Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
wunderschönen dunkelgrünen Anzug aus weichem Tweed, den Dierdre noch nie an ihm erblickt hatte. Dann stand er wieder auf, und Dierdre flüchtete sich irgendwo zwischen das Klavier und die Doppelkommode aus Walnußholz.
Davids Blumen waren langstielige, apricotfarbene Rosen, deren Blüten wie Kerzenflammen geformt waren. Die Floristin hatte ihm versichert, daß sie die feinsten im ganzen Geschäft seien und erst gestern von den Kanarischen Inseln eingeflogen worden wären. Abgesehen davon waren sie geruchlos und unnatürlich gleichmäßig gewachsen. David, der sich einiges vorgenommen hatte, kaufte den kompletten Inhalt des Eimers (siebzehn Blumen) für vierunddreißig Pfund. Jetzt hielt er Dierdre den Strauß hin, sie verringerte den Abstand zwischen sich und ihm und streckte zögernd die Hand danach aus.
»Danke schön... das ist aber nett... ich bin schon im Krankenhaus gewesen, aber ich werde am Sonntag wieder hingehen. Ich bin ganz sicher, daß sie meinem Vater gefallen werden. Ich werde sie in eine Vase stellen.«
»Ich glaube, du hast mich nicht ganz richtig verstanden, Dierdre.« David hielt inne, als sie sich abwandte. »Die Blumen sind nicht für deinen Vater. Sie sind für dich.«
»Für... mich? Aber... ich bin doch nicht krank...«
David mußte lächeln. Er verkürzte den Abstand zwischen ihnen noch ein wenig mehr und ließ seinen Blick mit einer derartig liebevollen Freundlichkeit auf ihr ruhen, daß sie in Tränen ausbrach; Dann streckte er die grünen, tweedgekleideten Arme aus und zog sie an sich.
»Oh...«, hauchte Dierdre. Hoffnung und Ungläubigkeit schimmerten gleichermaßen in ihren Augen. »Ich habe nicht... ich habe es nicht gewußt... ich habe es nicht verstanden ...«
Sie weinte, und dann kamen kleine Seufzer der Freude. Sunny, der sich große Sorgen um sie machte, begann zu jaulen. »Ist ja schon gut.« Sie beugte sich zu ihm hinunter und streichelte ihn. »Es ist alles in Ordnung.«
»Ich wußte gar nicht, daß du einen Hund hast.«
»Das ist eine lange Geschichte. Soll ich sie dir erzählen? Vielleicht, während wir Tee trinken...« Sie wandte sich zur Tür um, aber David zog sie zurück.
»Einen Moment noch. Ich habe schon so lange darauf gewartet. Wir können noch für den ganzen Rest unseres Lebens Tee miteinander trinken.« Und dann küßte er sie.
Sie kuschelte sich wieder an seine Schulter, und seine Arme umschlossen sie. Es waren keine weißen Arme mit langen Federn, und er war sicher auch keine dreieinhalb Meter groß, aber das Gefühl war so erhebend angenehm, daß es Dierdre einen Moment lang so schien, als sei sie von eng eingerollten Schwingen umgeben.
Rosa saß mitten in Reihe D und war enttäuscht. Sie hatte erwartet, daß bei dem Vorsprechtermin für Wanja eine besondere »Atmosphäre« herrschen würde. Sollte das unerwartete Ableben des Hauptdarstellers der Truppe das übliche Prozedere nicht in irgendeiner Weise verändern? Vielleicht durch gesenkte Stimmen; ein kleines Zögern, sich selbst für die so plötzlich frei gewordene Titelrolle anzubieten. Aber nein, alles war so wie immer. Die Schauspieler gingen auf die Bühne und verließen sie wieder, während Harold Hof hielt und Dierdre an ihrem Tisch saß. David Smy saß neben seinem Vater in der letzten Reihe und hatte eine merkwürdige Promenadenmischung auf den Knien, und Kitty, die sich einen Spaß daraus gemacht hatte, so zu tun, als ginge sie Rosa voller Angst aus dem Weg, hatte sich jetzt an den Proszeniumsbogen gelehnt und schmollte. Sie war nicht zum Vorlesen hergekommen, sondern um einen netten kleinen Plausch mit Nicholas zu halten, aber der war gerade in eine Unterhaltung mit Joyces prächtiger Tochter vertieft.
Joyce selbst, die hoffte, die Rolle der Marie, der älteren Krankenschwester, zu bekommen, wartete mit Donald Everard in den Kulissen. Clive hatte sich zum Erstaunen aller beherzt auf die Bühne gewagt, um sich am Teljigin zu versuchen. Boris, der gerade Astrows Monolog »Ein ideales Leben« vorgetragen hatte, trank von dem Hauswein, und Riley saß auf Averys Arm und warf dem Hund in der letzten Reihe giftige Blicke zu, um deutlich klarzustellen, daß er um sein Revier kämpfen würde.
Als Clive fertig war, trat Cully Barnaby vor, um die Jeliena Andrejewna zu sprechen, und Rosa setzte sich auf. Es gab keinen Grund, wieso das Kind es nicht versuchen sollte. Es war nicht zu leugnen, daß sie sehr viel näher an dem Alter der Figur
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