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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gut«, sagte Banks. »Machen Sie es sich nicht so schwer, Janet. Sie halten sich wirklich klasse.«
      »Er hat mit dem Kopf auf meinem Schoß gelegen. Ich wollte die Arterie zudrücken, so wie wir es in Erster Hilfe gelernt haben. Aber es ging nicht. Ich habe das noch nie gemacht, nicht bei einem richtigen Menschen. Es hörte einfach nicht auf zu bluten. So viel Blut.« Sie schniefte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase. »Entschuldigung.«
      »Schon gut. Sie machen das toll, Janet. Aber was haben Sie getan, bevor Sie versuchten, Dennis zu retten?«
      »Ich weiß noch, dass ich den Mann mit den Handschellen an ein Rohr geschlossen habe.«
      »Wie oft haben Sie ihn geschlagen?«
      »Weiß ich nicht mehr.«
      »Mehr als einmal?«
      »Ja. Er ist immer wieder auf mich losgegangen, da hab ich ihn noch mal geschlagen.«
      »Und noch mal?«
      »Ja. Er ist immer wieder hochgekommen.« Sie schluchzte. Als sie sich beruhigt hatte, fragte sie: »Ist er tot?«
      »Noch nicht.«
      »Das Schwein hat Dennis umgebracht.«
      »Ich weiß. Und wenn ein Kollege umgebracht wird, dann muss man was dagegen tun, oder? Wenn man nichts tut, ist es schlecht fürs Geschäft, schlecht für alle Bullen.«
      Janet glotzte ihn an, als sei er verrückt. »Was?«
      Banks schaute zu Bogart in der Rolle von Sam Spade auf. Offensichtlich hingen die Poster dort nur zur Zierde, nicht aus großer Begeisterung für die Filme. Sein lächerlicher Versuch, die Situation etwas aufzulockern, war in die Hose gegangen. »Egal«, sagte er. »Ich hab gerade nur überlegt, was Ihnen dabei durch den Kopf gegangen sein mag.«
      »Nichts. Ich hab keine Zeit gehabt, um stehen zu bleiben und nachzudenken. Der Typ hat Dennis aufgeschlitzt, und als Nächstes wollte er mich aufschlitzen. Nennen Sie es Selbsterhaltungstrieb, wenn Sie wollen, aber es war kein bewusster Vorsatz. Ich meine, ich hab nicht gedacht, ich schlag ihn jetzt besser noch mal, sonst kommt er hoch und schlitzt mich auf. So war es nicht.«
      »Wie war es dann?«
      »Wie ich schon gesagt hab. Verschwommen. Ich hab den Mörder kampfunfähig gemacht, ihn mit den Handschellen an ein Rohr geschlossen und versucht, Dennis das Leben zu retten. Ich hab nicht mal mehr zu Payne rübergeguckt. Um ehrlich zu sein, war es mir scheißegal, wie es ihm ging. Nur Dennis.« Janet schwieg und betrachtete ihre Hände, die das Glas umklammert hielten. »Wissen Sie, was mich wirklich fertig macht? Kurz vorher war ich gemein zu ihm gewesen. Und das nur, weil er dem Feuerwehrmann diesen bekloppten Machowitz erzählt hat.«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Wir hatten uns gestritten, mehr nicht. Kurz bevor wir ins Haus gegangen sind. Ich hatte zu ihm gesagt, sein Leberfleck könnte Krebs sein. Das war gemein von mir. Ich wusste ja, dass er sich alle möglichen Krankheiten einbildet. Warum hab ich das getan? Warum bin ich so ein furchtbarer Mensch? Dann war es zu spät. Ich konnte ihm nicht mehr sagen, dass ich es nicht so gemeint hatte.« Sie weinte wieder. Banks hielt es für das Beste, wenn sie ihren Gefühlen freien Lauf ließ. Es würde mehr als eine tränenreiche Sitzung vonnöten sein, um sie von ihrem Schuldgefühl zu befreien, aber wenigstens war es ein Anfang.
      »Haben Sie sich mit der Gewerkschaft in Verbindung gesetzt?«
      »Noch nicht.«
      »Machen Sie das morgen! Sprechen Sie mit Ihrer Vertrauensperson! Die kann Ihnen mit psychologischer Beratung helfen, wenn Sie das wollen, und auch mit...«
      »Einem Rechtsbeistand?«
      »Ja, wenn es dazu kommen sollte.«
      Janet stellte sich hin, schwankte mittlerweile stärker und wollte sich noch einen Gin einschenken.
      »Finden Sie das klug?«, fragte Banks.
      Janet gönnte sich einen ordentlichen Schuss und setzte sich wieder. »Dann sagen Sie mir, was ich sonst tun soll! Soll ich mich zu Dennis' Frau und Kindern setzen? Soll ich versuchen, denen zu erklären, was passiert ist? Dass alles mein Fehler war? Oder soll ich meine Wohnung kurz und klein schlagen, in die Stadt gehen und in irgendeinem Pub eine Schlägerei vom Zaun brechen? Das würde ich nämlich am liebsten tun. Wohl kaum. Das hier ist bei weitem die harmloseste Alternative, verglichen mit allem, was ich jetzt am liebsten tun würde.«
      Banks sah ein, dass sie nicht völlig falsch lag. So ein Gefühl hatte er schon mehr als einmal gehabt, er hatte sogar sein Bedürfnis befriedigt, war in die Stadt gegangen und hatte Streit

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