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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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ging herum. Er ließ die Schultern kreisen und drehte den Kopf hin und her, um die Muskeln im Nacken zu entspannen. Jetzt hätte er eine gehörige Portion frische Luft gebraucht, um sein träges Hirn aufzumuntern, doch er wußte, daß es draußen warm und schwül war. Die absolute Ruhe im Raum, die noch nicht mal vom Surren des Tonbands unterbrochen wurde, bedrückte ihn. Er hätte doch mit Beryl nach draußen gehen sollen.
      Als sie zurückkam, setzte Simone ihren Bericht genau an der Stelle fort, an der sie aufgehört hatte. Nachdem das Taxi sie in der Nähe des Parkhauses für Kurzparker abgesetzt hatte, fuhr sie mit dem Lift auf die oberste Ebene und ging bis zum äußersten Ende des Parkplatzes. Wenige Minuten später tauchte das Audi-Cabrio auf. Simone duckte sich hinter einen Landrover. Alan parkte ziemlich schräg, stieg aus, knallte die Tür zu und raste ohne abzuschließen davon.
      »Und was für ein Glück, daß er nicht abgeschlossen hat, denn da kommt doch tatsächlich dieses seltsame Mädchen aus The Larches angefahren. Sie stieg aus ihrem Mini, ging in die Hocke und fing an, hinter den anderen Autos an der Mauer entlang zu kriechen. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, hinten in den Audi zu klettern, und eine Reisedecke über mich zu ziehen für den Fall, daß sie hineingucken sollte. Ich wartete - oh, ich weiß nicht, zehn bis fünfzehn Minuten-und überlegte gerade, ob es sicher wäre auszusteigen, da kam Alan zurück!«
      »Auwei«, sagte Sergeant Beryl.
      »Ganz in der Nähe war Geschrei zu hören. Dann, als Alan den Wagen startete, ging die Beifahrertür auf, und jemand versuchte einzusteigen. Ich konnte natürlich von alldem nichts sehen, aber ich hörte ihre Stimmen. Sie sagte immer wieder >Sie sind krank< und >Lassen Sie mich Ihnen doch helfen<. Er forderte sie auf auszusteigen, und ich glaube, er hat sie sogar gestoßen. Schließlich fuhr er los, aber ich hörte sie immer noch rufen, er solle anhalten. Vielleicht hielt sie sich ja am Türgriff fest, oder ihr Rock war eingeklemmt worden. Dann gab es einen heftigen Rums, sie schrie, und er hielt an. Ich hörte ihn fluchen. Er stieg aus, und dann gab’s noch ein Geräusch, mehr ein Knall, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag. Dann stieg er wieder ins Auto und fuhr weg.«
      An dieser Stelle hielt Simone inne, wandte ihr frisches, argloses Gesicht Jill Gamble zu und fragte, ob sie ein neues Glas Wasser haben könne, da ihres mittlerweile lauwarm geworden war. Dankbar lauschte sie den leisen, ermutigenden Worten ihrer Anwältin. Dann zog sie ihr graues Seidentaschentuch unter dem Armband hervor und betupfte ihre trockenen Augen.
      Barnaby beobachtete sie. Seine Hände ruhten locker auf der Kante des Metalltischs. Mit Genugtuung stellte er fest, daß Simone Hollingsworth, bei all ihren sonstigen Fähigkeiten, jedenfalls nicht in der Lage war, auf Kommando zu weinen. Während er wartete, spürte er eine gewisse melancholische Befriedigung, daß er den Brockleys nun würde mitteilen können, daß sie ihre Tochter durch einen tragischen Unfall verloren hatten. Schließlich hatte es wenig Sinn, eine Anklage Wegen Totschlags gegen einen Mann zu erheben, der bereits tot war.
      Ihm war klar, daß die Sache mit dem Wasser nur ein Vorwand war, um eine notwendige Pause im Verhör zu erreichen. Und als das Glas gebracht wurde, beachtete Simone es auch überhaupt nicht.
      Barnaby glaubte zu spüren, wie die Spannung im Raum zunahm, doch dann merkte er, daß diese Spannung gar nicht im Raum war, sondern in ihm selbst. Sein Brustkorb war wie eingeschnürt, und sein Atem ging flach. Seine Konzentration, die seit Beginn des Verhörs kein einziges Mal nachgelassen hatte, steigerte sich jetzt dermaßen, daß er das Gefühl hatte, sie müsse beinah sichtbar sein, wie ein leuchtender Punkt am Ende eines dunklen Tunnels.
      »Nun, Mrs. Hollingsworth, Sie befinden sich jetzt also auf der Heimfahrt nach Nightingales.«
      »Ich war völlig fassungslos und entsetzt, Chief Inspector.«
      »Was passierte, als Sie dort ankamen?«
      »Alan fuhr direkt in die Garage. Ich blieb ganz still liegen und hielt die Luft an. Ich dachte, wenn er erst mal im Haus ist, könnte ich vielleicht aussteigen und mich irgendwie in den Garten schleichen. Und mich dort verstecken, bis es ganz dunkel war. Doch dann beugte er sich über den Rücksitz, um nach der Tür zu sehen, und bemerkte, daß unter der Decke was lag. Das war’s dann. Er war überglücklich,

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