Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham

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den Klamotten in dem Rucksack verstaut. Wenn man den fand, hatte man den Jackpot geknackt.
      »Wissen Sie, wie er an die zweite Ladung Geld gekommen ist?« Sergeant Troy versuchte sich in ironischer Geduld, scheiterte jedoch wie immer. Selbst in seinen eigenen Ohren hörte er sich nur gereizt an.
      »Genauso wie beim ersten Mal. Wie viele Möglichkeiten gibt's schon, einen Umschlag einzusammeln?«
      »Indem man das Opfer verfolgt, es mit dem Kopf auf die Motorhaube knallt und sich das Geld einfach nimmt.«
      Tanya starrte Barnaby an, der zuletzt gesprochen hatte, dann sah sie zu Sergeant Troy und dann wieder zu Barnaby.
      »Ihr gemeinen Schweine. Ihr würdet niemals solche Lügen erzählen, wenn er hier wäre und sich verteidigen könnte. Sie hat es wie beim ersten Mal im Carter's Wood deponiert.«
      »Mrs. Lawrence hat das Geld nirgendwo deponiert. Sie hatte beschlossen, nicht zu zahlen und es zur Bank zurückzubringen.«
      »Yeah, mag schon sein, dass sie das behauptet...«
      »Sie behauptet gar nichts«, sagte Troy. »Sie liegt seit drei Tagen auf der Intensivstation. Es ist noch nicht sicher, ob sie durchkommt.«
      Barnaby betrachtete das Mädchen genau. Sie sah plötzlich furchtbar unsicher aus, und sein Blick war nicht ohne Mitgefühl.
      »Er ist doch schon früher gewalttätig gewesen, Tanya.«
      »Ist er nicht.« Dann widersprach sie sich sofort. »Dafür gab es Gründe.«
      »Mit einem Messer auf jemanden ...«
      »Das hat er nicht getan. Terry war der jüngste in der Gruppe. Er hat die Schuld auf sich genommen, um dazugehören zu dürfen. Der Typ, der's tatsächlich getan hat, hätte lebenslänglich bekommen. Auf der Straße musst du akzeptiert werden. Wenn nicht, bist du erledigt.«
      Troy wollte nach dem alten Mann fragen, der im Rinnstein liegen gelassen worden war, war aber merkwürdig gehemmt. Das lag daran, dass er ebenfalls gegen ein gewisses Mitgefühl ankämpfen musste. Nicht für Jackson, natürlich nicht, aber für dieses Mädchen. Sie war jetzt ganz offenkundig verzweifelt und bemühte sich so sehr, nicht zu weinen. Barnaby hatte solche Skrupel nicht.
      »Es gab einen weiteren Vorfall. Ein alter Mann ...«
      »Billy Wiseman. Der hat noch Glück gehabt.«
      »Glück?«
      »Ich kenn da ein paar Leute - da wär der nie wieder aufgestanden.«
      »Wie meinen Sie das, Tanya?«
      »Ich war zehn, als ich zu ihnen in Pflege kam - zu ihm und seiner Frau. Was er getan hat - ich mag's einfach nicht aussprechen. Immer wieder. Manchmal wurde ich mitten in der Nacht wach, und er war ... Dann, als ich vierzehn war, traf ich Terry unten am Limehouse Walk. Ich fing einfach an zu reden, und da kam alles raus. Er sagte kein Wort. Aber sein Gesicht war furchtbar.« Tany stieß einen kurzen Schrei aus. Ein wilder Klagelaut, wie von einem verängstigten Vogel.
      »Das tut mir Leid«, sagte Barnaby
      Und Troy dachte: O Gott, ich kann es nicht mehr ertragen.
      »Ich hatte ihn seit ewigen Zeiten nicht gesehen. Er war bei zwei oder drei Familien gewesen und dann im Waisenhaus gelandet. Ich war ebenfalls rumgereicht worden - einmal hatten wir uns völlig aus den Augen verloren. Wussten nicht, wo der andere war. Das war das Schlimmste. Als ob die ganze Welt plötzlich stehen blieb.« Die Tränen flossen in Strömen. »Er war der einzige Mensch, der mich je geliebt hat.«
      Troy versuchte unbeholfen, sie zu trösten. »Sie werden jemand anderen kennen lernen, Tanya.«
      »Was?« Sie starrte ihn verständnislos an. »Sie sind jung. Hübsch ...«
      »Sie dummes Arschloch.« Sie wich vor ihnen zurück und starrte mit ungeheurer Verachtung von einem zum anderen. »Terry war nicht mein Freund. Er war mein Bruder.«
      Wie sich herausstellte, hätten sie den Fall in den nächsten Tagen ohnehin gelöst. Als nämlich klar war, dass die Fingerabdrücke in Tanyas Zimmer in Stepney genau mit denen im Mansardenzimmer des alten Pfarrhauses übereinstimmten.
      Oder als Barnaby sich daran erinnerte, dass Vivienne Calthrop gesagt hatte, Carlotta wäre viel zu klein, um als Model zu arbeiten. Wieso musste sie dann den Kopf einziehen, um im alten Pfarrhaus nicht gegen den Türrahmen zu stoßen? Oder als man das Fahrrad, mit dem Jackson von Causton zurückgefahren war, zwischen einem halben Dutzend anderer in Fainlights Garage gegen die Wand gelehnt fand. Das Geld war immer noch in der Satteltasche. Der Rucksack und die Klamotten wurden nie gefunden. Die