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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Popkonzert in Harrogate, das Kino und der Uni-Pub allgemein bekannt und daher nachvollziehbare Jagdgebiete waren, hatte sich Jenny seit Samstagmorgen mit einer Frage herumgequält: Woher hatte der Mörder von dem Tanzabend im Jugendclub gewusst, nach dem Kimberley Myers entführt worden war? Wohnte er in der Nähe? War er Kirchenmitglied? War er einfach zufällig vorbeigekommen? Soweit Jenny wusste, wurde außerhalb der betreffenden Gemeinde keine große Werbung für solche Veranstaltungen gemacht, vielleicht sogar nur bei den eigentlichen Clubmitgliedern.
      Jetzt wusste sie die Antwort: Terence Payne wohnte nur einige Häuser weiter und lehrte an der örtlichen Gesamtschule. Er kannte das Opfer.
      Einiges, was sie an diesem Tag erfahren hatte, erklärte nun auch andere verwirrende Umstände und Fragen, die sich im Laufe der Wochen angesammelt hatten. Von den fünf Entführungen waren vier freitagabends oder in den frühen Morgenstunden zum Samstag geschehen. Daraus hatte Jenny geschlossen, dass der Mörder eine normale Fünftagewoche hatte und am"Wochenende seinem Vergnügen nachging. Melissa Horrocks, die einzige Ausnahme, hatte ihr Kopfzerbrechen bereitet, aber da Jenny nun wusste, dass Payne Lehrer war, ergab auch die Entführung am Dienstag, den 18. April, einen Sinn. Es waren Osterferien, Payne hatte frei gehabt.
      Aus diesen spärlichen Informationen - alles vor der Entführung von Kimberley Myers - hatte Jenny gefolgert, dass sie es mit einem Entführer zu tun hatten, der zuschlug, wenn sich eine Möglichkeit ergab. Er trieb sich in der Nähe geeigneter Örtlichkeiten herum und hielt nach einem bestimmten Opfertyp Ausschau. Fand er ein Mädchen, handelte er blitzschnell. Es gab keinen Anhaltspunkt, dass eines der Mädchen am Abend der Entführung oder schon vorher verfolgt worden war, aber Jenny musste diese Möglichkeit im Hinterkopf behalten. Sie hätte wetten können, dass er alle Tatorte ausgekundschaftet, jeden Zugang und Fluchtweg, jedes Eckchen, alle Perspektiven und Blickwinkel studiert hatte. Ein gewisses Risiko wohnte solchen Unternehmen immer inne. Vielleicht gerade genug, um für den Adrenalinschub zu sorgen, der bestimmt einen Teil des Nervenkitzels ausmachte. Jetzt wusste Jenny, dass er Chloroform zur Betäubung eingesetzt hatte; das verminderte das Risiko.
      Bisher hatte Jenny keine Informationen über den Tatort einbeziehen können, denn es hatten ja keine vorgelegen. Es könne viele Gründe geben, warum man keine Leichen fand, hatte Jenny behauptet. Sie könnten an unzugänglichen Orten abgeladen und noch nicht gefunden worden sein, könnten im Wald verscharrt, ins Meer oder in einen See geworfen worden sein. Doch als die Zahl der Vermissten stieg, die Zeit verging und dennoch keine Leichen auftauchten, neigte Jenny langsam zu der Theorie, dass der Gesuchte ein Sammler war. Ein Mensch, der voller Genuss seine Opfer ausweidete und die Leichen anschließend wie ein Schmetterlingsjäger aufhob, die Trophäen präparierte und aufspießte.
      Mittlerweile war sie in dem hinteren Raum gewesen, wo der Mörder die Leichen vergraben oder besser teilweise verscharrt hatte. Jenny war überzeugt, dass er mit Absicht unsauber gearbeitet hatte. Sie glaubte nicht, dass die Zehen der Opfer aus dem Boden schauten, weil Terence Payne nachlässig gewesen war. Es sah so aus, weil er es so wollte. Es war Teil seines Wahns, denn es törnte ihn an. Es gehörte zu seiner Sammlung, zu seinen Souvenirs. Zu seinem Garten.
      Jetzt musste Jenny ihr Täterprofil revidieren und alle Beweise einarbeiten, die in den nächsten Wochen aus The Hill 35 zu Tage gefördert wurden. Außerdem musste sie so viel wie möglich über Terence Payne herausfinden.
      Und außerdem musste sich Jenny mit Lucy Payne befassen.
      Hatte Lucy gewusst, was ihr Mann tat?
      Sie konnte zumindest einen Verdacht gehabt haben.
      Warum hatte sie sich nicht gemeldet?
      Vielleicht aus einer falsch verstandenen Solidarität heraus - immerhin war es ihr Ehemann - oder aus Angst. Wenn er sie in der vergangenen Nacht mit einer Vase geschlagen hatte, konnte er sie auch bei anderen Gelegenheiten verprügelt und sie vor dem Schicksal gewarnt haben, das sie erwartete, wenn sie sich jemandem anvertraute. Das wäre für Lucy die Hölle auf Erden gewesen, aber Jenny konnte es sich durchaus vorstellen. Viele Frauen verbrachten ihr ganzes Leben in so einer Hölle.
      Oder hatte Lucy mehr damit zu tun?
      Ebenfalls möglich. Jenny

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