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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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wohl in der Lage war einzuschätzen, wie stark ihr Betreuer war, neigte zur Sturheit, falls sie ihn für schwächlich hielt. Erst neulich war sie wie wild die Zufahrt hinuntergesprungen und zum Tor hinaus auf die High Street gerannt, wo man sie zehn Minuten später geduldig wartend in der Schlange vor dem Fischgeschäft entdeckt hatte.
      »Du bist ein einfältiges Mädchen«, hatte May sie auf dem Heimweg gescholten. »Zumal du Fisch gar nicht magst.«
      »Möchtest du festhalten oder draufklopfen?«
      »Festhalten«, antwortete Suhami und griff nach dem genieteten Halsband.
      »Dann nimm dich lieber vor Eibenbeeren in acht.«
      Christopher schlug den Pfahl in den Boden, während Calypso Luftsprünge vollführte und in einem Anfall von Zorn mit den Hinterbeinen ausschlug. Kaum angepflockt, legte sich ihre Wut. Sie begann friedlich zu mampfen und hob ab und an den Kopf, um der Welt einen ihrer enigmatischen Blicke zu schenken.
      »Wir müssen uns unterhalten, Suze. Meinst du nicht auch?« fragte Christopher.
      Sie wandte sich von ihm ab. »Ich weiß nicht.«
      »Ich liebe dich.« Er stellte sich vor sie und bemerkte den Schatten, der ihre Miene verdüsterte. »Nun... es ist schön, wenn man gemocht wird.«
      »Ich will dich ja - wirklich. Es ist nur so, daß...«
      Als sie nicht weitersprach, hakte Christopher sich bei ihr unter und führte sie zu der großen Zeder. »Setzen wir uns da hin, und dann werde ich -«
      »Nicht hier.« Suhami blieb stehen.
      »Okay.« Verdrießlich dreinblickend, drehte er sich um und spazierte mit ihr zum Teich.
      »Ich weiß, es ist dumm... und ich weiß, daß sie längst vom Wind weggeblasen wurde, aber Jims Asche wurde hier verstreut. Ich kann nicht anders; dieser Ort ist für mich immer so etwas wie ein Grab.«
      »Arno hat mir davon berichtet. Muß sehr traurig gewesen sein.«
      »Das war es damals. Und dennoch - es ist wirklich eine Schande, wie schnell man vergißt.«
      »Ich denke, das ist immer so. Es sei denn, die Person hat einem ungewöhnlich nahegestanden.«
      »Er war ein so netter Mann. Ruhig und bescheiden. Wenn er seine Arbeit getan hatte, ging er einfach auf sein Zimmer und las oder meditierte. Eigentlich paßte er nicht richtig in diese Art von Kommune. Manchmal hatte ich den Eindruck, er wäre in einem Kloster glücklicher gewesen.«
      »Aber war er nicht ein heimlicher Säufer? Ich meine, gehört zu haben, daß -«
      »O nein. Er hat überhaupt nichts getrunken. Darum ist es ja so eigenartig. Um ehrlich zu sein -«
      »Hallo.« Der Zuruf kam von der Terrasse. May kam winkend auf sie zu.
      Sie kam ruhigen Herzens. So ruhig, als hätten sich ihre Probleme in Luft aufgelöst. Kwan Yin hatte schließlich doch noch Wunder bewirkt. Nachdem sie sich erst mal ihr Problem vergegenwärtigt hatte, war die Lösung derart logisch, daß May sich am liebsten selbst einen Tritt in den Hintern gegeben hätte, weil sie so blind gewesen war. Natürlich war Christopher die Person, mit der sie sprechen mußte. Er war erst nach Jims Tod nach Windhorse gekommen und konnte deshalb unmöglich in die Geschehnisse verwickelt gewesen sein. Ihre Erleichterung führte mitnichten dazu, daß May seiner Reaktion gelassen entgegensah. Immerhin war es durchaus möglich, daß er vorschlug, zur Polizei zu gehen, und May wußte, daß sie sich in diesem Fall genauso schuldig fühlen würde, als hätte sie diesen Weg gewählt.
      Sie hoffte, ihn allein anzutreffen, aber Suhami winkte ihr zu und rief: »Möchtest du etwas von uns, May?« Mit einer vagen Handbewegung versuchte May anzudeuten, daß - selbst wenn das der Fall gewesen wäre - sie den Grund ihres Kommens vergessen hatte. Aber die Geste wirkte gekünstelt, denn May war hoffnungslos ehrlich, arglos wie ein kleines Kätzchen.
      »Eigentlich habe ich dich gesucht, Christopher.«
      »Nun, jetzt hast du mich gefunden.«
      »Ja... ähm... tja... Am Wochenende wollten wir Honig ernten, und der Sterilisierer funktioniert nicht.« May sprach mit geschlossenen Augen und rang um Worte. Wie ein schlecht sitzender Zahn lag ihr die Lüge im Mund.
      »Letztes Mal, als wir ihn benutzt haben, funktionierte er prima.« Zusammen schlenderten sie zum Haus zurück. »Aber das ist schon ’ne Weile her.«
      Beim Betreten des Hauses zerbrach sich May den Kopf, wie sie das junge Paar auseinanderreißen könnte. Ihr fielen eine ganze Menge unsinniger Ausreden ein, aber sie war sich bewußt,

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