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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Avery.
      »Vielleicht. Aber in jedem Menschen steckt mehr als nur das, was er uns nach außen hin zeigt. Also habe ich Fragen gestellt, mir die Antworten angehört, und ich habe meine eigenen Eindrücke genauer untersucht, wobei langsam ein ganz anderes Bild entstanden ist. Vielleicht könnten wir uns zunächst einmal der Frage seines Verhältnisses zu Frauen zuwenden. Es besteht gar kein Zweifel daran, daß er geliebt worden ist, und von einer sogar sehr.« Sein Blick fiel auf Rosa, und ihr Mund verzog sich zu einer schmalen, beherrschten Linie. »Sie hat ihn so genommen, wie er war. Oder jedenfalls hat sie ihn als das akzeptiert, wofür sie ihn gehalten hat.«
      »Davon kann gar nicht die Rede sein«, rief Rosa dazwischen, und wilder Schmerz war aus ihrer Stimme herauszuhören. »Ich habe ihn gekannt.«
      »Aber wer hat sich jemals wirklich etwas aus ihm gemacht? Als ich versucht habe, das herauszufinden, bekam ich die unterschiedlichsten Antworten zu hören. Natürlich hat sich Esslyn persönlich der Illusion hingegeben, daß er ihnen allen wichtig war. Und daß er wie Don Juan von einer Blüte zur anderen fliegen kann und dabei einen Schweif aus gebrochenen Herzen hinter sich zurückläßt. Aber ich konnte bei meinen Ermittlungen keine solchen Spuren finden. Es waren alles nur Gerüchte, ziemlich undurchsichtig. Doch ich habe auch ein oder zwei recht interessante Aussagen gehört. >Bei Esslyn dauerte nie etwas länger< und >Sie saugten sich voll und gingen dann wieder<. Sie, wie Sie bemerkt haben werden, nicht er. Insbesondere, als er seine Ehe wegen eines hübschen jungen Mädchens zerstört hatte, das ihn einen Monat später schon wieder verlassen hat. Und seine zweite Frau hat ihn nie auch nur im entferntesten geliebt.«
      Kittys Augen, die ohnehin schon vor Wut gefunkelt hatten, glühten jetzt. Barnaby vermutete, daß sie kürzlich Mr. Ounce einen Besuch abgestattet hatte.
      »Und wieso war es eigentlich ein solches Kinderspiel für sie, diesen Mann, der angeblich die freie Auswahl hatte, vor den Altar zu schleppen, indem sie ihm schlichtweg vorgelogen hat, daß sie schwanger sei?«
      Bei dieser Neuigkeit war deutlich zu hören, daß einige Leute den Atem anhielten. Rosa gab einen erstickten Laut von sich. Die Everards wieherten wie aufgeregte Pferde.
      »Kommen wir nun zu seiner Rolle als Schauspieler. In dieser Truppe stand er einsam an der Spitze. Ein dicker Fisch in einem kleinen Teich...«
      »Ich möchte hier mal kurz einwenden, Tom, dieses Theater ist...«
      »Bitte.« Harold gab nur ungern nach. »Ein kleiner Teich. Sicher, er hatte Hauptrollen, aber er hat weder das Talent noch das Einfühlungsvermögen oder die Bescheidenheit, etwas aus diesen Rollen zu machen. Und er hatte auch keine Ambitionen, sich nach neuen Weidegründen umzusehen. In Slough oder Uxbridge gibt es größere Gruppen, in denen er sich möglicherweise hätte weiterentwickeln können, aber er hat niemals auch nur das leiseste Interesse daran gezeigt. Vermutlich, weil er nie wieder einen anderen Regisseur gefunden hätte, der so gefügig ist.«
      »Gefügig!« schrie Harold. »Ich?«
      »Ich kenne viele Leute, die seine Weigerung, Anweisungen entgegenzunehmen, als übersteigertes Selbstbewußtsein gewertet haben. Der Meinung bin ich nicht. Das wahre Selbstvertrauen eines Schauspielers zeigt sich in der Bereitschaft, sich in die Hand eines Regisseurs zu begeben, verschiedene Arten der Arbeit an Rollen auszuprobieren und Risiken einzugehen. Ich bin jedenfalls allmählich zu der Überzeugung gelangt, daß Ehrgeiz und Selbstsicherheit zwei Dinge sind, die bei Esslyn Carmichael nicht sehr stark ausgeprägt waren.«
      Er registrierte eine Menge verwirrter Blicke, aber keinen einzigen, in dem sich echte Ungläubigkeit ausdrückte. Mehr als einer Person schien der Gedankengang nachvollziehbar zu sein. Rosa wirkte zwar ein wenig verblüfft, doch sie nickte ebenfalls.
      »Und doch...« Barnaby verließ seinen Posten an der Durchgangstür und wanderte langsam den Gang hinauf. Die Köpfe seiner Zuhörer folgten ihm. »Es gab gewisse Anzeichen dafür, daß sich Esslyn in irgendeiner Form verändert hat, und zwar gerade erst in der allerletzten Zeit. Bei meinen Befragungen habe ich herausgefunden, daß er in den vergangenen Wochen begonnen hat, sich offen zu widersetzen, Harold anzugreifen und den Akteur scharf zu kritisieren, der als einziger eine echte Bedrohung für ihn hätte werden können.« Nicholas

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