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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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einen anderen Pub gegangen, The Riverboat, der eine spätere Sperrstunde hatte. Schließlich seien sie in der Bar None am Marktplatz gelandet. Auf den rund um die Uhr arbeitenden Überwachungskameras war zu sehen, wie sie dort gegen halb eins auftauchten. Die Wohnung von Ian Scott wurde vom Erkennungsdienst gründlich nach einem Beweis für Leannes Anwesenheit untersucht, aber man fand nichts. Wenn sie dort gewesen war, hatte sie keine Spuren hinterlassen.
      Bald stellte Banks fest, dass es in der Familie Wray Spannungen gab. Nach Aussage einer Schulfreundin, Jill Brown, verstand sich Leanne nicht besonders gut mit ihrer Stiefmutter. Sie stritten sich oft. Leanne vermisste ihre leibliche Mutter, die zwei Jahre zuvor an Krebs gestorben war. Gegenüber ihrer Freundin hatte sie geäußert, Victoria solle sich einen Job suchen, anstatt »ihrem Dad auf der Tasche zu liegen«, der eh nicht viel verdiente. Finanziell war es bei den Wrays ein bisschen knapp, sagte Jill. Leanne musste eher strapazierfähige als schicke Sachen tragen. Die Kleidung musste länger halten, als ihr lieb war. Mit sechzehn fand sie einen Samstagsjob in einer Boutique in der Innenstadt, wo sie schöne Klamotten mit Personalrabatt kaufen konnte.
      Es bestand also die schwache Hoffnung, dass Leanne vor einer schwierigen Situation davongelaufen war und die Aufrufe in den Medien überhört hatte. Dann wurde im Gebüsch eines Gartens, an dem sie auf dem Heimweg vorbeigekommen sein musste, ihre Umhängetasche gefunden. Die Hauseigentümer wurden verhört, entpuppten sich aber als ein über siebzigjähriges Rentnerehepaar, das schnell entlastet war.
      Am dritten Tag wurde Banks beim stellvertretenden Polizeipräsidenten Ron McLaughlin vorstellig, worauf Gespräche mit Area Commander Philip Hartnell von der West Yorkshire Police folgten. Innerhalb weniger Tage wurde die Sonderkommission »Chamäleon« ins Leben gerufen und Banks zum Leiter des North-Yorkshire-Zweigs ernannt. Das hieß: mehr finanzielle Mittel, mehr Arbeitskraft, mehr Grips und Energie. Leider hieß das auch, dass man jetzt von einem Serienmörder ausging. In null Komma nichts sprang die Presse darauf an.
      Leanne sei eine mittelmäßige Schülerin, sagten ihre Lehrer. Sie könne besser sein, wenn sie sich mehr Mühe gebe, aber sie hätte keine Lust. Sie beabsichtigte, die Schule zum Jahresende zu verlassen und sich eine Stelle zu suchen, vielleicht in einer Boutique oder einem Musikgeschäft wie Virgin oder HMV. Sie mochte Popmusik, ihre Lieblingsgruppe war Oasis. Wie sehr über die Band auch hergezogen wurde - Leanne blieb ihr treu. Ihre Freunde fanden, sie sei ein relativ zurückhaltender, aber unkomplizierter Mensch, der gern über die Witze anderer lachte und nicht unbedingt zum Grübeln neigte. Leanne litt an leichtem Asthma und hatte immer einen Inhalator dabei, der mit ihren übrigen persönlichen Gegenständen in der Umhängetasche gefunden wurde.
      Wenn das zweite Opfer, Samantha Foster, ein wenig überspannt wirkte, so war Leanne Wray ein völlig normales Yorkshire-Mädchen aus der unteren Mittelschicht.
     
    »Doch, ist schon okay, ich kann reden, Sir. Kommen Sie rein!«
      In Banks' Augen sah Janet Taylor nicht okay aus, als er um kurz nach sechs bei ihr vorbeischaute, aber schließlich hatte jeder, der sich am Morgen einen Serienmörder vom Hals gehalten und den Kopf des sterbenden Kollegen im Schoß gewiegt hatte, das Recht, schlecht auszusehen. Janet war blass und abgespannt, und ihre schwarze Kleidung unterstrich diese Blässe.
      Janets Wohnung lag über einem Frisör in der Harrogate Road, unweit des Flughafens Leeds/Bradford. Im Treppenhaus roch es nach Haarfestiger und Kräutershampoo. Banks folgte Janet die schmale Treppe hinauf. Sie bewegte sich apathisch, schlurfte mit den Füßen. Banks war fast so müde wie Janet. Er kam gerade von Kimberley Myers' Obduktion. Es hatte zwar keine Überraschungen gegeben - Tod durch Erdrossln -, aber immerhin hatte Dr. Mackenzie Spermaspuren in Vagina, Anus und Mund gefunden. Mit etwas Glück würde die DNA-Analyse Terence Payne überführen.
      Janet Taylors Wohnzimmer sah vernachlässigt aus - typisch für die Wohnung von allein stehenden Polizeibeamten. Banks kannte das nur zu gut. Er versuchte, sein Cottage möglichst sauber zu halten, aber das war mitunter schwer, da er sich keine Putzfrau leisten konnte und selbst nicht genug Zeit hatte. Wenn er mal ein bisschen Freizeit hatte, war Hausarbeit das Letzte, das

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