Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
paar Fotos türken, das Geld einkassieren und das war’s.«
»Und danach?« fragte Barnaby.
»Wie bitte?«
»Haben Sie ihr den Eindruck vermittelt, daß dann für Sie beide eine wunderbare Zukunft beginnen würde?«
»Ich hab vorgeschlagen, wir sollten einen Schritt nach dem anderen machen.«
»Wie weise.«
»Und ich habe ihr gesagt, ich könnte auf keinen Fall ohne meinen geliebten Nelson Weggehen. Deshalb haben wir vereinbart, daß ich ihn in einem Karton auf die Veranda stelle und sie ihn dort abholt. Ich hab einen von diesen Tranquilizern, die mir Dr. Jennings verschrieben hatte, unter sein Frühstück gemischt, damit er schön ruhig blieb. Mein armer Schatz.«
»Am Dienstag haben Sie mir erzählt, in dem Karton wären Einmachgläser gewesen.«
»Aber am Dienstag war ich doch noch ganz durcheinander, Inspector.«
»Ach so. An dem Tag, an dem Sie verschwanden, sind Sie also mit dem Bus gefahren, und Sarah hat den Kater abgeholt.«
»Sie hat ihn am Nachmittag mit dem Auto zu dieser widerlichen Wanzenbude gebracht, die sie gemietet hatte. Sie hat mir auch die Sachen für mein Gesicht gebracht - ich hatte ihr eine Liste gegeben: was zu essen für mich und Futter für Nelson, ein paar Zeitschriften und ein Katzenklo. Dann ist sie nach Fawcett Green zurückgefahren, damit man sie dort sah. So hatte sie eine Art Alibi für die Zeit, in der ich zusammengeschlagen wurde. Sie ist nur zurückgekommen, um die Briefe abzuholen und zur Post zu bringen.«
»Hier ist Ihnen allerdings der zeitliche Ablauf ein bißchen durcheinander geraten, nicht wahr, Mrs. Hollingsworth?« unterstellte Barnaby. Als er merkte, daß er ihr auf die Schliche gekommen war, empfand er den ersten Anflug von Befriedigung seit Beginn des Verhörs. »Aus unseren Gesprächen mit den Mitarbeitern von Penstemon wissen wir nämlich, daß Sie Ihren Mann an dem Tag, an dem Sie verschwanden, um Viertel nach fünf noch angerufen haben. Wie konnten Sie das tun, wenn Sie da bereits in der Flavell Street eingekerkert waren?«
Nicht das geringste Zögern war zu bemerken. »Sarah hatte mir ein hübsches kleines Handy besorgt. Schließlich brauchten wir ein Telefon, um Anweisungen wegen des Lösegelds zu geben. Dieser erste Anruf an Alan war allerdings allein meine Idee. Ich dachte, das würde uns eine gute Ausgangsposition verschaffen.«
Barnaby erinnerte sich an Constable Perrots Beschreibung, wie Simones Mann sich vor Verzweiflung in den Alkohol gestürzt hatte. »Damit waren sie erfolgreich.«
»Ja, die Sache lief dann wie geschmiert. Sarah machte alle weiteren Anrufe, mit verstellter Stimme natürlich, während ich im Hintergrund weinte und schrie: >Tut mir nicht weh!<« Aus ihrem Mund klang das wie ein lustiger Scherz. Als niemand entsprechend darauf reagierte oder gar Bewunderung für derartigen Einfallsreichtum erkennen ließ, runzelte Simone erneut die Stirn, diesmal eher mürrisch.
Da kam Barnaby der Gedanke, daß sich ihre Selbstbeherrschung vielleicht durch Schmeichelei aufbrechen ließe.
»Ich muß schon sagen, das Ganze scheint ja sehr geschickt ausgetüftelt gewesen zu sein.«
»Fand ich auch.« Sofort verschwand der unschuldige Ausdruck.
»Besonders dieses Manöver in Heathrow.«
»O ja, das war klasse.« Einen Augenblick glaubte er, sie würde vor Begeisterung in die Hände klatschen. »Sarah kam am Montag gegen vier mit ein paar schäbigen Klamotten vorbei, die sie auf dem Flohmarkt gekauft hatte. Ich habe sie als alte Frau zurechtgemacht - ziemlich überzeugend, wenn ich so sagen darf - und gegen halb sechs ist sie losgefahren.«
»Was dort dann passiert ist, wissen wir.«
»Tatsächlich?« Simone wirkte aufrichtig beeindruckt und gleichzeitig ein wenig beunruhigt.
»Ich nehme an, sie hat sich wieder umgezogen, bevor sie die Aktentasche von Ihrem Mann abgeholt hat.«
»Das stimmt. Sie hatte ihre eigenen Sachen in einem Netz dabei, außerdem einen Topf Creme zum Abschminken.«
Es war alles so offenkundig, wenn man erst mal den Trick kannte. Barnaby kam sich vor, als würde er von einem Zauberer hinter die Bühne geführt und bekäme die falschen Kulissen, die Zerrspiegel und verborgenen Falltüren gezeigt. Doch das große Finale stand ihm noch bevor.
»Und was taten Sie, während diese Sache ablief?«
»Das hört sich bestimmt ganz schlimm an«, sagte Simone zögernd.
»Jetzt sind wir also an einem dunklen Punkt
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