ist völlig egal, wer oder was man ist. Jeden kann es treffen. Alicia und die anderen engen Freundinnen zu Hause hatten ihre Verwunderung kundgetan, wie eine so kluge, intelligente, erfolgreiche, rücksichtsvolle, gebildete Frau wie Maggie Opfer eines Schlägers wie Bill werden konnte. Maggie hatte ihre Blicke gesehen, hatte registriert, dass die Gespräche verstummten oder das Thema gewechselt wurde, sobald sie einen Raum betrat. Irgendetwas mit ihr konnte nicht stimmen, sagten alle. Genau das hatte auch sie gedacht, genau das dachte sie immer noch. Weil auch Bill allem Anschein nach klug, intelligent, rücksichtsvoll, gebildet und erfolgreich war. Es sei denn, er setzte das Monster-face auf, aber so kannte ihn ja nur Maggie. Und sie fand es komisch, dass niemand auf die Idee kam zu fragen, warum ein intelligenter, wohlhabender, erfolgreicher Anwalt wie Bill das Bedürfnis hatte, eine Frau zu schlagen, die fast dreißig Zentimeter kleiner und um die vierzig Kilo leichter war als er.
      Selbst als die Polizei kam, weil er gegen ihre Tür hämmerte, nahmen ihn die Beamten in Schutz - er wäre nicht mehr bei Verstand, weil seine Frau unvernünftigerweise ein Unterlassungsurteil gegen ihn erwirkt habe, er wäre nur sauer, weil seine Ehe in die Brüche gegangen sei und seine Frau ihm keine Gelegenheit gebe, es wieder gutzumachen. Nichts als Ausreden. Maggie war die einzige, die wusste, wie er sein konnte. Jeden Tag dankte sie Gott, dass sie keine Kinder hatten.
      Mit diesen Gedanken kehrte sie in die Gegenwart zurück, zu den Enten im Wasser. Lucy war eine Leidensgenossin, und jetzt hatte Terry sie krankenhausreif geprügelt. Maggie fühlte sich verantwortlich, sie hätte etwas tun sollen. Weiß Gott, sie hatte es versucht. Als bei zahlreichen heimlichen Treffen mit Kaffee und Kuchen - Maggie hatte sich zu absoluter Verschwiegenheit verpflichten müssen - allmählich offenbar wurde, wie Lucy von ihrem Mann körperlich und seelisch misshandelt wurde, hätte Maggie etwas tun müssen. Aber im Gegensatz zu den meisten Menschen wusste Maggie genau, wie es aussah. Sie kannte Lucys Lage und wusste, dass sie nicht mehr tun konnte, als Lucy zu überzeugen, sich professionelle Hilfe zu suchen und Terry zu verlassen. Und genau das versuchte Maggie.
      Aber Lucy wollte ihren Mann nicht verlassen. Sie sagte, sie habe nichts und niemanden, wo sie hingehen könne. Eine gängige Ausrede. Und es war ja auch etwas dran. Denn wo geht man hin, wenn man sein eigenes Leben hinter sich lässt?
      Maggie

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