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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Kunstgriffe der Ärzte zögerten nur das Unvermeidliche hinaus und erfüllten die letzten Tage auf Erden mit Qualen, Schmerzen und Angst. Was Krankenhäuser anging, hielt es Banks mit Philip Larkin, konnte nur an die »tiefe Narkose, aus der man nicht erwacht« denken.
      Lucy Payne wurde im Allgemeinen Krankenhaus von Leeds überwacht. Nicht weit entfernt lag ihr Mann auf der Intensivstation. Bei einer Notoperation waren ihm Schädelsplitter aus dem Gehirn entfernt worden. Der Police Constable vor ihrem Zimmer, der ein eselohriges Taschenbuch von Tom Clancy neben sich auf dem Stuhl liegen hatte, meldete, außer den Krankenhausangestellten habe niemand das Zimmer betreten oder verlassen. Es sei eine ruhige Nacht gewesen, sagte er. Manche haben Glück, dachte Banks, als er das Privatzimmer betrat.
      Im Zimmer wartete die Ärztin. Sie stellte sich als Dr. Landsberg vor, ohne Vornamen. Banks hätte sich lieber ohne sie unterhalten, aber es war nichts zu machen. Lucy Payne stand nicht unter polizeilicher, sondern unter ärztlicher Aufsicht.
      »Ich kann Ihnen leider nicht viel Zeit mit meiner Patientin gewähren«, sagte die Ärztin. »Sie hat eine extrem traumatische Erfahrung hinter sich und braucht in erster Linie Ruhe.«
      Banks betrachtete die Frau im Bett. Eine Hälfte ihres Gesichts war bandagiert. Das sichtbare Auge glänzte so schwarz wie die Tinte in seinem Füller. Ihre Haut war blass und glatt, das rabenschwarze Haar wallte über Kopfkissen und Decken. Er dachte an die auf der Matratze ausgestreckte Leiche von Kimberley Myers. Das war in Lucy Paynes Haus passiert, mahnte er sich.
      Banks nahm am Bett Platz. Dr. Landsberg lauerte wie ein Geier, um sofort einzuschreiten, falls Banks die PACE-Bestimmungen verletzte, die 1984 zum Schutz von Verdächtigen erlassen worden waren.
      »Lucy«, begann er. »Ich heiße Banks, kommissarischer Detective Superintendent Banks. Ich leite die Ermittlungen im Fall der fünf vermissten Mädchen. Wie geht es Ihnen?«
      »Nichf schlecht«, antwortete Lucy. »Den Umständen entsprechend.«
      »Haben Sie starke Schmerzen?«
      »Geht so. Mein Kopf tut weh. Wie geht's Terry? Was ist mit ihm? Keiner will mir was sagen.« Sie sprach, als sei ihre Zunge geschwollen, langsam und schleppend. Die Medikamente.
      »Wenn Sie mir einfach erzählen würden, was gestern Abend passiert ist, Lucy. Können Sie sich erinnern?«
      »Ist Terry tot? Ich hab gehört, dass er verletzt ist.«
      Die Sorge der misshandelten Ehefrau um ihren Peiniger - sofern sie nicht gespielt war - überraschte Banks nicht im Geringsten; es war das alte, traurige Lied, das er schon in allen Variationen gehört hatte.
      »Ihr Mann ist sehr schwer verletzt, Lucy«, mischte sich Dr. Landsberg ein. »Wir tun, was wir können.«
      Banks fluchte innerlich. Er wollte nicht, dass Lucy Payne wusste, in welchem Zustand ihr Mann war. Wenn sie annahm, dass er nicht überlebte, tischte sie Banks vielleicht erfundene Geschichten auf. Dann könnte er nicht mehr überprüfen, was stimmte. »Können Sie mir sagen, was gestern Abend passiert ist?«, wiederholte er.
      Lucy machte das gesunde Auge halb zu; sie versuchte sich zu erinnern oder tat wenigstens so. »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.«
      Gute Antwort, dachte Banks. Erst mal abwarten, was mit Terry passiert, bevor du irgendwas zugibst. Sie war gerissen, die Kleine, selbst unter dem Einfluss von Medikamenten im Krankenbett.
      »Brauche ich einen Anwalt?«, fragte sie.
      »Warum sollten Sie einen Anwalt brauchen?«
      »Weiß nicht. Wenn die Polizei mit Leuten redet... Sie wissen schon, im Fernsehen ...«
      »Wir sind nicht im Fernsehen, Lucy.«
      Sie zog die Nase kraus. »Ich weiß, ich bin dumm. Ich meinte auch nicht... ach, egal.«
      »Was ist das Letzte, an das Sie sich erinnern können?«
      »Ich weiß noch, dass ich wach wurde, aufgestanden bin und mir den Morgenmantel angezogen habe. Es war spät. Oder früh.«
      »Warum sind Sie aufgewacht?«
      »Weiß ich nicht. Vielleicht habe ich was gehört.«
      »Was denn?«
      »Ein Geräusch. Weiß ich nicht mehr.«
      »Was haben Sie dann gemacht?«
      »Keine Ahnung. Ich kann mich nur erinnern, dass ich aufgestanden bin, dann hat es wehgetan, und dann war alles dunkel.«
      »Können Sie sich erinnern, mit Terry gestritten zu haben?«
      »Nein.«
      »Sind Sie in den Keller gegangen?«
      »Glaube ich nicht. Ich weiß es nicht

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