Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes

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mollig warm sogar. Trevor nahm ein weiteres Glas vom Regal hinter sich und schenkte in beide Wein ein.
    »Diese absolute Hartnäckigkeit von unser aller Freund und Helfer erstaunt mich«, sagte Harry. Sein Lächeln war von einer Spur herzlichen Hohns gekennzeichnet. »Ich habe nichts dagegen, nur würde ich meinen, Sie hätten doch vielleicht interessantere Fälle zu bearbeiten.« Er nippte an seinem Wein und schnalzte anerkennend mit der Zunge.
    »Liebe Güte, Harry! Was könnte wohl interessanter sein als ein hochkultivierter Psychopath mit einem Haufen Zaster?«
    »Liebe Güte, Richard! Sagen Sie mir’s, wenn Sie einen finden. Ich würde aber meinen, selbst das wird nach einer gewissen Weile langweilig.«
    »Glauben Sie bloß das nicht! Wir überprüfen jetzt, ob die Kinder, die Sie entführt haben, Ihre Stimme identifizieren können.«
    »Tatsächlich? Na, und wo sind sie?« Harry tat so, als würde er hinter der Theke nachsehen, im Raum umher, unter den Barhockern.
    Mungo knurrte wieder leise.
    »Nein! Keiner da außer Mungo.«
    »Es ist ein Tonband, Harry.«
    Harry zog fragend die Augenbrauen hoch. »Wo haben Sie mich denn auf Band aufgenommen?«
    Jury wünschte, der andere würde ein wenig echte Überraschung an den Tag legen. »Als ich das letzte Mal hier war.« Eine Lüge.
    »Nein! Soll das heißen, Sie kamen verkabelt hier herein?« Harry lachte. »Ich wollte das Wort schon immer mal bei jemandem anbringen.«
    »Ganz genau.«
    Harry tat entrüstet. »Sie vergreifen sich an meinen bürgerlichen Freiheiten. Oder gilt das bloß in den Staaten? So was ist doch sicher illegal.«
    »Ich fürchte, nein, Harry.«
    »Und … was sagen die Kinderchen?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Harry zündete sich eine kleine Zigarre an, erinnerte sich dann, dass Jury ja nicht rauchte, und wedelte den Rauch fort. Jury fand ihn einfach ätzend. Der Kerl war ein Mörder und Kindesentführer, ein Betrüger, ein Fall für die Klapse, aber er wedelte den Rauch fort. »Na, es wird Ihnen nicht gelingen.«
    »Und warum nicht, Harry?« Na los, sag es. Weil ich nicht mit ihnen geredet habe. Sag es!
    »Weil ich nicht dort war.«
    Zum Teufel! »Wo?«
    »Wo? Ich nehme an, es gab Zeit und Ort, wo diese Szene sich abspielte, oder sind Sie jetzt wieder in den zehn Dimensionen?« Harry machte Trevor ein Zeichen. »Der Wein ist superb.« Dann zu Jury: »Sie wollen aus allem ein Geheimnis machen. Wahrscheinlich können Sie gar nicht anders. Woran arbeiten Sie dieser Tage denn gerade?«
    Trevor schenkte beiden nach und ging ans andere Ende des Tresens.
    »Das ist Sache der Polizei.«
    »Ach, und da tun Sie wieder so insidermäßig, Superintendent. Würde ich mir die Mühe machen zu fragen, wenn es keine Sache der Polizei wäre?«
    »Lauter Nullachtfünfzehn-Morde. Nicht annähernd so interessant wie Ihrer.«
    Harry schnalzte mit der Zunge. »Ich sage Ihnen immer wieder, ich habe niemanden ermordet.«
    »Und ich glaube Ihnen immer noch nicht. Chief Inspector Dryer glaubt Ihnen ebenfalls nicht. Denken Sie bloß nicht, er hätte den Fall abgehakt.«
    »Ah, ja. Er erschien mir äußerst intelligent, vermutlich mehr als Sie. Aber bei Weitem nicht so soigniert.«
    »Danke.«
    »Also, worum geht’s hier? Erstechen? Erschießen? Erdrosseln?«
    Jury blieb die Antwort schuldig. Stattdessen fragte er: »Waren Sie schon mal in einem Klub mit dem Namen Dust?«
    »Sie meinen, dieses Lokal in Clerkenwell? Das ist doch einer von diesen angesagten Klubs mit verrückter Live-Musik, wo man wirklich die Sau rauslassen kann. Wo die Barkeeper in zerrissenen T-Shirts herumlaufen und so weiter.«
    »Ein Hotel auf der anderen Seite der Clerkenwell Road –«
    »Das Zetter. Das große Z. Dort habe ich schon im Restaurant gegessen. Fabelhaft.« Er sah auf die Uhr. »Hätten Sie Lust?«
    »Nein, danke. Ich habe einen Haufen Papierkram zu erledigen, das ist mir lieber. Versuchen Sie, da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben?«
    Harry lächelte. »Kaum. Aufgehört haben wir damit, dass ich ein psychopathischer Killer bin. Was nicht zutrifft. Nein, ich dachte einfach an ein gutes Plätzchen zum Abendessen.«
    Mungo schob sich unter dem Barhocker hervor und schaute zu Jury hoch. Wäre der sich nicht sicher gewesen, dass Hunde nicht genervt die Augen verdrehen konnten, hätte er schwören mögen, Mungo hätte genau das soeben getan. Der Hund trollte sich wieder unter den Hocker.
    »Dort hat sich der Mord zugetragen, im Zetter.«
    »Wurde jemand erschossen?«
    »Richtig.«