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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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ganze Durcheinander wurde begleitet von einer messerscharfen Verblüffung über die Macht, die der Brief auf sie ausübte. Sie war sich relativ sicher gewesen, daß die Liebe zu ihrer Tochter längst gestorben war. Sie selbst hatte alles dafür getan, ihre Zuneigung der Vergessenheit anheimfallen zu lassen, hatte sie über die Jahre hinweg schrumpfen lassen zu einer zu vernachlässigenden Gefühlsregung.
      Sylvie hatte ihre Mutter nie gemocht. Schon als Kleinkind kämpfte sie und machte sich ganz starr, wenn Felicity versuchte, sie in den Arm zu nehmen oder zu halten. Kaum daß sie gehen konnte, polterte sie auf ihr Kindermädchen oder einen zufälligen Hausgast zu. Sie ging zu jedem - wenigstens bekam Felicity diesen Eindruck aber niemals zu jener Person, die sie am meisten liebte. Später, als deutlich wurde, daß Sylvie ihre Mutter nicht nur nicht liebte, sondern sich auch halsstarrig weigerte, sie zu mögen, begann Felicity langsam, die eigene Zuneigung zu pulverisieren. Dies hatte ihr großen Schmerz bereitet, zumal sie schon eine Ahnung von der kargen Landschaft hatte, als die sich ihre Ehe schließlich herausstellte. In ihren Augen war das Kind irrigerweise ein Gegenmittel, eine Quelle der Zuneigung und Freude gewesen. Sollte sie sich nun nach all den Jahren der Hoffnung hingeben? Das wagte sie nicht.
      »Das ist wahrscheinlich ein Scherz, denke ich.«
      »Warum sagen Sie das, Mrs. G?«
      Danton wurde von seinen Klienten ständig gedrängt, sie beim Vornamen anzureden, hatte dieses Angebot aber seit jeher abgelehnt. In Felicitys Fall war die Abkürzung ihres Nachnamens das Zugeständnis, das er einzugehen bereit war. Sie hingegen konnte die Abkürzung auf den Tod nicht ausstehen, da sie der Meinung war, daß sie damit zum Ebenbild einer Cockney-Putzfrau degradiert wurde. Allerdings hätte sie es nie gewagt, dies öffentlich kundzutun, aus Furcht, ihn zu beleidigen.
      »Seit fünf Jahren haben wir nichts von ihr gehört oder gesehen.«
      »Haben Sie nicht gesagt, daß sie, wenn sie einundzwanzig wird, zu Geld kommt? Vielleicht stammt der Brief von einem Anwalt, und Sie beide müssen etwas unterschreiben.«
      »Das müssen wir nicht. Die Bedingungen des Treuhandfonds sind eindeutig. Wurden von meinen Eltern festgelegt, als sie noch ein Kleinkind war. Wie dem auch sei - wir wurden zum Dinner eingeladen.«
      »Ist es groß? Das Erbe?«
      »Fünfhundert.«
      Im Geist fügte Danton die fehlenden Nullen an und erschauderte neidvoll. Felicity ließ sich auf eine üppig gepolsterte Fußbank sinken und wickelte den glatten Satin um ihre Beine. Sie sagte: »Ich werde gehen«, und spürte die Größe ihres Vorhabens. Ihr war, als wäre sie in einen tiefen Abgrund gesprungen.
      »Selbstverständlich«, meinte Danton. »Die Frage ist, als was Sie gehen werden?«
      Zuerst blickte Felicity verständnislos, dann irritiert drein. Ganz automatisch hatte sie Danton herbeizitiert, eigentlich nur aus dem Verlangen nach einem aufmerksamen Zuhörer. Weitere Gedanken hatte sie sich bislang nicht gemacht.
      »Sie können nicht einfach so gehen, Mrs. G.«
      »Kann ich nicht?« Daß sie überhaupt eine Entscheidung getroffen hatte, war für Felicity schon genug gewesen. Was sie tragen sollte, wie sie aussehen wollte, all dies waren Fragen, mit denen sie sich noch nicht beschäftigt hatte. Doch nun, da das Thema angeschnitten worden war, begriff sie, welche Bedeutung es hatte. Ihr nervöser und verletzlicher Verstand schrieb den potentiellen Gästen schon die unterschiedlichsten Rollen zu. Sollten ihre Erwartungen zutreffen, durfte sie sich nicht nur einfach irgendwas überschmeißen, sondern mußte sich gegen eine beachtliche Ansammlung von Gegnern wappnen. Auf der anderen Seite...
      »Nichts Extremes, Danton.«
      »In diesem Fall dürfen Sie mir getrost vertrauen.«
      Sie hatte ihn beleidigt. Hastig entschuldigte sich Felicity. Danton stand auf.
      »Nun - dann machen wir uns lieber an die Arbeit. Gut gekleidet und bei Verstand, so heißt es doch, oder?«
      Ein gemeiner Seitenhieb, möglicherweise gar beabsichtigt, was eigentlich nicht der Fall sein konnte. Man nahm einem Kunden nicht hundert Pfund die Stunde für seine Dienste ab und beleidigte ihn dann. Felicity folgte ihm die Empore hinauf zu ihren Ankleidezimmern. Wie gern hätte sie noch was getrunken, verzichtete aber darauf, weil sie nicht maßlos erscheinen mochte. Danton trank niemals Alkohol und auch nichts, das Koffein

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