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Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen

Titel: Inspektor Jury laesst die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matha Grimes
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schreiben? »Ich meine, nicht wissenschaftlich. So großartig ist es nicht. Ich recherchiere im Hinblick auf ein Buch, aber das ist schon alles.«
    Olivia lachte. »Ich würde sagen, das reicht schon!«
    »Kurt Brunner dagegen ist ein glühender James-Verehrer. Sie haben ihn doch kennengelernt, nicht?«
    Melrose nickte, während Roderick angelegentlich die Zimmerdecke mit den üppig über alle vier Ecken quellenden Engelchen betrachtete. »Das ist vielleicht auch der Grund, weshalb Billy Lamb House angemietet hat. Interessanter Bursche, dieser Brunner«, sagte Roderick und runzelte nachdenklich die Stirn, als hätte er vorher noch nie darüber nachgedacht. »Ein Deutscher. Aus München oder aus Berlin, glaube ich. Noch einen?«
    Er hatte sich aus seinem Sessel erhoben und griff nach Melrose’ Glas. Dann nahm er das von Olivia und ging an den Getränketisch hinüber.
    »Kennen Sie Rye denn?«, fragte sie.
    »Bloß das, was ich seit meiner Ankunft dort gesehen habe.« Er hoffte, das Gespräch würde nun nicht etwa zu einem Gespräch über die umliegende Landschaft verflachen. »Kurt Brunner hat mich herumgeführt. Ein interessanter Mensch, wie Sie sagten. Was wird er jetzt machen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Olivia. »Vielleicht geht er zurück nach Deutschland.«
    Sie wünschte ihn nach Deutschland zurück: ein für allemal, aus und weg mit einem Menschen, der fünf Jahre lang Angestellter und Freund ihres Sohnes gewesen war. Dabei sollte man eigentlich meinen, Roderick, wenn nicht auch Olivia, hätten Kurt Brunner am liebsten jeden Tag hier gehabt, um von ihm mehr über Billys Leben zu erfahren.
    Melrose fühlte sich stellvertretend für Billy Maples schwer getroffen. Er schien nicht sehr stark in die Gefühlswelt dieser beiden Leute eingedrungen zu sein. Eine von James’ Erzählungen, die er gerade las, fiel ihm wieder ein. »The Bench of Desolation«.
    Auf der Bank der Verlassenheit saß hier niemand. Warum?
    Nun, du liebe Güte, schließlich handelte es sich nicht um das größte Mysterium aller Zeiten: Viele erwachsene Kinder waren ihren Eltern schlichtweg völlig entfremdet.
    Er saß so auf der Couch, dass er durch die hohen Fenster zu beiden Seiten des Getränketischs sah. Sie – Roderick und Olivia – saßen ihm mehr oder weniger direkt gegenüber und konnten nicht hinaussehen. Was er sah, war das Gesicht des jungen Burschen, dem er draußen begegnet war. Der Junge stand reglos da.
    Während Olivia und Roderick weiter über die Landschaft redeten, die malerische Stimmung von Rye, die Geschichte von Hastings, betrachtete Melrose den Jungen. Er hatte einen unnachgiebigen Blick, nicht unfreundlich, aber entschlossen. Melrose hatte nichts gegen einen gelegentlichen starren Blick, konnte den Jungen jedoch nicht dazu bringen, den Blick zu wenden und zu gehen.
    »Stimmt etwas nicht, Mr. Plant?«
    »Wie bitte? O nein, alles in Ordnung.«
    Olivia wandte sich her, um zu sehen, was vor sich ging, doch bevor sie sich recht umgewandt hatte, verschwand das Gesicht vom Fenster. Sie sah Melrose fragend an.
    »Da war … jemand da draußen, dachte ich.« Ach, wieso hatte er ihr nicht einfach gesagt, was er gesehen hatte? Er wusste es nicht. Außer dass er sich mit Kindern jedes Mal schwertat, sosehr er sich auch bemühte. Irgendetwas hatte er an sich, das bei Kindern diese herablassende Haltung hervorrief. Er selbst betrachtete sich gern als Erwachsenen, an dem sie ihre Kräfte messen konnten. Aber eigentlich war er eher wie ein Seehund, den sie zu dressieren suchten. In seiner Gegenwart verwandelten sie sich in die überheblichsten kleinen Geschöpfe. Dies alles war in jenem Augenblick in dem Gesicht am Fenster mehr oder weniger konzentriert vorhanden: Bei Melrose glotzten sie. Bei anderen Erwachsenen verschwanden sie.
    Roderick wandte sich um. »Wahrscheinlich ist es bloß Malcolm.«
    Jurys Stimme: »Sie sollten mit Malcolm sprechen.«
    Er hatte es unterlassen, Melrose mitzuteilen, dass es sich bei Malcolm um ein Kind handelte. Aus Rodericks Tonfall war klar herauszuhören, dass Malcolm nicht das Kind der beiden war.
    »Wer ist Malcolm?«
    »Unser Neffe«, erwiderte Olivia. »Der Sohn meiner Schwester. Sie ist gerade … sagen wir, an einem schwierigen Punkt. Malcolm lebt jetzt seit zwei Jahren bei uns.«
    Roderick lachte. »Zwei Jahre würde ich wohl kaum als Punkt bezeichnen, Olivia. Es ist eher eine ganze gemalte Fläche, nicht?«
    Was für ein Glück! »Apropos gemalte Fläche, im Foyer ist mir der großartige Klimt

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