Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
hatte sie in ihrer neuen Heimat keine Freundschaften geschlossen, abgesehen von Claire Toth, der schulpflichtigen Nachbarstochter, die offenbar einen Narren an Maggie gefressen hatte. Schnell spürte Maggie jedoch, dass Lucy Payne eine verwandte Seele war.
      Vielleicht weil beide Frauen fern ihrer gewohnten Umgebung waren, wie Landsleute, die sich im Ausland treffen, blieben sie stehen und sprachen miteinander. Lucy sagte, sie hätte ihren freien Tag und gehe ein bisschen einkaufen. Maggie schlug vor, im Café von Harvey Nichols eine Tasse Tee oder Kaffee zu trinken, und Lucy war einverstanden. So nahmen sie Platz, gönnten ihren Füßen eine Pause und stellten ihre Einkäufe ab. Lucy las die Namen auf Maggies Tüten - darunter eine von Harvey Nichols - und sagte, sie würde sich nicht trauen, in einen so schicken Laden zu gehen. Ihre Tüten stammten von schlichten Kaufhäusern wie BHS und C&A. Diese Zurückhaltung hatte Maggie bei Menschen im Norden schon öfter beobachtet. Sie kannte die Geschichten über die typischen Einwohner von Leeds mit Anorak und Schiebermütze, die man niemals in ein exklusiveres Geschäft wie Harvey Nichols bekäme. Aber Maggie wunderte sich doch, dass Lucy es so unumwunden zugab.
      Denn Maggie fand, dass Lucy eine auffallend schöne und elegante Frau war. Ihr glänzendes, rabenschwarzes Haar fiel ihr den Rücken hinunter, und sie hatte eine Figur, die Männer in Zeitschriften beglotzten, für die sie bares Geld hinblätterten. Lucy war groß und vollbusig. Ihre Taille und ihre Hüften wölbten sich an den richtigen Stellen. Das schlichte gelbe Kleid, über dem sie eine leichte Jacke trug, betonte ihre Figur, ohne sie in den Vordergrund zu stellen, und lenkte den Blick auf ihre wohlgeformten Beine. Sie war nicht stark geschminkt, das hatte sie nicht nötig. Ihre blasse Haut war so glatt wie ein Spiegel, die schwarzen Augenbrauen waren elegant geschwungen, die hohen Wangenknochen streckten das ovale Gesicht. Ihre schwarzen Augen funkelten wie Feuersteine, in denen sich das Licht fing, wenn sie sich umsah.
      Der Kellner kam an den Tisch, und Maggie fragte Lucy, ob sie einen Cappuccino trinken wolle. Lucy sagte, sie habe noch nie einen probiert und wisse nicht genau, was das sei, wolle es aber versuchen. Maggie bestellte zwei Cappuccino. Nach dem ersten Schluck hatte Lucy Schaum auf den Lippen, den sie mit der Serviette wegtupfte.
      »Mit mir kann man nirgendwo hingehen«, lachte sie.
      »Das ist doch Unsinn!«, entgegnete Maggie.
      »Nein, wirklich. Das sagt Terry immer.« Sie sprach sehr leise, so wie Maggie es in der ersten Zeit nach der Trennung von Bill getan hatte.
      Maggie hätte fast gesagt, Terry sei ein Dummkopf, hielt aber den Mund. Lucys Mann beim ersten Treffen zu beleidigen, wäre nicht sonderlich höflich. »Wie finden Sie den Cappuccino?«, erkundigte sie sich.
      »Sehr lecker.« Lucy trank noch einen Schluck. »Woher kommen Sie?«, fragte sie. »Ich bin doch nicht zu neugierig, oder ? Ihr Akzent ist nur ...«
      »Nein, überhaupt nicht. Ich bin aus Toronto. Aus Kanada.«
      »Kein Wunder, dass Sie so kultiviert sind. Ich bin noch nie weiter gekommen als bis zum Lake District.«
      Maggie lachte. Toronto kultiviert?
      »Sehen Sie!«, sagte Lucy und zog eine Schnute. »Schon lachen Sie mich aus.«
      »Nein, nein, tue ich nicht«, widersprach Maggie. »Ehrlich nicht. Es ist bloß ... hm, ist wohl alles eine Frage der Perspektive, oder?«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Wenn ich zu einer New Yorkerin sagen würde, Toronto ist kultiviert, würde sie sich kaputtlachen. Für Toronto spricht eigentlich nur, dass es sauber und sicher ist.«
      »Aber darauf kann man doch stolz sein, oder nicht? Leeds ist keins von beiden.«
      »So schlimm ist es auch wieder nicht.«
      »Warum sind Sie weggezogen? Ich meine, warum sind Sie hergekommen?«
      Maggie runzelte die Stirn und suchte nach einer Zigarette. Noch immer schalt sie sich einen Dummkopf, mit dreißig das Rauchen angefangen zu haben, wo es ihr bis zu dem Zeitpunkt gelungen war, dem üblen Kraut aus dem Weg zu gehen. Sie konnte es natürlich auf den Stress schieben, auch wenn der durch das Nikotin am Ende nur noch schlimmer geworden war. Sie erinnerte sich an das erste Mal, als Bill den Rauch in ihrem Atem gerochen hatte, an diese blitzartige Veränderung vom besorgten Ehemann zum Monsterface, wie sie das Gesicht genannt hatte. Rauchen war gar nicht so schlimm. Sogar ihre Psychiaterin

Weitere Kostenlose Bücher