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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Gedächtnisverlust selektiv sein?«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Sie kann sich scheinbar erinnern, dass ihr Mann verletzt wurde und er sie geschlagen hat, aber an sonst nichts.«
      »Das ist möglich, ja.«
      »Ändert sich das noch?«
      »Möglich.«
      »Ihr vollständiges Erinnerungsvermögen könnte also zurückkommen?«
      »Mit der Zeit.«
      »Wie lange dauert das?«
      »Das kann man nicht sagen. Das kann morgen sein, aber auch ... nun ja, überhaupt nicht mehr. Wir wissen nur sehr wenig über das Gehirn.«
      »Vielen Dank, Frau Doktor. Sie waren mir eine große Hilfe.«
      Dr. Landsberg sah ihn verdutzt an. »Keine Ursache«, sagte sie. »Superintendent, ich hoffe, das ist jetzt nicht unpassend, aber ich habe mich, kurz bevor Sie kamen, mit Dr. Mogabe unterhalten - das ist der Arzt von Terence Payne.«
      »Und?«
      »Er macht sich große Sorgen.«
      »Ach ja?« Das hatte Banks schon einen Tag zuvor von Constable Hodgkins gehört.
      »Ja. Es sieht so aus, als ob der Patient von einer Polizistin verletzt wurde.«
      »Nicht mein Fall«, erklärte Banks.
      Dr. Landsbergs Augen weiteten sich. »Das ist alles? Das ist Ihnen völlig egal?«
      »Ob es mir egal ist oder nicht, tut hier nichts zur Sache. Den Fall Terence Payne untersucht jemand anders, und der wird sich zweifellos zur gegebenen Zeit mit Dr. Mogabe unterhalten. Ich kümmere mich um fünf tote Mädchen und die Paynes. Auf Wiedersehen, Frau Doktor.«
      Mit hallenden Schritten ging Banks den Flur entlang und überließ Dr. Landsberg ihren düsteren Gedanken. Ein Pfleger schob einen käsigen, zerknitterten alten Mann, der am Tropf hing, auf einer Transportliege zum OP.
      Banks erschauderte und ging schneller.
     
     

* 7
     
    Das Gute an familiengerechten Pubketten war, dass niemand missbilligend die Stirn runzelte, wenn man lediglich ein Kännchen Tee oder eine Tasse Kaffee bestellte, dachte Maggie. Mehr wollte sie nämlich nicht, als sie sich am Dienstagmittag mit Lorraine Temple im Woodcutter traf.
      Lorraine war eine pummelige, kleine Brünette mit einer unkomplizierten Art und offenem Gesicht, zu der man schnell Vertrauen fasste. Sie war ungefähr in Maggies Alter, Anfang dreißig, und trug schwarze Jeans und einen Blazer zu einer weißen Seidenbluse. Sie holte Kaffee und nahm Maggie die Befangenheit, indem sie über Belangloses plauderte und sich mitfühlend über die jüngsten Ereignisse auf The Hill äußerte. Dann kam sie zur Sache. Sie benutzte einen Notizblock, kein Aufnahmegerät. Maggie war erleichtert. Irgendwie missfiel ihr die Vorstellung, dass ihre Stimme, ihre Worte aufgezeichnet wurden; auf einen Zettel gekritzelt schienen sie keinen großen Unterschied zu machen.
      »Schreiben Sie etwa Steno?«, fragte Maggie, denn sie hätte nicht gedacht, dass das heute noch jemand tat.
      Lorraine grinste sie an. »Meine eigene Version. Möchten Sie was essen?«
      »Nein, danke. Ich habe keinen Hunger.«
      »Gut. Dann fangen wir an, wenn es Ihnen recht ist.«
      Mit ausdrucksloser Miene wartete Maggie auf die Fragen. Es war ruhig im Pub, wohl weil es unter der Woche war und dieser Teil von The Hill weder Touristen anzog noch Bürokomplexe beherbergte. In der Nähe gab es einige Gewerbebetriebe, aber es war noch nicht Mittagszeit. Die Musikbox spielte Popmusik in annehmbarer Lautstärke, und selbst die wenigen Kinder im Familienzimmer waren ruhiger, als Maggie gewohnt war. Vielleicht waren die jüngsten Ereignisse allen ein wenig an die Nieren gegangen. Es hatte den Anschein, als läge ein Leichentuch über dem Lokal.
      »Können Sie mir sagen, was passiert ist?«, fragte Lorraine als Erstes.
      Maggie dachte kurz nach. »Also, ich habe keinen besonders tiefen Schlaf. Vielleicht war ich wach oder bin aufgewacht, das weiß ich nicht genau, jedenfalls hab ich was auf der anderen Straßenseite gehört.«
      »Was haben Sie gehört?«
      »Einen Streit. Eine Männer- und eine Frauenstimme. Dann zerbrach etwas, dann gab es ein dumpfes Geräusch.«
      »Und Sie wussten, dass es von der anderen Straßenseite kam?«
      »Ja. Als ich aus dem Fenster geguckt habe, sah ich da Licht brennen, und ich glaube, es lief jemand im Haus herum.«
      Lorraine notierte sich etwas. »Warum waren Sie so sicher, dass es ein Ehestreit war?«, fragte sie, wie schon am Telefon.
      »Ich hab einfach ... ich meine ...«
      »Lassen Sie sich Zeit, Maggie. Sie brauchen sich nicht zu beeilen.

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