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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hatte Glück gehabt. Sie hatte Freunde, die sich um sie kümmerten und ihr zumindest eine vorübergehende Lösung anboten. Die meisten Frauen in ihrer Lage hatten dieses Glück nicht. Lucy fand, ihre Ehe sei noch so jung, sie wolle ihr eine Chance geben, ihr etwas Zeit lassen. Sie meinte, sie könne nicht einfach gehen, sie wolle sich mehr anstrengen. Auch das war eine gängige Reaktion von Frauen in Lucys Lage, wusste Maggie, aber sie konnte ihr nur immer wieder versichern, dass es nicht besser werden würde. Was Lucy auch tat, Terry würde sich nicht ändern, früher oder später würde sie ihn verlassen, warum also nicht früher und sich die Schläge ersparen?
      Aber nein. Lucy wollte es noch etwas länger aushalten. Wenigstens ein kleines bisschen. Hinterher sei Terry immer so lieb, so nett zu ihr. Er mache ihr Geschenke, kaufe Blumen, verspräche, er würde es nie wieder tun, wolle sich ändern. Maggie wurde schlecht, wenn sie das hörte - im wahrsten Sinne des Wortes, denn einmal übergab sie sich unmittelbar nach Lucys Besuch -, all diese beschissenen Gründe und Ausreden, die sie sich selbst und den wenigen engen Freundinnen gegenüber angeführt hatte, die Bescheid gewusst hatten.
      Aber sie hörte Lucy zu. Was sollte sie auch sonst tun? Lucy brauchte eine Freundin, und Maggie war eine Freundin, komme, was wolle.
      Und jetzt das.
      Maggie warf die letzten Brotkrumen in den Teich. Sie zielte auf das schäbigste, kleinste, hässlichste Entlein von allen, ganz weit hinten, das bisher noch nichts von dem Schmaus mitbekommen hatte. Es nützte nichts. Das Brot landete wenige Zentimeter vor seinem Schnabel, aber bevor es danach schnappen konnte, kamen die anderen in einem wilden Pulk angepaddelt und schnappten es ihm weg.
     
    Banks wollte sich The Hill 35 gründlich von innen ansehen, bevor der Erkennungsdienst loslegte und alles auseinander nahm. Er wusste nicht, wozu es gut sein würde, aber er musste ein Gefühl für das Haus bekommen.
      Außer der Küche mit der kleinen Essecke befand sich im Erdgeschoss nur noch das Wohnzimmer mit einer dreiteiligen Couchgarnitur, einer Stereoanlage, einem Fernseher, Videorekorder und einem kleinen Bücherregal. Zwar war das Zimmer wie der Flur mit weiblichem Geschmack eingerichtet - Rüschengardinen mit Spitze, korallenrote Tapete, flauschiger Teppich, beige Decke mit Stuckleiste -, aber die Videos im Schrank unter dem Fernseher zeugten von männlichen Vorlieben: Actionfilme, zahlreiche Kassetten von den Simpsons, Horror und Sciencefiction, unter anderem die vollständigen Reihen von Alien und Scream sowie ein paar regelrechte Klassiker, beispielsweise Das Omen, die Originalversion von Katzenmenschen und Der Fluch des Dämons sowie eine Geschenkbox mit David-Cronenberg-Filmen. Banks stöberte herum, fand aber keinen Porno, nichts Selbstgedrehtes. Vielleicht hatte der Erkennungsdienst mehr Glück, wenn er das Haus auf den Kopf stellte. Die CDs waren seltsam gemischt. Ein bisschen Klassik war dabei, größtenteils Zusammenstellungen aus Klassiksendungen im Radio, dazu ein Paket Best of Mozart, ebenso fand er Rap, Heavy Metal und Country & Western. Ein eklektischer Geschmack.
      Auch die Bücher waren ein Sammelsurium: Schönheitsratgeber, Spezialausgaben von Reader's Digest, Handarbeitsanleitungen, Liebesromane, Okkultes, Wahre Verbrechen der anschaulicheren Sorte, reißerische Biografien über berühmte Serientäter und Massenmörder. Die Abendzeitung vom Vortag lag ausgebreitet auf dem Couchtisch, ein paar Videos waren nicht in die Hüllen zurückgeschoben, aber im Großen und Ganzen war das Zimmer sauber und aufgeräumt. Nip-pesfiguren schmückten den Raum, Märchenfiguren und Porzellantierchen, die Banks' Mutter nicht im Haus geduldet hätte, weil sie das Staubwischen erschwerten. Im Esszimmer stand ein großer Vitrinenschrank mit edlem Royal-Doulton-Porzellan. Ein Hochzeitsgeschenk, vermutete Banks.
      Im ersten Stock waren zwei Zimmer, das kleinere wurde als Büro genutzt, dazu ein WC und ein Badezimmer. Keine Dusche, nur Waschbecken und Badewanne. Toilette und Bad waren tadellos sauber, das Porzellan blitzte, schwerer Lavendelduft hing in der Luft. Banks untersuchte die Abflüsse, sah aber nur poliertes Chrom, keine Spur von Blut oder Haaren.
      David Preece, der Computerfachmann der Polizei, saß im Arbeitszimmer und ließ die Finger über die Tastatur fliegen. In der Ecke stand ein großer Aktenschrank. Den würden sie ausräumen und den Inhalt in

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