Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
Dawn.« Das Kind richtete den Blick auf Barnaby. »Ich hab’ dir doch gesagt, daß ich die Polizei hole, wenn du nicht brav bist.« Wieder flossen Tränen. »Schauen Sie, was sie gemacht hat, Herr Polizist.« Mrs. Quine nahm etwas Dunkles, Feuchtes vom Tisch. »Ihr Bilderbuch von der Geburt Jesu. Sie hat es erst zu Weihnachten bekommen. Überall verschmierte schwarze Johannisbeeren.« Sie schlug das Buch auf. Jesus, Maria, Josef und die Tiere im Stall, bunt und reich verziert, erhoben sich aus der Seite. »In diesem Haus bleibt nichts auch nur für fünf Minuten schön und neu.«
»Es war sicher ein Versehen.« Barnaby lächelte Lisa Dawn an. Sie rieb sich traurig die Augen und schniefte wieder. Er wandte sich an Mrs. Quine, die nervös im Zimmer umherlief, dabei heftig an ihrer Zigarette zog und die Asche achtlos auf dem Boden verstreute. »Ich bin immer im Streß«, erklärte sie.
»Soviel ich hörte, haben Sie für Miss Simpson gearbeitet.«
»Das stimmt. Bei ihr und im Tye House. Ich war auch bei der anderen alten Schachtel, aber nur eine Woche. Sie sagte, ich kann machen, was ich will, solange ich ihre Sachen nicht verstelle. Wie kann man richtig sauber machen, wenn man nichts anfassen darf, können Sie mir das vielleicht sagen?«
»Sprechen Sie von Miss Bellringer?«
»Ganz genau.«
»Sind Sie am Morgen nach Miss Simpsons Tod zur üblichen Zeit zu ihr gegangen?«
»Natürlich - ich hatte keinen Grund, nicht zu ihr zu gehen. Miss Bellringer schaute aus dem Fenster. Sie kam raus und sagte mir Bescheid. Sie können sich setzen, wenn Sie wollen.«
»Wie bitte? Oh, danke.« Barnaby hockte sich auf die Kante des schmuddeligen schwarzen Vinylsofas. Aus einem der Polster quollen verschiedenfarbige Schaumstoffschnipsel aus einem Schlitz.
»Sie gab mir eine Tasse Tee für den Fall, daß ich mich schlecht fühle. Danach ging ich zum Tye House.«
»Es muß ein Schock für Sie gewesen sein.«
»Klar. Der Doktor war erst kurz vorher bei ihr. Sie hatte es mit den Bronchien zu tun, aber er meinte, wenn sie gut auf sich aufpaßt, würde sie es noch gut zehn Jahre machen.« Mrs. Quine zündete sich eine frische Zigarette am Stummel der alten an. »Jetzt wissen wir, warum sie sterben mußte, nicht wahr? Verdammte Vergewaltiger. Gerade gestern hat man einen ganz groß im Fernsehen gesehen. Ich weiß genau, was ich mit so einem machen würde.« Sie setzte sich an den Kamin und warf die Zigarettenkippe auf den leeren Rost. Ihr Fuß trommelte heftig auf den Teppich. Sie inhalierte den Rauch mit solcher Kraft, daß sich ihre Wangen nach innen zogen. »Armes altes Mädchen. Und das in ihrem Alter!«
Barnaby ersparte sich jeglichen Kommentar zu dieser wilden Spekulation und fragte statt dessen, ob Miss Simpson eine gute Arbeitgeberin gewesen sei.
»O ja ... sie mochte es, wenn alles so war wie immer, aber ich kannte mich aus bei ihr. Wir sind gut miteinander ausgekommen.«
»Und wie ist es im Tye House?«
Sie lächelte entgegenkommend und entblößte glatte, falsche Zähne. »Sie haben sich dort schon umgesehen, nicht wahr?« Als Barnaby nickte, fuhr sie fort: »Komische Leute, was? Die alte Phyllis Cadell läßt nicht locker. Man merkt sofort, woher bei der der Wind weht. Sie wollte unbedingt den leeren Platz an seiner Seite einnehmen. Sie hat sich schon mächtig ins Zeug gelegt, als Mrs. Trace noch lebte. Sie machte sich unentbehrlich - wenigstens hat sie sich das eingebildet. Sie hätten sie nach dem Jagdunfall erleben sollen! Sie hat immer versucht, betrübt auszusehen, solange jemand in der Nähe war. Von wegen betrübt! Sie war außer sich vor Freude. Man konnte ihr richtig ansehen, womit sie als nächstes rechnete. Dann fing Miss Großbritannien vom Holly Cottage an, ständig ein und aus zu gehen, und schnappte ihr den Jackpot vor der Nase weg. An dem Morgen, an dem die Verlobung bekanntgegeben wurde, dachte ich, Miss Cadell würde sich unter den nächstbesten Bus werfen. Da hab’ ich was mitgemacht, das kann ich Ihnen sagen.«
»Um zum letzten Freitag zurückzukommen, Mrs. Quine... waren Sie am Nachmittag in der Gemeindehalle?«
»Ich? Mit diesem Volk herumlungern? Sie machen wohl Witze? Frauenorganisation - ein Haufen hochnäsige Snobs sind das. Sie können sich ihre Blumenarrangements sonstwohin stecken. Genau wie ihre verdammten eingelegten Walnüsse und das ganze andere Zeug.«
»Dann waren Sie also zu Hause?«
»Ja. Vor dem
Weitere Kostenlose Bücher